Après-Ski

Après-Ski

M/f Spanking, Sex, Oral

 
Irgendwo in den tiroler Alpen. Ein dichter Schneesturm umtobt ein einsam stehendes altes Haus, das sich malerisch an einen ringsum bewaldeten Hang schmiegt. Das hölzerne Obergeschoss des Gebäudes ruht auf einem Sockel aus vermauerten Bruch- und Feldsteinen. Der Wind rüttelt an Fensterläden und den Dachschindeln, und man hat das Gefühl, dass das Bauwerk den Elementen schutzlos ausgeliefert ist. Doch das Haus steht hier schon seit fast 150 Jahren, und hat Schlimmeres gesehen.
Dennoch: der Neuschnee liegt mittlerweile fast einen halben Meter hoch, und die Schneedecke ist unberührt. Bis auf die Spuren von zwei Paar Skiern, die aus dem Wald heraus, einem Forst- und Waldweg folgend bis zur Veranda des Hauses führen. Auch diese Spuren werden in ein paar Minuten nicht mehr zu sehen sein, wenn es so weiter schneit, doch den beiden Personen im Haus ist das jetzt herzlich egal.

Max

Mein Blick fällt durch das kleine, vom hölzernen Fensterkreuz in vier Quadrate geteilte Fenster. Offenbar hat es endgültig aufgehört zu schneien. Ich kann den jetzt wolkenlosen Himmel sehen, pechschwarz, doch gesprenkelt mit den Lichtpunkten unzähliger Sterne. Der Mond taucht die tief verschneiten Berge um uns herum in ein eiskaltes bläuliches Licht. Mir wird bewusst, dass man hier oben viel mehr Sterne sehen kann, als unten in den Städten, wo ihr dezentes Schimmern von der allgegenwärtigen Straßenbeleuchtung übertönt wird. Inzwischen redet man schon von Lichtsmog. Licht als schädliche Emission, ähnlich wie die anderen Dinge, die an sich Grundlage für Leben sind – Wärme, Licht und Nahrung, die der Mensch inzwischen in einem Maß selbst erzeugt, dass er seiner Umwelt auf eine Art und Weise schadet, die ihm letztendlich die eigene Lebensgrundlage entziehen wird. Fatalistisch wie sie anmuten, sind diese Gedankengänge doch eine willkommene Abwechslung von den anderen Themen, die aktuell sehr drängend mein Denken dominieren.

Ich denke, ich sollte ins Bett gehen. Ich bin ziemlich müde.“
Beeindruckender Satz, ich weiß. Und eine glatte Lüge obendrein, denn in Wahrheit bin ich hellwach. Aber dieser Satz stellt das Ergebnis des der Sternbeobachtung vorangegangenen, immerhin fast zehnminütigen Denkprozesses dar, und etwas Besseres ist dabei nicht heraus gekommen. Es gibt diese Momente im Leben, die kann man am Besten mit Weggabelungen vergleichen. Menschen treffen ständig Entscheidungen, aber die meisten fallen doch eher in die Kategorie der profanen Alltagsalternativen. Nehme ich jetzt Pommes oder Bratkartoffeln dazu? Manchmal weiß man selbst bei derartigen Entscheidungen, dass es besser wäre, stattdessen die dritte Option zu wählen, nämlich den Salat. Man kann halt auch nicht immer nach Lust und Laune entscheiden. Oder sagen wir, die hedonistische Variante bedeutet langfristig betrachtet nicht zwangsläufig die beste aller Möglichkeiten.

Aber dann gibt es auch die Art Entscheidungen, von denen ich vorher gesprochen habe. Solche, die mehr wie Weggabeln sind. Je nachdem, wie wir wählen, bringen wir die Geschichte auf einen anderen Pfad. Und auf diesem Pfad bleibt man dann eine Weile. Das sind die Momente, in denen wir mit einer einzelnen Entscheidung die Zukunft verändern - für eine gewisse Zeit, oder möglicherweise für immer.

Und ich habe so das Gefühl, dass diese Entscheidung hier in die zweite Kategorie fällt. Nicht, dass die Gabelung an dieser Stelle jetzt schon offensichtlich gewesen wäre, und vielleicht hatte Katha es auch noch gar nicht wahr genommen. Aber wenn wir jetzt weiter hier auf der Couch im einzigen wirklich beheizten Zimmer des alten Hauses sitzen bleiben, aneinander gekuschelt und die Wärme des anderen genießend, wenn wir dann noch die zweite Flasche Wein öffnen, dann kann man davon ausgehen, dass der Rest des Abends und die Nacht später im Anschluss einen ganz bestimmten Verlauf nehmen werden.
Aus diversen Gründen halte ich es an der Stelle für besser, mich sozusagen erst einmal für den Salat zu entscheiden, bevor ich mir im Klaren darüber bin, ob ich mir an den Pommes nicht den Magen verderben werde.

Katha heißt eigentlich Katharina, und sie ist der Anlass für diese Gedanken. Gerade fläzt sie halb neben, halb auf mir auf dem alten Sofa, mit dem Rücken gegen meine Brust gelehnt. Dabei beugt sie ihren Kopf zurück, um mich von unten herauf ansehen zu können. Der Duft ihrer frisch gewaschenen honigblonden Haare steigt mir in die Nase jedes mal, wenn sie sich bewegt. Dann verwirbelt sie die Luft im Zimmer und dieser Duft erzeugt weiter unten in meinem Bauch einen Knoten aus heiß glühendem Eis.

Jetzt haben manche Entscheidungen zudem den Haken, dass man sie so gesehen gar nicht alleine treffen kann, weil es anders als bei der Beilagenwahl jemanden gibt, der auch noch ein Wörtchen mitzureden hat. Pommes treffen keine Entscheidungen für Dich. Gut, es gibt Burger, die besitzen diese Macht, vor Allem wenn gebratener Speck im Spiel ist, aber das ist dann eine andere Sache.

Gute Idee“, erwidert Katha und schmiegt sich noch fester an mich. Dabei räkelt sich genüsslich. „Zu Dir oder zu mir?“, fügt sie gurrend hinzu. Soviel also zu der Frage, ob sie die Situation hier ähnlich empfindet wie ich.
Den Reißverschluss ihrer Kapuzenjacke hat sie schon vor einer ganzen Weile geöffnet, um sich der Temperatur im Raum anzupassen. Der Kachelofen läuft ja mittlerweile seit einigen Stunden auf vollen Touren. Unter der Jacke trägt sie ein helles T-Shirt. Und darunter kann ich die Form ihrer vollen Brüste erahnen. C-Körbchen, nehme ich an. Oder eher B und ein Push-Up. Wahnsinn, was dieses früher eher drahtig zierliche Mädchen für Formen bekommen hat. Auch das Gesicht ist der Hammer inzwischen. Mir ist vorhin schon aufgefallen, dass sie sich die Augen geschminkt hat - Wimpern und Lidstrich, dunkel, aber dezent. Ansonsten ist alles Natur. Sie hat immer noch diese helle, fast ätherisch wirkende Haut, was durch die Handvoll Sommersprossen um ihre Nase sehr ansprechend betont wird. Ich erinnere mich an früher, da wirkte ihre Nase immer ein bisschen zu groß in ihrem Kindergesicht, und ihr Mund schien nur aus riesigen Schneidezähnen zu bestehen, aber inzwischen hat sich alles zu einem ebenmäßigen Ganzen ausgewachsen. Damals war sie süß, auf eine koboldhafte Weise. Heute ist sie - und es fällt mir immer schwerer zu ignorieren - schön. Auf eine fast elfenhafte Art, könnte man sagen, um im Genre zu bleiben.

Und Stopp. Das ist genau der Themenkomplex, den ich gerade versuche aus meinem Kopf fern zu halten. Solange es denn noch der Kopf ist, der Entscheidungen trifft. Denn der Knoten im Bauch ist mittlerweile explodiert, die heiß glühenden Splitter stecken überall in meinen Eingeweiden und verursachen im ganzen Körper ein Kribbeln, das sich gewaschen hat. Ja, es hat sich viel verändert, seit sie ihre Pubertät endgültig hinter sich gelassen hat, zumindest körperlich.

Und das ist genau das Problem, also das eine Problem. Nicht ihr Alter, denn sie ist letztens 18 geworden. Nein, es ist einfach so, dass ich dem Frieden hier nicht so richtig trauen mag. Denn da kenne ich dieses Mädchen nämlich auch ganz anders. Als Teenager war sie eine echte Plage. Und selbst heute gab es so ein paar Momente, wo ich nicht wusste, ob ich sie lieber küssen oder ihr den Hintern versohlen wollte. Vermutlich erst das andere, dann das eine, muss ich mir eingestehen, wenn ich ganz ehrlich bin, denn auch dieser Körperteil hat sich ausgesprochen gut entwickelt an ihr. Und das gehört jetzt schon wieder definitiv in den Themenbereich, an den ich jetzt nicht weiter denke. Punkt.

Ich atme tief durch, und schüttele den Kopf, um die alles andere als jugendfreien Bilder zu vertreiben, die sich dort zu entwickeln beginnen.
Jeder zu sich, würde ich vorschlagen“, entgegne ich bemüht sachlich.
Echt jetzt? Des kannst net ernst meinen.“ Sie kneift kritisch die Augen zusammen. Ihr Gesicht nimmt einen ernsten Ausdruck an. Dieses ungewohnt hübsche Gesicht mit diesen so unfassbar vertrauten Zügen.

Und hier kommen wir zum anderen, zum eigentlichen Problem: Wenn Katharina nur irgendein Mädchen wäre, das ich erst heute hier oben kennen gelernt hätte, dann hätte sie vermutlich schon lange keine Jacke und auch kein Shirt mehr an. Aber sie ist eben nicht irgendein Mädchen, das ich gerade erst kennengelernt habe. Wir kennen uns vielmehr schon seit über fünf Jahren. Sie ist Julians Schwester. Und Julian ist mein bester Freund. Er und ich haben vorletztes Jahr zusammen Abitur gemacht, und anschließend gemeinsam unseren Zivildienst „beim Kreuz“ absolviert. In weniger als zwei Monaten werden wir zum Sommersemester beide anfangen zu studieren. Er in München, ich in Berlin. Das hier ist als unsere Abschiedstour geplant gewesen. Und irgendwie habe ich so das Gefühl, dass er so gar nicht happy wäre, wenn ich mit seiner kleinen Schwester im Bett landen würde. Grundsätzlich nicht - vermutlich gibt es so etwas wie ein ungeschriebenes Gesetz, dass man nicht die Schwester seines besten Freundes fickt - und Jules im Speziellen neigt zu einem ausgeprägten Konservativismus, was solche Dinge angeht.

Und dann ist da ja auch die Frage, wie es weiter geht. Diese Woche und auch die Zeit danach, natürlich. Ich hoffe immer noch, dass die blöde Straße morgen wieder offen ist. Und dann sind wir nicht mehr alleine hier oben. Ich denke, dass es mit Katharina keine einmalige Sache wäre und ich mag mir nicht vorstellen, wie das funktionieren soll, wenn dann ab morgen Julian wieder da ist. Und zur Krönung auch noch als letzte im Bunde Frau Becker, Jules' und Kathas Mutter. Wie soll der Rest der Woche ablaufen? Julian und ich hatten viel vor. Wollten eine Tour zusammen machen, aufsteigen bis zum Gletscher. Viel Zeit zusammen verbringen, nur wir beide. Sorry, Jules, Deine Schwester kommt jetzt überall mit, wie früher, erinnerst Du Dich? Ich stehe nämlich auf sie. Frau Becker, sie können das Bett im Gästezimmer abziehen, das brauchen wir nicht mehr, ich schlafe den Rest der Woche bei ihrer Tochter...

Ich habe ein ausgesprochen gutes Verhältnis zu Julians und Katharinas Mum, aber den Gesichtsausdruck, wenn Katha und ich ihr erzählen, dass wir ein Paar sind, den mag ich mir jetzt lieber nicht vorstellen. Und das ist noch der einfache Teil. Sollte sich hier etwas entwickeln, kommt ein ganz anderes Problem auf uns zu. In wenigen Wochen werden uns gute 700 km räumliche Distanz voneinander trennen. Und welche Probleme mit einer Fernbeziehung einhergehen, weiß ich mittlerweile aus eigener Erfahrung nur allzu gut.

Katha, hör mal... es war ein wirklich schöner Abend, erstaunlicherweise. Vor Allem wenn man bedenkt, was heute schon alles für ne Scheiße passiert ist. Und ich mag Dich wirklich“, was angesichts unserer Vorgeschichte ebenso erstaunlich ist, denke ich mir, ohne es auszusprechen, „Aber Du weißt ja, Jules ist mein bester Freund, und Du bist halt immer noch seine Schwester.“

Leider gibt mir ihre Reaktion recht, was den ersten Teil meiner Sorgen angeht. Ein Ruck fährt durch ihren Körper, ich spüre, wie sich ihre Muskeln versteifen, bevor sie wütend aufspringt und aus dem Zimmer stürmt. Frau Beckers Nippes-Figuren auf dem Board am Kachelofen machen einen Satz, als Katha krachend die Tür hinter sich zu schlägt. Ein paar Sekunden später reißt sie die Tür erneut auf, um mir ein zorniges „Max, Du bist so ein verschissener Feigling!“ entgegen zu schleudern, und danach die Tür nochmals mit nachdrücklicher Wucht zuzuschlagen. Die Figuren auf dem Brett tanzen jetzt förmlich. Ja, genau so kenne ich sie noch von früher. Euphemistisch könnte man das als temperamentvoll bezeichnen. Im Moment liegt mir allerdings eher ein anderes Wort auf den Lippen. Eines, das mit Z beginnt, und -icke endet.

Schade, dass die Stimmung auf diese Weise zerstört worden ist. Aber gut, manches soll eben nicht sein, und tatsächlich erhebe ich mich zwar leicht bedauernd vom Sofa, auf dem wir die letzte Stunde beisammen gesessen sind, und unsere neu gefundene Innigkeit genossen haben, aber mit dem tröstenden Gefühl, letztendlich doch die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Es heißt ja oft abfällig, Männer denken immer mit dem Schwanz. Bei Frauen heißt es eher, die denken mit dem Herz. Ich halte es an sich für den besten Ansatz, zum Denken das Hirn zu verwenden, wenn es um Entscheidungen geht, weil das nun mal das dafür vorgesehene Organ ist.

Doch wie gesagt, ist das Problem bei gewissen Entscheidungen manchmal, dass man sie nicht alleine trifft, und sich darum nicht sicher sein kann, wer wann genau was tatsächlich entscheidet. Aber bevor ich vorgreife, drehen wir die Uhr erst einmal ein gutes Stück zurück. An einem Tag kann viel passieren, und ohne zu wissen, was an diesem Tag alles passiert ist, und ohne die Vorgeschichte zu kennen, ist es nicht ganz einfach zu verstehen, wie es zu dem hier gekommen ist, und zu dem, was noch kommen sollte, und was mir dazu alles durch den Kopf geht im Moment.

Fangen wir mit dem Zurückstellen vielleicht mal mit dem Kalender und nicht mit der Uhr an, also bei Julian, Katharina und mir. Julian und ich kennen uns jetzt seit etwa fünf Jahren, seit er damals in der Zehnten neu in unsere Klasse gekommen ist. Davor haben die Beckers in München gewohnt, und für ihn dürfte es wohl einem umgekehrten Kulturschock gleich gekommen sein, sich als 15jähriger plötzlich in einer württembergischen Kleinstadt wieder zu finden. Er hat sich oft genug darüber beklagt, nicht mehr in der Großstadt zu leben. Wobei man das großstädtische Niveau Münchens sicher auch diskutieren könnte, aber das ist ein anderes Thema. Sicher ist doch, dass egal in welchem Bereich, München in einer völlig anderen Liga spielt als unser Kaff in der schwäbischen Provinz, wohin es ihn zusammen mit seiner Familie verschlagen hatte.

Und ich fühlte mit ihm, glaubt mir. Ich hatte zu dem Zeitpunkt schon seit ein paar Jahren bemerkt, wie mir meine Heimatstadt langsam aber sicher zu eng wurde, und zu drücken begann wie ein paar alte Schuhe, aus denen man langsam heraus wächst. Für mich war es darum geradezu eine Offenbarung, als Julian zu mir in die Klasse kam. Endlich ein Junge, der sich genau so wenig um Fußball, Musikverein und das Tunen von Mofas scherte wie ich, und mit dem ich mich über all die anderen Dinge unterhalten konnte, die jenseits der Interessen unserer übrigen Mitschülern lagen, und deren Horizonts. Ich glaube, für uns war es so etwas wie Liebe auf den ersten Blick. Es dauerte keine Woche, und wir waren unzertrennliche beste Freunde.

Liebe auf den ersten Blick ist dann vielleicht doch etwas dick aufgetragen, aber wie dem auch sei, es erklärt vielleicht mein Unwohlsein bei der Vorstellung, jetzt mit seiner Schwester rumzumachen. Zudem kann ich so auch auf den anderen Punkt hinaus. Mit Katharina war es für mich nämlich eine ähnlich intensive, wenn doch gänzlich gegenteilige Erfahrung. Ich gebe es zu, manchmal habe ich sie regelrecht gehasst. An guten Tagen konnte ich mich dazu durchringen, sie nur laut, anstrengend, nervig, verzogen und alles in allem lästig zu finden. An schlechten Tagen dagegen...

Das Problem war einfach, wo Julian und ich waren, da wollte auch seine drei Jahre jüngere Schwester sein. Und oft hatte er sie eben einfach offiziell an der Backe, da Frau Becker voll berufstätig war. Ich sage es mal vorsichtig, Katha war kein einfacher Teenager. Darum hatte sie zunächst auch nicht viele Freundinnen in der neuen Stadt. Und aus dem Grund versuchte sie oft, sich an uns dran zu hängen, denke ich mir. Das wäre ja o.k. gewesen, wenn sie einfach irgendwie mitgelaufen wäre, wie es mein kleiner Bruder ab und zu tat, aber das war nicht Kathas Art. Oh nein, wenn Ihro Gnaden Prinzessin Katharina irgendwo beteiligt war, dann wollte sie bestimmen, und wenn man sie nicht ließ, gab es Ärger. Zudem suchte sie andauernd die Aufmerksamkeit ihres Bruders. Und auch hier gab es Ärger, wenn sie nicht bekam, was sie wollte.

Das Spektrum von Kathas Ärger machen reichte von demonstrativem Schmollen über massive Trotzigkeit und Wutanfälle bis hin zu der offenen Erpressung, uns zu verpetzen. Eine Drohung, die sie mehr als einmal wahr gemacht hat. Manchmal beschränkte sie sich auch darauf, uns nur zu ärgern oder zu stören, bei was wir auch immer gerade taten. Wenn wir sie zum Beispiel aus Julians Zimmer ausgesperrt hatten, unter dem Vorwand, in Ruhe gemeinsam an einem Referat für die Schule arbeiten zu können, um uns dem eigentlichen Projekt zu widmen (wie z.B. ein Ab-18-Spiel an Julians PC , das für kleine Mädchen nun wirklich überhaupt nicht geeignet war), dann konnten wir fast sicher sein, dass sie regelmäßig an die Zimmertür hämmerte oder demonstrativ draußen auf der Terrasse vor Julians Fenster herum lungerte.

Das änderte sich ein wenig, als sie endlich selbst Anschluss in ihrer Klasse fand, und in dem Maße, in dem ihre Pubertät fortschritt. Interessant, weil ein scharfer Kontrast, waren die Phasen, in denen wir in ihren Augen total blöd waren, und sie es vorzog, nicht mehr mit uns zu sprechen. Einmal hat sie das einen ganzen Monat lang durchgezogen. Was habe ich diese vier Wochen Ruhe damals genossen.

Später kam dann die Zeit, in der sie ständig von einem Schwarm gleichaltriger Mädchen umgeben war, die bei Beckers zuhause das Wohnzimmer okkupierten, den Zugang zur Playstation blockierten, und die jedes mal in zwischen peinlich berührt und hysterisch changierendes Gekicher ausbrachen, wenn Julian und ich da auftauchten. Ich denke, auf lange Sicht war es Julian deutlich weniger unangenehm als mir. Ich weiß mit Sicherheit, dass er seine drei ersten Freundinnen aus diesem Pool rekrutiert hat. Und es ist auch ein Beispiel für dieses sprühende Charisma, das so etwas wie ein Familienmerkmal der Beckers zu sein scheint.

Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, habe ich das alles vielleicht doch zu einseitig beschrieben. Tatsächlich gab es auch Tage, die wirklich gut waren. Tage, an denen der Hormonsturm sich legte, und man mit Katharina fast reden konnte, wie mit einem ganz normalen Menschen. An solchen Tagen mochte ich sie sogar. Ein bisschen. Fast... Aber bereits damals habe ich erkannt, dass sich unter dieser honigblonden Mähne und hinter der Teenager-Prinzessinnenfassade ein ziemlich helles Köpfchen eines durchaus liebenswerten Menschen versteckte. In der Regel gelang ihr jedoch mit beeindruckendem Erfolg, diese Tatsache zu verbergen.

In den letzten beiden Jahren habe ich nicht mehr viel von ihr mitbekommen. Als Julian und ich unseren Zivildienst antraten, bekamen wir eine Dienst-WG in der Nähe der Station gestellt. Damit entfiel die Notwendigkeit, Beckers Wohnzimmer tagsüber als elternfreie Zuflucht zu benutzen, und ich sah Katha allenfalls mal flüchtig, wenn ich Julian nach einem Wochenendbesuch abholte, oder wenn man sich zufällig in der Stadt traf. Sie war nicht mehr Teil meines Lebens, und darüber war ich nicht unglücklich. Natürlich blieb sie Teil Julians Lebens. Und soweit er darüber sprach, konnte man hören, dass sich das Verhältnis der beiden stark verbessert hatte, seit er daheim ausgezogen war. Und das sollte ich an dieser Stelle auch noch sagen, er war da sehr froh darüber. Denn Julian liebt seine Schwester.

Nichtsdestotrotz, und das bringt uns jetzt ein gutes Stück weiter in Richtung Gegenwart, war ich alles andere als begeistert, als wir vor zwei Wochen die letzten Details unseres lange geplanten Ski-Urlaubs besprachen, und Julian mir eröffnete, dass wir nicht alleine im Haus sein würden.

Die Beckers besitzen dieses Chalet in den österreichischen Alpen. Eigentlich ist es eher ein alter ehemaliger kleiner Bergbauernhof, „Das Chalet“ wird es halt im Familienjargon genannt. Ich glaube, Julians Opa hat den Hof seinerzeit gekauft, und die Beckers haben diesen über die Jahre renoviert und ausgebaut. Heute bietet er genug Platz für eine Gruppe von bis zu neun Leuten. Zur Not sogar 15, wenn man sie ordentlich schichtet. Etwas, das wir im erweiterten Freundeskreis schon oft ausgenutzt haben. Eine Selbstversorger-Hütte, die keine Miete kostet, in unmittelbarer Nähe eines bekannten Skigebiets, das war für uns natürlich eine unwiderstehliche Einladung. Aber dieses Mal wollten Julian und ich eigentlich unter uns sein. Als krönender Abschluss dieser Lebensphase, bevor sich unsere Wege zumindest räumlich trennen sollten. Und wir hatten viel vor, hatten wie gesagt diese Skitour geplant, bis hoch zum Gletscher. Ich hatte mir extra Tourenski geliehen.

Nur hatten wir das nicht zu Ende gedacht. Es sind nämlich Faschingsferien. Für uns beide schien es logisch, über Fasnacht zu verreisen, wir beide sind nicht so die Fans vom euphemistisch als 'närrischer Trubel' bezeichneten kollektiven Massenbesäufnis in unserer Stadt. Darum versuchen wir eigentlich immer, in dieser Zeit woanders zu sein als daheim. Aber Katharina und Frau Becker gehen halt beide zur Schule. Katharina ist jetzt in der 12. Klasse, Frau Becker ist Lehrerin, genaugenommen inzwischen Konrektorin, an dem anderen Gymnasium im Ort. Natürlich sind die beiden für Urlaube auf die Schulferien angewiesen. Und immerhin ist es ihr Haus.

Verschieben konnten wir unseren Urlaub nun auch nicht mehr, also mussten wir wohl oder übel der Tatsache ins Auge blicken, dass aus dem geplanten Männerurlaub nun ein Familienurlaub der Beckers plus Max wurde. Die Vorstellung, eine Woche unter einem Dach mit Katharina zu verbringen, dämpfte die Vorfreude auf meiner Seite erheblich. Allerdings hatte die Sache zumindest ein Gutes. Frau Becker war eine großartige Köchin, und das bedeutete, das kulinarische Niveau unseres Ausflugs würde erheblich steigen. Dazu kam, dass sie anbot, mich komplett einzuladen, finanziell meine ich, also Reisekosten, Liftkarte und Verpflegung. Auch für sie hatte die Sache nämlich ein Gutes. Ihr Mann war mal wieder auf Geschäftsreise und sie selbst hasste es von Herzen, den großen Familienkombi im Winter erst über den Arlberg (Den Tunnel drunten durch hasste sie noch mehr), und später den steilen Waldweg bis hinauf zum Haus zu steuern. Insofern gewannen wir auf diese Weise eine Köchin, und sie einen Fahrdienst. Julian war froh, die Hälfte der Fahrt auf mich abzuwälzen. Und das Skigebiet war groß genug, dass man sich dort dann nicht auf die Nerven gehen würde. Der einzige Pferdefuß blieb Katharinas Anwesenheit. Katha war eine ausgesprochen gute Skifahrerin, hatte ich gehört, und so befürchtete ich, dass sie wie früher versuchen würde, sich an uns dran zu hängen, anstatt mit ihrer Mutter zu fahren, die es auf der Piste eher gemächlich mochte.

Doch es sollte dann nochmal ganz anders kommen. Was uns zum heutigen Tag bringt. Wir sind gestern Abend hier angekommen, und Julian hat schnell festgestellt, dass dem Haus die sechs Wochen, die es seit den Weihnachtsferien leer gestanden hat, nicht gut bekommen sind. Das Gebäude steht soweit ich weiß in großen Teilen schon seit über 150 Jahren hier auf diesem Platz. Andere Teile sind jüngeren Datums, wie zum Beispiel die Elektrik, und ich habe manchmal das Gefühl, das alte Gemäuer stößt seine modernen Implantate einfach ab. Jedenfalls war schnell klar, dass mit dem Strom etwas nicht in Ordnung war, und nach einer kurzen Ursachensuche fand Jules heraus, dass es am Generator lag, das Haus war nämlich nicht ans dörfliche Stromnetz angeschlossen worden damals, sondern bezog seine Energie aus einem eigenen kleinen Wasserkraftwerk ein paar Meter bergaufwärts. Und dass wir Ersatzteile brauchen würden, die selbst in der an sich üppig ausgestatteten Werkstatt des Hauses nicht vorrätig waren. Das bedeutete, dass Morgen eine Fahrt ins Tal anstand, vermutlich bis nach Imst, da Julian bezweifelte, dass er in dem kleinen Laden unten im Dorf derart spezielle Teile bekommen würde.

Und so kam es dann zustande, dass ich heute morgen mit Katha, und nicht wie geplant mit Julian auf der Piste stand. Julian war wie angekündigt nach Imst gefahren, um Teile für den Generator zu kaufen, und Frau Becker hatte ihn begleitet, um sich für die Woche mit Lebensmitteln einzudecken, und bei der Gelegenheit gleich eine Bekannte unten im Dorf zu besuchen.

Katharina hatte beim Frühstück mächtig gequengelt, dass sie doch wohl zum Skifahren hier wäre, und Frau Becker hatte vorgeschlagen, dass Katha doch einfach mit mir losziehen sollte. Julian hatte diesen Vorschlag für mich überraschend unterstützt, vermutlich mit dem Hintergedanken, dass ich ein Auge auf seine Schwester haben würde, auch wenn er sich natürlich hütete, das auszusprechen.
Nicht anzudeuten, dass Katha womöglich einen Babysitter nötig gehabt hätte.

Es ist schwer zu beschreiben für jemanden, der selbst kein Wintersportler ist, dieses Gefühl, wenn man zum ersten Mal seit fast einem Jahr wieder oben auf einem Zweieinhalbtausender steht, die eisige, klare Februarluft atmet, den Blick über die Weite der umliegenden Gipfel schweifen lässt, unter sich die geschlossene Wolkendecke, die von hier wirkt wie ein trübes Meer, und die das hässliche ausgeblichene Braungrün der Täler und des Alpenvorlandes gnädig bedeckt. Und hier oben alles strahlend weiß ist, bis auf die Felsen, die sich in warmen Grautönen scharf abheben, und dem fast unwirklichen Blau des wolkenlosen Himmels. Man kommt sich fast vor wie auf einem fremden Planeten, spärlich besiedelt von ein paar Astronauten in ihren Raumanzügen. Die von Aluminium, Sichtbeton und getöntem Glas dominierte Architektur der alpinen Zweckbauten und das Design der Pistenraupen passen übrigens hervorragend in dieses Bild.

In solchen Augenblicken spüre ich eine innere Ruhe, die andere oft vergeblich mit grünem Tee, Yoga oder Meditation zu erreichen suchen. Diese Ruhe hält dann einige Minuten, bevor sie vom Kribbeln der Vorfreude verdrängt wird. Die Vorfreude auf den Adrenalinrausch, wenn man diese glitzernden Hänge mit gut 70 km/h hinab brettert. Ja, ich war noch nie ein Freund von halben Sachen.

Ich bin mir sicher, Katha hat diese Ruhe auch gespürt, denn in diesem Moment waren wir versöhnt, haben beide unsere winterbleichen Gesichter mit geschlossenen Augen der Februar-Sonne entgegengestreckt, und den Moment voll ausgekostet. Dann haben wir die Brillen aufgesetzt, die Jacken geschlossen, und sie hat mich angegrinst.
Back mers!“ und weg war sie, den Hang hinunter geschossen. Wenige Augenblicke später war ich hinter ihr her, und es mag sein, dass der ein oder andere Alpenjauchzer den Weg über meine Lippen gefunden hat dabei. Zu sagen, ich hätte Mühe gehabt, ihr zu folgen, wäre vermutlich übertrieben, aber ein bisschen imponiert hat es mir schon, wie sie vorgelegt hat. Ich kenne nicht viele Mädchen, die so fahren können wie sie.

Wir hatten die Pisten zwar nicht ganz für uns alleine, aber es war doch ziemlich leer hier oben. Das lag wohl daran, dass das Wetter im Tal ziemlich bescheiden war. Und das hält die Schönwetterskifahrer und Tagesausflügler recht effektiv fern. Zudem sollte das Wetter auch hier oben nicht halten. Für den späten Nachmittag war ein Wetterumbruch mit Schnee voraus gesagt. Ein Grund mehr für uns, den Tag voll auszukosten. Mittags kehrten wir nur auf einen kleinen Snack für 20 Minuten ein, und als am Nachmittag die Schneewolken anfingen, sich auch über uns zusammen zu ballen, machten wir uns an die Abfahrt zum Chalet. Das lag zwar etwas abseits des eigentlichen Skigebiets, war aber auf zugegeben nicht ganz legalen Waldwegen von der Mittelstation aus gut per Ski zu erreichen. Bereits auf Höhe der Station fielen die ersten kleinen kompakten, an Styropor erinnernden Flocken und wenige Minuten später waren wir in dicke, gelbstichige Wolken eingehüllt, was verriet, dass es damit nicht getan wäre. Als wir schließlich das Chalet erreicht hatten, wirbelte der aufkommende Wind die inzwischen großen, fetten, feuchten Flocken wild durcheinander, dass ein Epileptiker seine Freude gehabt hätte, und nun, von unten betrachtet, zeigten sich die Wolken bleigrau und düster.

Düster war auch das Chalet. Kein Licht in den Fenstern, kein Rauch aus dem Kamin und kein Beckerscher Familienkombi vor der Tür. Das waren schlechte Neuigkeiten. Denn die einzige richtige Heizung im alten Haus war ein gewaltiger Kachelofen zwischen Stube und Küche. Der wurde mit Holz beheizt, und musste erst einmal angefeuert werden. Und es dauerte dann gefühlt immer Stunden, bis er seine Betriebstemperatur erreichte.
Wir waren beide völlig durchnässt. Von außen vom feuchten Schnee, und von innen, da der Wetterumschwung die Temperaturen um gut acht Grad nach oben geschoben hatte. Und die Abfahrt durch den Wald, insbesondere bei derartigen Sichtverhältnissen war wirklich schweißtreibend gewesen.


Katharina

So, jetzt komme ich also auch mal zu Wort hier, nachdem Monsieur sieben Seiten lang nicht auf den Punkt gekommen ist. Ich hab mal wo gelesen, Frauen sprechen am Tag 20.000 Wörter, Männer nur 7000, und die Hälfte davon hat mit ihrem Stoffwechsel zu tun. Max ist da echt anders. Er spricht am Tag ein ganzes Wörterbuch – zwei an Tagen wo er gut drauf ist.

Ja, der Max. War schon gut heute mit ihm. Ich habe auf der Piste richtig Gas gegeben, und er hat brav mitgehalten. Wäre schön, das zu wiederholen, aber vermutlich wird er ab morgen wieder mit Jules unterwegs sein, und ich habe auf die harte Tour gelernt, dass es nichts bringt, sich da mit hinein drängen zu wollen. Schon komisch. Mit jedem von den zwein für sich genommen kann man ganz gut auskommen. Hab ich heut auch wieder gesehen. Aber wenn sie zusammen sind, mein Bruder und der Max, dann ist man irgendwie automatisch immer das fünfte Rad am Wagen.

Früher war das ein echtes Problem für mich. Nach unserem Umzug hab ich mich erst mal total verloren und alleine gefühlt, vor Allem auch weil Mama da wieder angefangen hat, Vollzeit zu arbeiten. Und dann kommt dieser Max daher, und nimmt mir quasi meinen Bruder weg, meinen einzigen Vertrauten in diesem verschissenen Kaff, in dem wir wegen Papas neuer Stelle gelandet sind.

Papa arbeitet den ganzen Tag, das war nichts Neues, aber Mama jetzt plötzlich auch, und der Bruder hängt nurmehr mit seinem besten Freund ab. Die hatten sich halt echt gefunden. Ein bisschen wie Turk und J.D., falls jemand Scrubs kennt. Nur dass ich nicht sagen kann, wer von den beiden jetzt Turk und wer J.D. war.

Als ich gehört habe, Max soll mit uns ins Chalet fahren diese Ferien, waren meine Gefühle auch eher gemischt, gebe ich zu. Da gibt es nämlich mehr als nur ein Problem dabei.

Es kam damals, so mit 15 oder so, der Punkt, an dem sich meine Sicht der Dinge um 180 Grad gedreht hat. Plötzlich habe ich nicht mehr den Max gehasst, weil er mir Jules weg genommen hat, sondern meinen Bruder dafür, dass er immer Max' ganze Aufmerksamkeit bekommen hat. Ich gebe es einfach mal zu, ich habe doch schon für den ein oder anderen der Freunde meines großen Bruders geschwärmt, es gab ja irgendwann eine ganze Clique um die beiden - und ich glaub auch, das ist irgendwie ganz normales Kleineschwesternschicksal. Aber für keinen anderen Freund meines Bruders, eigentlich für keinen anderen Jungen überhaupt bisher, habe ich so heftig und nachhaltig und eigentlich immer wieder aufs Neue geschwärmt wie für Max mit seinen Wuschellocken und seinen warmen braunen Augen. Man könnte fast soweit gehen zu sagen, ich war den Großteil meiner Teenagerzeit ziemlich heftig verliebt in ihn.

Die Sache war halt, es hat nicht auf Gegenseitigkeit beruht, schätze ich, und diese Missachtung hat mich schon irgendwie verletzt. Und wie es halt so ist als Teenager, wenn man sich in was so richtig rein steigert, wird es davon natürlich nicht besser, sondern schlimmer. Und so wars auch bei uns. Je mehr er mich nicht beachtet hat, desto mehr hab ich um seine Aufmerksamkeit gebettelt, und je mehr ich ihn damit genervt habe, desto mehr hat er mich ignoriert. Ich habe mich mehr als einmal in den Schlaf geweint am Abend, weil ich den Tag über mal wieder in diesem elenden Kreislauf gefangen war, den ich ja selbst scheiße fand, aber aus dem ich einfach nicht heraus gekommen bin. Und rückblickend, so aus der Sicht der Erwachsenen betrachtet, ist mir einiges von dem, was ich damals abgezogen habe, heute mega peinlich.

Das hat an sich erst aufgehört, als Julian aus- und mit Max zusammen in die WG gezogen ist. Da war der Max dann erst einmal aus meinem täglichen Leben verschwunden, und insgesamt ist alles besser geworden. Ich konnte plötzlich wieder mit Julian, und ich hatte irgendwann auch meinen ersten Freund. Alles gut, ich bin geheilt und so.

Also so gesehen an sich kein Ding, heuer mit dem Max in den Urlaub zu fahren. Ich bin ja jetzt erwachsen und keine 16 mehr. Denk ich mir halt so.

So, und dann holen wir gestern also den Max ab, und in dem Moment, wo er zu uns ins Auto steigt, und sich neben mich auf die Rückbank setzt, und ich seinen Duft rieche und ihn ansehe, da mit seinen Locken und dem scharf geschnittenen Profil, bin ich halt doch wieder 16. Es haut mich glatt zwei Jahre zurück, und Zack, bin ich wieder das kleine unsichere kichernde Teenager-Blag, das den tollen Max anhimmelt. Scheiße. Er sieht halt echt auch noch besser aus als früher. Hat so ein markantes Kinn bekommen. Und breite Schultern. Insgesamt eine echt krasse Figur muss ich sagen. Seine Wuschelhaare trägt er jetzt hinterm Kopf zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden.
Zum Glück merkt er es nicht, wie ich ihn anstarre und wie mich dieser Anblick ins Mark trifft. Merkt's nicht, weil er mit Julian redet, der im Auto vor ihm sitzt. Klar, die haben viel zu besprechen, haben sich ja jetzt auch immerhin fast zwei Tage nicht gesehen. Mich beachtet er natürlich nicht. Wenigstens hab ich ein halbherziges kurzes „Hi Katha“ von ihm bekommen. Welches ich vor lauter Verlegenheit nicht mal erwidert habe, fällt mir gerade auf. Aber ihm ist das wurst, und so sieht er wenigstens auch nicht, wie mein Gesicht so knallrot anläuft, dass es überall piekst und zwickt. Wie ich völlig überwältigt von meinen Gefühlen fast das Hyperventilieren anfange, und ein gutes Stück kleiner werde, und wie mit dem allzu vertrauten Gefühl auch die Erinnerung an jede einzelne kleine Peinlichkeit zurück kehrt, die ich mir in den letzten Jahren bei ihm geleistet habe. Ein Glück redet er jetzt mit Mama, die sich auch total freut, ihn mal wieder zu sehen, und die ihn gründlich über seine Familie, sein wertes Befinden und seine Zukunftspläne ausfragt, als ob sie das nicht alles schon von Jules gehört hätte.

Und während das Auto erst über süddeutsche, dann schweizer und zuletzt österreichische Autobahnen dahin gleitet, normalisiert sich erst meine Atmung, und dann im Laufe der Kilometer auch meine Gesichtsfarbe. Vor Allem, als der Max dann ab Feldkirch nicht mehr neben mir sitzt, sondern vorn am Steuer. Aber anstatt dass ich darüber froh bin, knie ich mich voll rein in das Gefühl, denn ich rekapituliere in meiner ganz persönlichen Vorhölle gefangen unentwegt die großen Peinlichkeiten, die Top Drei meiner bisher Persönlichen Peinlichsten Momente Mit Max.

Platz Drei war wohl sein Blick, als meine Mum den beiden damals vier Wochen Playstation-Verbot verpasst hat. Da müssen sie so 16 gewesen sein, und ich hatte Mama aus Rache wegen irgendwas
gepetzt, dass sie so einen Ab-18-Shooter gespielt haben.

Auf Platz Zwei war der Tag, an dem Max mich halbnackt im Bad überrascht hat. Wobei ich sagen muss, dass vor Allem er überrascht gewesen sein dürfte. Vielleicht muss man auch dazusagen, wie es so gekommen ist. In unserem Haus daheim gibt es nämlich zwei Bäder. Eins benutzen meine Eltern, und eins teile ich mir mit Julian. Das Bad hat zwei Eingänge. Einen vom Gang her, und einen direkt von Julians Zimmer aus. Normal sperrt wer drinnen ist, natürlich beide Türen von innen zu.
An dem Tag habe ich wohl irgendwie vergessen, die Tür auf Julians Seite abzuschließen, und ich musste fast eine Stunde in Unterwäsche im Bad rumstehen, bevor der Max endlich herein gekommen ist, weil er aufs Klo musste. Hatte ich mir sexy vorgestellt. War aber dann ein mega peinlicher Moment für uns beide.

Zum allerpeinlichsten Moment ever komme ich dann gleich, auch hier muss ich kurz wieder die Vorgeschichte erklären.
Das war zu der Zeit, als ich gerade mal wieder voll auf den Max abgefahren bin, und dann kam die Steffie ins Spiel. Steffie ist hübsch, hat grüne Augen, lange braune Haare und ist nicht besonders groß. Aber das gleicht sie durch ihre ausgesprochene Kurvigkeit wieder aus. Sie ging damals in die gleiche Jahrgangsstufe wie der Max und mein Bruder, aber auf Mamas Schule, also auf das andere Gymnasium im Ort. Und sie war ne Schlampe. Zumindest hieß es das von ihr. Sie hatte halt früh angefangen, und schon eine ganze Reihe Jungs gehabt, bevor sie 16 war. Und die Sache bei Steffie ist, sie redet recht offen über diese Dinge, und hat nie einen Hehl daraus gemacht, was sie im Bett so getrieben hat, und mit wem. In einer kleinen Stadt spricht sich so was rum, was ihr einen bestimmten Ruf, aber natürlich auch einen Haufen Verehrer gebracht hat. Dann lernt sie den Max kennen, und keine drei Wochen später sind die zwei fest zusammen. Seitdem geht sie wohl nur noch mit ihm ins Bett. Jetzt muss man sagen, dass das dem Max natürlich auch einen gewissen Ruf eingebracht hat. Immerhin ist er so offiziell der Mann, der die Steffie (Genau, die Steffie) gezähmt hat. Zudem hat sie ihre Bereitwilligkeit, den Leuten zu erzählen, was sie im Bett so alles anstellt, nicht etwa abgelegt. Daher weiß man auch, dass der Max offenbar in der Lage ist, ihre durchaus nicht bescheidenen Ansprüche voll zu befriedigen.

Jedenfalls hab ich ihr Mitteilungsbedürfnis schon mal live mitbekommen auf einer Schuldisco, als sie ein paar Freundinnen gegenüber aus dem Nähkästchen geplaudert hat. Und ich hab ein bisschen aus der Entfernung mit roten Ohren mitgehört. Dass er sehr gute Anatomiekenntnisse haben soll, und selbst über eine durchaus ansprechende Anatomie verfügt zum Beispiel. Aber auch, dass das Beste an ihm ist, dass er echt dominant sein könnte, und dass sie das manchmal einfach brauchen würde. Und dass er da einen ganz bestimmten Trick hätte, mit dem er sie zum Schnurren bringen könnte, und was sie ihm erst mal gar nicht zugetraut hätte Den Rest habe ich dann leider nicht mehr mitbekommen, weil Steffie tatsächlich verschwörerisch die Stimme gesenkt hat, als sie weiter gesprochen hat.

Ich hab mir dann wochenlang versucht auszumalen, was wohl der eher brav wirkende Max für Tricks drauf hat, die selbst einer wie die Steffie noch peinlich genug sind, um nicht laut darüber zu sprechen.

Apropos Steffie. Soviel ich weiß, studiert sie seit einem Jahr irgendwo in Norddeutschland. Ich weiß gar nicht, ob die zwei noch zusammen sind. Man müsste mal den Julian fragen, aber unauffällig, nicht dass es so klingt, als ob mir das wichtig wäre.

Egal, jedenfalls die Steffie hat mir damals diese Frage in den Kopf gepflanzt, was der Max wohl für ein Geheimnis haben könnte, und wenn ich ehrlich bin, in meinem Kopf gab es da schon das ein oder andere Bild, was mich total gekickt hat. Ich meine, wir haben alle unsere Geheimnisse, und in meinem Kopf hab ich mir ausgemalt, dass Max und ich halt das selbe Geheimnis haben. Ich hab mir oft vorgestellt, wie der dominante Max, von dem Steffie erzählt hat, mir dieses ganze komische Rumgezicke austreibt. Und diese Vorstellung hat mir gut gefallen damals. Aber im Gegensatz zu Steffie kann ich über so was halt gar nicht offen reden.

Und so kam auch die Sache mit Hatice... Hatice war bei Max und Julian in der Klasse. Sie war eine der ganz wenigen Türkinnen bei uns an der Schule. Sie war an sich ein stilles und eher unauffälliges Mädchen. Das einzig Auffällige war, dass sie unter den eh schon wenigen Ausländern bei uns die Einzige war, die ein Kopftuch getragen hat. Aber auch das wäre an sich kein Thema gewesen in unserem Ort, bis raus kam, dass das Jugendamt bei der Familie war, weil sie regelmäßig von ihrem Vater verhauen wurde. Das hat meine Ohren klingeln lassen, denn bei uns gab es so was nur noch in Geschichten von früher. Und solche Geschichten üben einen ganz merkwürdigen Reiz auf mich aus, seit ich denken kann.

Aber es waren Gerüchte, nur halt nicht besonders detailreich. Mich hat das aber fasziniert, ich konnte mir damals gar nicht erklären wieso. Hab ich mir die fehlenden Details halt selber in meiner Phantasie ausgemalt. Und das hat dann zum Nummer Eins Peinlichsten Moment Meines Lebens geführt.

Irgendwie hat Mama mich an dem Tag ausnahmsweise mit dem Auto von der Schule abgeholt, und da zufällig der Max am Hoftor gestanden hat, als sie angekommen ist, hat sie ihn gefragt, ob sie ihn auch ein Stück mitnehmen soll. Er hat sich nicht zweimal fragen lassen, und so saßen wir dann zu dritt im Auto. Mama ist auf dem Weg plötzlich eingefallen, dass sie noch etwas in ihrer Schule hatte liegen lassen, und so hat sie auf dem Weg dort nochmal kurz gehalten, und ist rein, ihre Sachen holen.
So sitze ich also alleine mit dem Max im Auto, etwas, was Max an sich immer vermieden hat – mit mir allein zu sein - und irgendwie kommt das Thema auf Hatice. Und ich bin so neugierig und fang an, ihm deswegen Löcher in den Bauch zu fragen. Ich wollte eben die Details wissen. Womit hat der Vater sie geschlagen? Mit einem Gürtel? Wie krass. Und wohin? Auch auf den nackten Popo? Musste sie sich wo überlegen oder wie?

Und während ich immer weiter frage, und Max zunehmend irritiert antwortet, vor Allem weil er ja auch nicht wesentlich mehr weiß darüber als ich, merke ich, wie ich total rot werde, und mir ganz heiß wird. Und der Max, der ja alles andere als doof ist, merkt das natürlich auch, dreht sich um, und meint mit einem süffisanten Grinsen: „Das Thema scheint Dich ja echt zu faszinieren. Vielleicht sollte ich Dir mal so den Hintern versohlen, vielleicht würde das ja was helfen...“

Aber bevor mir eine schlaue Antwort eingefallen wäre, kommt Mama zurück, und das Gespräch ist beendet. Und hängt da jetzt so in der Luft. Allerdings hat sich der Max noch ein paar mal umgedreht, und mich dabei so komisch angeschaut, und ich hab mir so gedacht: „Scheiße, der weiß jetzt wie Du tickst.“ Auf der anderen Seite hat mich Mamas Rückkehr auch davon abgehalten, was total Dummes zu sagen, wie ein gequiektes „Mach halt!“ zum Beispiel, was irgendwie mein erster Impuls gewesen ist.

Ja, meine sehr verehrten Damen und Herren, das war er, der für mich Persönlich Peinlichste Moment mit Max. Und ich bin mir sicher, ich bin an der Stelle schon wieder so rot im Gesicht wie vorhin, als Max sich neben mich gesetzt hat. Manchmal hasse ich unser Familienerbe mit den blonden Haaren und der hellen Haut. Ich kriege oft Komplimente deswegen, aber ich wette, einer der Gründe, warum die Steffie so total unverkrampft über solche Themen sprechen kann, ist ihr mediterran gebräunter Teint. Man sieht es ihr einfach nicht an, wenn sie rot wird, denke ich mal.

Das sind also so meine Gedanken und Gefühle, in denen ich so abtauche, dass ich gar nicht mehr mitbekomme, was draußen passiert, bis das Auto plötzlich anhält, ich auftauche, und sehe: wir stehen vor dem Chalet. Mama ist genervt, Julian auch. Irgendwas stimmt mal wieder nicht mit dem Strom. Ich verstehe die Genervtheit der beiden nicht so richtig. Was haben sie denn erwartet? Irgendwie ist doch immer was, wenn wir hier ankommen. Aber ich gebe zu, ich mache es mir da auch einfach. Letztendlich fallen solche Probleme nie in meine Zuständigkeit, und ich weiß auch, Julian, Mama oder Papa können sie am Ende immer lösen. In dem Fall ist es mal ein Vorteil die Jüngste in der Familie zu sein.

Also verdrücke ich mich in mein Zimmer, und kuschele mich mit Klamotten inklusive Jacke ins Bett, und da werde ich wohl erst mal bleiben, bis der Ofen gescheit angefeuert ist. Es wird ein paar Stunden brauchen, bis die klamme Kälte aus dem Haus getrieben ist. Im Moment hat es in der Stube grad mal acht Grad. Draußen sind es minus zehn.

So richtig warm wird es trotzdem nicht. Normal würde ich im Februar ins Gästezimmer umziehen, das liegt genau über der Stube, und wird von der warmen Luft vom Kachelofen unten mit geheizt. Leider geht das nicht wegen Max, weil der schläft ja da. Beim Abendessen später erfahre ich dann auch noch, dass ich mir heute keinen Heizlüfter ins Zimmer stellen darf. Na ganz toll. Irgendwas ist wie gesagt mit der Elektrik, und Julian kann es heute nicht mehr richten. Und Mama und er müssen morgen runter in den Ort. Aber ohne mich. Ich bin zum Skifahren hier. Wer weiß, ob der Schnee noch bis Ostern hält, also muss man die Ferien voll ausnutzen. Zu meiner Überraschung versucht Julian erst gar nicht zu diskutieren, sondern schlägt sogar vor, ich soll den Max mit auf die Piste nehmen. Ich bin mir nicht sicher, wie ich das finden soll, aber ich beschließe mal, dass er es nett meint, und den Max nicht als Babysitter mitschicken will. Und irgendwie gefällt mir die Idee, mal Zeit allein mit dem Max zu verbringen, und zwar mit etwas, was ich saugut kann.

Etwas, was wir beide saugut können, wie ich dann am nächsten Tag begeistert sehen kann. Ich glaube fast, ich hatte noch nie so viel Spaß beim Skifahren. Normal fahr ich allein, weil Julian seit ein paar Jahren nurmehr Snowboard fährt, und weil Mama und Papa mir einfach viel zu lahm sind. Und von meinen Freundinnen daheim kann auch keine so fahren wie ich. Der Max und ich haben es dann so richtig krachen lassen auf der Piste. Der Tag ist wie im Flug vergangen.

Nach einem wirklich genialen Tag sind wir dann wieder auf der Abfahrt in Richtung Chalet. Es schneit schon seit einer halben Stunde, und wir haben ein Problem, und zwar ein Ordentliches. Ich glaube, dem Max ist das so nicht bewusst, aber das hier, was da vom Himmel kommt, ist mehr als das bisschen neuer Pulverschnee, über das er sich vorhin noch gefreut hat. Das hier ist ein kompletter Wetterumschwung. Heute morgen hatte es noch fast minus 15 Grad, diese typische krass trockene Februarkälte halt. Aber im Laufe des Nachmittags ist das Thermometer dann hoch auf nurmehr knapp unter Null. Und mit der Wärme kommt der Schnee. Die meisten Flachländer wissen das nicht, aber es kann halt auch zu kalt zum Schneien sein. Und wenn dann vergleichsweise warme Luft kommt, geht’s los. Vor Allem wenn die Luft vorher trocken war, und dann feucht wird. Was auch viele nicht wissen: wenn nasser, schwerer Schnee auf harten kalten Altschnee fällt, und wenn es dann auch noch windet, so wie jetzt, dann gehen im Gebirge alle Alarmglocken an.

Es ist gut, dass wir es heute voll ausgekostet haben, denn ich bin mir ziemlich sicher, wir werden morgen nicht Skifahren. Ich denke mal, der Großteil der Hänge wird wegen Lawinengefahr gesperrt sein. Und richtig, mehr als einmal höre ich das gedämpfte Grollen eines abgehenden Schneebretts irgendwo im Tal. Julian wird kotzen. Er ist in den letzten Jahren am Liebsten abseits der Pisten im Tiefschnee unterwegs, und das kann er die nächsten Tage mal so was von vergessen. Die werden alles absperren da oben. Ihre Skitour können die zwei wohl auch knicken.

Apropos Julian... Wir sind noch nicht mal richtig aus den nassen Skiklamotten raus, da klingelt das Telefon im Flur. Ich geh ran. Es ist mein Bruder, und er hat es sehr wichtig und dringend. Und im Laufe des Gesprächs wird mir dann auch erst so richtig bewusst was für ein verdammtes Riesenproblem wir hier gerade haben.

Katha, endlich! Wie schaut's aus bei Euch oben? Du hör mal, das ist jetzt richtig wichtig, und es sind zwei Sachen.
Erstens: Ihr seids da oben abgeschnitten. Da ist a Lawine runter gekommen und hat einen Teil vom Weg hoch zum Chalet weggeputzt. Wir kommen nicht zu Euch rauf und Ihr kommt da nicht weg. Ich will mir morgen mal den Land Cruiser vom Moser leihen, wenn er ihn nicht braucht, und schauen, ob ich hintenrum über den Schleichweg zu Euch hoch komm, aber mit dem Kombi keine Chance die nächsten Tage.
Mama und ich bleiben heut Nacht unten im Dorf. Die Moni hat uns ein Zimmer hergerichtet. Machts Ihr zwei keinen Scheiß, und bleibt im Chalet. Versuchts bloß nicht, morgen mit den Skiern irgendwo hin zu kommen. Die haben die höchste Lawinenwarnstufe für die komplette Gegend verhängt. Im Chalet seid Ihr sicher, das steht auf einer Art Sporn, und davor ist ein kleiner Sattel. Die wussten damals schon, wo sie bauen können, und wo nicht. Jedenfalls, wenn ne Lawine überhaupt bis zu Euch durch den Wald runter kommt, geht sie im Zweifel links oder rechts an Euch vorbei.
So. Das war die eine Sache.

Jetzt die Andere: Du erinnerst Dich? Da hat's ein Problem mit dem Generator. Und Du weißt ja, was passiert, wenn es viel geschneit hat. Dann läuft der eh noch weniger rund. Und haut uns die Sicherungen raus.
Katha, das ist wichtig: Ich hab zwar die Werkstatt und den Stadel abgeklemmt, aber der Strom ist im ganzen Haus immer noch mega wacklig. Hängt so wenig Verbraucher dran wie möglich, sonst hauts Euch die restlichen Sicherungen um die Ohren, und wir haben fast keine mehr da. Ich hab welche gekauft, aber die hab ich natürlich hier herunten im Auto liegen. Also keine Geräte, die viel Strom ziehen. Eh klar: Keine Heizlüfter. Und auf gar keinen Fall den alten mit dem geflickten Kabel, der haut uns die Sicherungen schon im Normalzustand raus.
Heizts den Kachelofen g'scheit ein, damit's warm wird und die Nacht über bleibt, und machts Euch im Zweifel Wärmflaschen fürs Bett, aber lasst alle Geräte aus, die mit Strom heizen. Holz hat's ja genug.
So, und jetzt hol mir den Max an den Hörer, damit ich es dem auch nochmal erklären kann.“

Danke Jules, ich bin doch nicht blöd.
Max! Der Julian für Dich. Ich geh derweil mal erst ins Bad, ja? Machst uns dann ein schönes Feuer? Weißt eh, Feuer machen ist Männerarbeit!“

Max

Ich weiß schon, ich bin vorhin am Anfang zu einem eher fortgeschrittenen Moment eingestiegen, und vermutlich will man wissen, wie es weiter geht. Aber soweit sind wir noch nicht, die Vorgeschichte ist noch nicht fertig erzählt, und da ist es noch nicht mal richtig Abend. Genaugenommen ist es jetzt später Nachmittag, und ich hör mir gerade an, was Jules am Telefon zu sagen hat. Wir sind ein paar mal unterbrochen worden, die Telefonleitung ist wohl überlastet, heißt es. Katha blockiert schon seit sicher 20 Minuten das Bad. Ich hoffe, Madame lässt mir noch ein bisschen warmes Wasser übrig.
Max, hör mir zu, das ist jetzt wichtig, bevor es uns wieder aus der Leitung haut: Ich hab es Katha schon gesagt: Ihr dürft auf keinen Fall zu viele Verbraucher an den Strom hängen. Und falls doch mal eine Sicherung durchbrennt, ein paar Reservesicherungen müssten noch da sein. Das sind so altmodische Keramikteile zum Einschrauben. Weißt wie die aussehen? Gut. Die müssten eigentlich in der Küche im Vorratsschrank liegen oder...“
Zack!

Das Licht ist aus, die Leitung tot. Verdammt. Aus dem Bad höre ich einen Fluch. Dann geht die Tür auf, und Katha steht im Flur. In ein dickes Handtuch gewickelt, die Haare klatschnass, in der Hand einen Haarföhn und im Gesicht ein verlegenes Grinsen.
Ich verkneife mir an dieser Stelle besser jeden Kommentar. Aber irgendwie typisch ist es schon.

Sorry, mein Fehler“, sagt sie so leichthin, „ich geh dann mal a neue Sicherung holen, und Du könntest Dich derweil endlich ums Feuer kümmern, echt scheiß kalt hier herinnen.“

Der alte Ofen hat einen guten Zug, und es dauert nur ein paar Minuten, bis der Holzstoß, den ich darin aufgeschichtet habe, lichterloh brennt. Ich öffne das obere Verschlussgitter, so dass der Ofen zunächst heiße Luft in den Raum bläst, anstatt die Kacheln aufzuheizen. Später, wenn man es hier aushalten kann, werden wir das Gitter verschließen, damit die Wärme vorhält. Katharina nickt mir anerkennend zu. Und obwohl es mindestens zur Hälfte ironisch ist, gefällt es mir, und das gegen meinen erklärten Willen.
Hier, die Sicherung. Jules meinte, ich soll Dich das machen lassen. Behandel sie mit Ehrfurcht, es ist die Letzte ihrer Art.“ Mit diesen Worten überreicht sie mir das flaschenförmige Stück Keramik. Ich schnappe mir die Taschenlampe und mache mich auf den Weg die schmale Kellertreppe runter zum Sicherungskasten. Dass es mir im Keller fast angenehm warm vorkommt, zeigt, wie kalt es oben im Haus sein muss.

Nachdem das erledigt ist, und das Licht im Haus wieder geht, kann ich endlich auch unter die heiße Dusche verschwinden.

Heiße Dusche habe ich gesagt. Guter Witz. Ich stehe hier und verfluchte den alten Ölboiler. Seit gut einer Stunde freue ich mich jetzt auf diese Dusche, aber kaum eine Minute nachdem ich das Wasser aufgedreht habe, beginnt die Temperatur langsam aber stetig zu sinken. Hektisch verteile ich das Duschgel auf dem Körper, und schmiere mir Shampoo in die Haare. Das Wasser ist jetzt gerade noch lauwarm, Tendenz rasant fallend, unausweichlich dem Gefrierpunkt entgegen. Ich schaffe es gerade noch, die letzten Reste vom Shampoo aus den Haaren zu spülen, bevor das Wasser so kalt wird, dass es auf der Haut weh tut.

Der Boiler ist nicht das einzige Ziel meiner Flüche. Gerade könnte ich einer ganz bestimmten Person den hübschen Hals umdrehen. Madame hat geschlagene 20 Minuten lang unter der Dusche gestanden, und genug heißes Wasser für drei Leute verbraucht. Typisch Das hat man dann von seiner Ritterlichkeit, der Dame den Vortritt zu lassen.

Fröstelnd und mit einer kleidsamen Gänsehaut bedeckt, stehe ich mit dem Handtuch um die Hüfte auf den eiskalten Fließen, betrachte den beschlagenen Spiegel, und beschließe spontan, auf eine Rasur mit dem eiskaltem Wasser zu verzichten. Nicht, dass irgendjemand hier wäre, den es interessiert.

Nach dem Tag auf der Piste habe ich gerade angefangen, Katharina neu kennen zu lernen, und sogar so etwas wie mögen, da bekomme ich buchstäblich wie im übertragenen Sinne eine kalte Dusche ab. Naja, was habe ich auch erwartet?

Meine Laune bessert sich aber schnell wieder, als ich in trockenen Klamotten das Wohnzimmer betrete. Der riesige Kachelofen leistet ganze Arbeit. Der Raum ist schon fast auf normaler Zimmertemperatur. Nachdem also das erste Grundbedürfnis gestillt ist, können wir uns langsam Sorgen um das Nächste machen. Wir haben beide einen Bärenhunger. Und daraus ergeben sich zwei Probleme: Erstens gehört es zur Routine der Beckers, nur das Allernötigste mitzubringen, und alles weitere vor Ort einzukaufen. Und das wollte Kathas Mutter eben heute erledigen, was heißt, die frischen Lebensmittel befinden sich jetzt unten im Auto und nicht hier oben bei uns. Und das zweite Problem ist das mit der Elektrik. Jules hatte sich klar ausgedrückt: keine Geräte verwenden, die mit Strom heizen, das beinhaltet natürlich Dinge wie Herd oder Wasserkocher. Und Katha hat ja vorhin bekanntlich die vorletzte Sicherung geschossen mit ihrem Scheiß-Föhn. Keiner von uns hat Lust, den Rest des Abends im Dunkeln zu verbringen, darum gehen wir besser auf Nummer sicher.

Das Lebensmittelproblem ist schnell gelöst. Haltbare Sachen lagern die Beckers hier oben schon mal ein. Und eine kurze Plünderungstour durch die Speisekammer bringt ein paar Packungen Nudeln, einige Konservendosen mit Tomaten und passende Trockengewürze zum Vorschein. Wir können sogar eine Flasche Olivenöl und ein paar vertrocknete Knoblauchzehen auftreiben. Nudeln mit Tomatensauce ist so ziemlich das einzige Kochrezept, das ich beherrsche. Allerdings müssen Sauce und Nudeln trotzdem irgendwie kochen.

Und da kommt mir die grandioseste Idee des bisherigen Tages. Im Sommer waren wir ja auch schon zum Wandern hier oben, und ich weiß daher, dass es irgendwo eine vollständige Campingausrüstung geben muss. Inklusive tragbarem Campingkocher. Jetzt ist Camping oder Wandern so gar nicht Katharinas Welt, aber nach ein paar Minuten Suchen, und weiteren Minuten gründlichen Nachdenkens findet sie den richtigen Schrank. Und jetzt haben wir zwei funktionierende Gaskocher, sogar mit Ersatzkartuschen. In der Küche gibt es noch einen alten funktionstüchtigen Kamin, so dass ich nicht im Freien kochen muss.

Und als eine gute halbe Stunde der herzhafte Geruch einer improvisierten Tomatensauce durchs Haus zieht, bringt mir das ein weiteres, dieses mal sogar hundertprozentig ernstgemeintes anerkennendes Nicken ein.


Katharina

So. Gegessen ist. Und warm ist auch. Und der Max hat vor ner halben Stunde nochmal eine Ladung Holz in den Kamin gegeben. Vielleicht haben wir es übertrieben. In der Stube ist es jetzt fast bisschen zu warm.
„Ich glaub, es hat aufgehört mit schneien. Kommst mit auf die Veranda, nachsehen?“, schlag ich ihm vor.
„Klar. Bisschen frische Luft schadet sicher nicht. Vor Allem, wenn man sie durch einen Filter zieht.“
Der Max erhebt sich also von der Couch. Das dauert gefühlt eine ganze Weile. Ist immer irgendwie lustig zu sehen, wie er sich so auseinander faltet. Beim Rausgehen bückt er sich routiniert durch die Tür zum Flur. Da an dem Rahmen hat er sich schon die ein oder andre Beule eingefangen über die Jahre. Vermutlich kann man inzwischen auch im Holz vom Türrahmen eine Macke erkennen an der Stelle, wenn man sich die Mühe machen würde, nachzusehen.
Ich folge ihm, und kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. Max und das Chalet sind wohl nicht nach dem selben Maßstab gebaut worden. Zuhause wirkt er schon recht imposant mit seiner Größe, muss ich sagen, aber hier oben kommt er mir manchmal so vor, wie Gandalf zu Besuch in Bilbos Hobbithöhle.
Als wir im Flur stehen, springt der Bewegungsmelder an, das Außenlicht erstrahlt über die Veranda und man sieht, wie hoch der Schnee schon liegt.
„Vorsicht, dass es uns nicht den ganzen Schnee herein weht“, mein ich noch zu ihm, als er die Eingangstür aufmacht. Wow. Der frisch gefallene Schnee bildet eine richtige grade Kante vor der offenen Tür, gut 60 cm hoch. Natürlich wirbelt's uns ein paar vereinzelte Flocken herein. Der Schneesturm ist wohl erst mal vorbei, aber der Himmel ist noch nicht fertig mit uns. Die Wolken hängen immer noch dicht und tief. Trotzdem kommt mir die Luft kalt und schneidend vor nach der warmen Stube.
Max stakst und stapft durch den mehr als kniehohen Schnee zur Bank unter dem Vordach. Er wischt mit dem Jackenärmel den Schnee beiseite, und legt die alte Wolldecke hin, die wir mit raus gebracht haben. Er bietet mir ganz charmant einen Platz. Dann setzt er sich neben mich nieder, greift quasi direkt in die Tasche seines Anoraks und zaubert eine Schachtel rote Gauloises hervor.

Da sitzen wir dann also beieinander und versuchen im Dunkeln irgendwie zu erkennen, wie es um uns herum ausschaut. Ein bisschen gruselig ist das nämlich schon, wenn man bedenkt, dass da vorhin eine Lawine keinen Kilometer weiter abgegangen ist, und den Weg zum Haus hier mitgerissen hat. Ich tippe den Max an, und deute auf die rote Schachtel in seiner Hand. Er zögert kurz, hält sie mir dann aber hin. Ich nehme mir eine Zigarette heraus, stecke sie mir zwischen die Lippen, und beuge mich auffordernd zu ihm. Er zündet zuerst meine Zigarette an, dann seine.

Er inhaliert den ersten Zug tief, bläst den Rauch durch die Nase wieder heraus, und grinst mich dann schelmisch an. „Weiß Dein Bruder eigentlich, dass Du rauchst?“ Dabei zieht er eine Augenbraue hoch. Ziemlich überheblich, wie ich finde.
„Ich bin 18, und kein Kind mehr, check das endlich mal, und es geht Julian einen alten Scheiß an, ob ich rauche, oder nicht!“, patze ich zurück. Shit. Ich sehe, wie er buchstäblich zusammen zuckt.

Von Null auf Zicke in drei Sekunden. Aber das war halt wieder so einer von diesen Sätzen, die er vereinzelt fallen gelassen hat heute schon den ganzen Tag über, und die mich langsam aber sicher zur Weißglut bringen. Die Sätze halt, in denen durchkommt, dass ich für ihn immer noch die kleine Schwester von Julian bin. Und nicht... ja, was eigentlich? Da bin ich mir noch gar nicht recht sicher, aber eines weiß ich: Ich bin 18, verdammt, kein Kind mehr, und ich will auch sicher nicht dauernd wie eines behandelt werden, und das schon dreimal nicht von Max. Aber es ist halt wieder genau dieses blöde alte Muster. Also reiß ich mich jetzt zur Abwechslung mal besser zusammen.

„Er weiß es also nicht, hab ich Recht?“, schiebt er süffisant nach. Julian, muss man dazu sagen, ist ein dogmatischer Nichtraucher. Der einzige in deren ganzem Freundeskreis. Aber wenigstens nimmt Max mir meinen Ausbruch nicht krumm.
„Nein, und das ist sicher nicht das einzige, was er nicht von mir weiß. Und auch nicht zu wissen brauch“, füge ich noch hinzu.

Der Max dreht sich wieder her zu mir, und hebt erneut die Augenbraue. Ich schwör, der hat das extra für so Situationen vor dem Spiegel geübt. „Aha? jetzt werd ich aber neugierig. Was hast Du denn sonst noch für dunkle Geheimnisse, Katha? Hast Du vielleicht einen heimlichen Freund?“
„Nein, nicht mehr. Wir haben Schluss gemacht“, entgegne ich ein bisschen verlegen, weil er mich jetzt völlig auf dem falschen Fuß erwischt hat. Und nein, Julian wusste da tatsächlich auch nix davon. Das ist einer der Vorteile, dass er nicht mehr da wohnt, und Mama hat es auch irgendwie geschafft, ihm das zu verschweigen.

„Tut mir leid. Geht mich ja auch nichts an.“
„Schon o.k. Übrigens muss Jules das nicht wissen. Seit er nicht mehr bei uns wohnt, hat er einen ganz komischen, überzogenen Beschützerinstinkt mir gegenüber entwickelt, der echt nervt manchmal. Ich mein, grad er. War mit mindestens zwei von meinen Freundinnen im Bett bisher. Und dann kommt er mir so von wegen 'eben, ich weiß doch, wie Mädels in Deinem Alter ticken.'“
„Alles klar, von mir erfährt er nix.“ Wieder dieses Grinsen.
„Und Du? Noch mit Steffie zusammen?“
Er schließt die Augen, nimmt einen tiefen Zug, und schweigt einen Moment. Er nimmt eine Hand voll Schnee vom Tisch, und lässt ihn zwischen seinen Fingern herab rieseln.
„Jein“, antwortet er dann schließlich.
„Jein? Was soll das heißen?“
„Naja, seit sie in Hamburg studiert, ist es ein bisschen schwierig geworden, sich regelmäßig zu sehen, insbesondere mit meinem Zivildienst und so. Und Du weißt ja, wie sie ist. So lange ohne Sex hält sie es nicht aus, meint sie. Also haben wir uns letzten Herbst einvernehmlich getrennt. Aber als sie jetzt Weihnachten daheim war, sind wir am 26. mit den ganzen Leuten aus dem Jahrgang einen trinken gegangen, und danach sind Steffie und ich irgendwie wieder zusammen im Bett gelandet, und bis Neujahr hat sie quasi bei uns in der WG gewohnt. Im Moment würde ich es als offene Beziehung bezeichnen, oder als Fickfreundschaft. Ähm Sorry. Jedenfalls will sie gerade nichts Festes mit mir, sagt sie. Es gibt da wohl auch jemanden in Hamburg.“
„Oh. Klingt kompliziert. Ganz schön doof von ihr, wenn Du mich fragst“, rutscht es mir raus. Da kommt es wieder. Das Gefühl, wie ich rot anlaufe. Schnell frag ich ihn: „Und Du? Liebst Du sie noch?“
„Diese Frage möchte ich ebenfalls mit einem klaren „Jein“ beantworten. Sie ist immer noch ein sehr besonderer Mensch für mich, aber ich sehe eigentlich keine echte Zukunft. Wir haben uns auseinander entwickelt, und wollen zu verschiedene Dinge. Weißt schon: Studium, Karriere und das ganze Zeug. Aber loslassen können und wollen wir uns auch irgendwie nicht.“
Soso, der Max ist also nicht mehr fest mit der Steffie zusammen. Wenn das nicht mal die Nachricht des Tages ist. Klar, dass der Julian die wirklich wichtigen Updates mal wieder verschwiegen hat.

Es fängt erneut an zu schneien, kaum dass wir fertig geraucht haben. Und ich merke, wie ich anfange zu frösteln. Ich ziehe meine Jacke enger. Was ihm nicht entgeht. „Dir ist kalt, oder? Lass uns wieder rein gehen.“ Und da ist er wieder im Gentleman-Modus.

Aber mir ist draußen wirklich kalt geworden. Und ich hab eine Gänsehaut. Aber mehr vor Aufregung, glaub ich. Bevor ich in die warme Stube zurück gehe, muss ich aber schnell nach oben, was erledigen. Als ich kurz darauf ins Zimmer komme, setze ich mich nicht mehr in meinen Sessel wie vorhin, sondern neben ihn auf die Couch. Als er merkt, wie ich zitter, nimmt er mich ganz selbstverständlich in den Arm, um mich zu wärmen. Und das hilft zwar gegen die Kälte und das Zittern, aber die Gänsehaut legt eher noch einen Zahn zu. Als er mich wieder los lässt, bleib ich an ihn gekuschelt sitzen.

Es ist einfach wunderschön so mit ihm da zu sitzen. Schon komisch, da muss erst eine Lawine runter kommen, damit ich den Max mal für mich habe. Ich glaube ja nicht an Konzepte wie Schicksal oder so was, aber an eines glaub ich schon. Manche Chancen kommen nur einmal im Leben, und darum muss man zuschlagen, wenn sie sich bieten. Und diese Chance jetzt lass ich mir sicher nicht entgehen. So wie es sich gerade anfühlt, wird er schon mitspielen. Und wenn nicht, habe ich noch ein paar Asse am Ärmel, von denen er nichts weiß. Aber erst einmal die subtile Variante.

Schritt Drei: „Du, ich glaub ich hab vorhin ein paar Flaschen Rotwein im Vorratsschrank gesehen. Sollen wir uns eine davon aufmachen?“

Schritt Vier: „Ganz schön warm hier herinnen, oder?“ Ich mach den Reißverschluss meiner Kapuzenjacke auf, und bringe damit quasi meine besten Argumente deutlich zur Geltung. Was ihm nicht entgeht. Der Anblick scheint ihm zu gefallen, und er kommt ins Grübeln. Ich schwöre, mittlerweile sieht er mich mit anderen Augen. Gut. Und wenn es jetzt doch noch irgendwie schief laufen sollte, habe ich noch eine kleine Überraschung in der Hinterhand.

Aber wie es halt so ist, ganz so einfach wie ich mir das vorgestellt habe, läuft es nicht. Der Max gibt ja wie schon mal erwähnt gern den Gentleman. Darum lieben ihn auch alle so. Mir gefällt das auch an ihm. Aber es ist auch ein Problem. Wir sitzen schon eine ganze Weile so zusammen auf dem Sofa, unterhalten uns über alles mögliche, und haben die Flasche Wein nebenher ziemlich dezimiert. Und jedes mal, wenn ich einen Schluck nehme, rutsche ich danach etwas mehr an ihn hin. Es scheint eigentlich, als hätte ihm das gefallen, aber in den letzten zehn Minuten oder so ist er sehr still geworden, und starrt zum Fenster raus. Ich spüre, dass er gleich etwas sagen wird, und ich gehe zu 60% davon aus, dass es was Dummes sein wird. Anständig, aber dumm. Darum bin ich etwas angespannt gerade, und überlege mir, wie ich am besten reagiere, um ihn wieder in die Spur zu bringen.

Aber was er dann tatsächlich sagt, ist so dumm, und erwischt mich so auf dem falschen Fuß, dass es mich so wütend macht, dass ich den ganzen schönen Plan ruiniere.

Du weißt ja, Jules ist mein bester Freund, und Du bist halt immer noch seine Schwester.“

Und das geht halt genau wieder in die Kerbe, die er beiläufig schon den ganzen Tag bearbeitet hat, und die echt wund ist, mittlerweile. Ich spüre den Zorn in mir aufsteigen, und bevor ich mich versehe, bin ich aufgesprungen und zur Tür raus. So ein verschissener Feigling! Was ich ihm auch entgegen brülle, als ich die Tür noch einmal aufreiße. Und danach erneut zuknalle, dass man es bis ins Tal gehört haben dürfte. Ich bin so wütend auf ihn. Ich stürme die Treppe hinauf in mein Zimmer, und die Kälte trifft mich wie ein Hammer. Wenigstens bringt sie mich auf den Boden zurück. Denn ich habe hier mehr als ein kleines Problemchen. Mein toller Schritt 2 hat sich nämlich gerade womöglich als fettes Eigentor entpuppt. Scheiße.

Max

O.k., ich gebe es zu, diesen Ausbruch hätte ich so nicht erwartet. Und jetzt, wo sie zur Tür raus ist, fühlt es sich auf einmal doch sehr leer an in diesem Raum. Und ich muss es zugeben, ich verspüre ein gewisses Bedauern, dass es so gelaufen ist. Der Abend war wirklich schön. Gerade auch mit ihr. Und ich fürchte, ich muss es mir eingestehen, ich stehe ein bisschen auf sie. Also ja klar, das war ja auch der Grund, warum ich die Notbremse reingehauen habe. Aber ihre letzten Worte hallen in meinen Ohren nach, und ich frage mich, ob sie vielleicht nicht sogar ein bisschen recht hat. War diese ganze Vernunft, die ich vorschiebe, womöglich tatsächlich vielleicht ein ganz kleines bisschen von Feigheit motiviert in Wahrheit?

Denn ja, die Situation hat etwas Beängstigendes für mich. Und ich kenne das schon, manchmal neige ich dazu, in solchen und ähnlichen Situationen, insbesondere, wenn Veränderungen anstehen, zu sehr darauf zu achten, Das Richtige zu tun. Und das heißt, gemocht zu werden, anstatt das zu tun, worauf ich selber Bock hätte. Und ich habe vorhin irgendwie hauptsächlich an Julian und Frau Becker gedacht bei der Entscheidung, und weniger an die beiden Personen, die es hauptsächlich was angeht, nämlich Katharina und mich. Und dann ist da ja auch noch die andere Sache, wegen der ich immer schon Hemmungen hatte, Mädchen wirklich nah an mich heran zu lassen. Vor Steffie schon. Und nach ihr sowieso. Berechtigter Selbstschutz oder Feigheit? Auch darüber könnte man sich streiten.

Jetzt denke ich immer noch, dass ich an sich richtig entschieden habe, weil man solche Dinge nicht überstürzen sollte, aber der vernünftige Weg wäre gewesen, mit ihr über das zu reden, was mich beschäftigt, anstatt sie einfach vor die vollendeten Tatsachen eines zu Ende gedachten Gedankenprozesses zu stellen. Also erhebe ich mich, um genau das zu tun. Mit Katharina ein vernünftiges, ergebnisoffenes Gespräch zu führen. Mal ein ganz neuer Ansatz im Umgang mit ihr. Sofern sie mich lässt, natürlich. Denn Junge, war die sauer, als sie hinaus gestürmt ist.

Und da sind wir wieder am Anfang, denn das war trotz Allem eine Überreaktion, die mich auch wieder in meiner Haltung bestätigt, dass es keine gute Idee wäre, sich hier überstürzt auf etwas einzulassen. Aber irgendwie, und das ist dann wieder die andere Seite, löst dieser Emotions-Overdrive auch etwas bei mir aus. Irgendwie ist es halt auch süß. Ich weiß, das klingt komisch, aber Steffie hat einen Hang zur na ja, ich nenne es mal gelassener Abgebrühtheit. Und das Impulsive von Katha hat etwas Erfrischendes, muss ich mir eingestehen.
Ich drehe mich im Kreis. Es ist zum Aus der Haut fahren. Ich wünschte echt, ich hätte den Wein nicht getrunken vorher. Ein klarer Kopf wäre jetzt wirklich eine gute Sache.

Also steige ich die knarrenden Stufen der alten Holztreppe hoch in den ersten Stock zu den Schlafzimmern. Und ich merke, wie es kalt wird. Scheißkalt. Klar, im Gegensatz zur überheizten Stube unten, muss es einem hier kalt vorkommen, aber es sollte keine gefühlten Minusgrade haben. Weiter vorne sehe ich eine sichtbar bestürzte Katharina schlotternd im offenen Türrahmen ihres Zimmers stehen.

Katha, was ist denn hier los?“, frage ich sie, während mich da so eine gewisse Vorahnung beschleicht. Und richtig. Ich blicke an ihr vorbei ins Zimmer, und sehe beide Fenster weit offen stehen. Da wurde sogar ein bisschen Schnee herein geweht, der auf dem Boden unter den Fenstern jetzt einen glitzernden kleinen Haufen bildet. Im Zimmer herrscht folglich die selbe Temperatur wie draußen auf der Veranda.

Ich... Ich wollte vorher nach dem Duschen kurz lüften, weil's so stickig war hier herinnen, und dann hab ich wohl vergessen die Fenster wieder zuzumachen.“

Jetzt mag ich ein bisschen schwer von Begriff sein manchmal, und hin und wieder habe ich auch Angst vor der eigenen Courage, aber ein Idiot bin ich nicht. Ich lasse den Anblick ein paar Sekunden auf mich wirken, während ich eine zur Temperatur im Zimmer passende kalte Wut in mir hochsteigen fühle.

O.k., Katha. Ich wollte mich eigentlich bei Dir entschuldigen, und Dir anbieten, nochmal zu reden wegen vorhin, aber das hier setzt wirklich allem die Krone auf. Erzähl keinen Scheiß. Als Du aus der Dusche gekommen bist, hat es noch geschneit und gestürmt wie blöd. Aber hier liegt nur ein kleiner Haufen Schnee. Außerdem saßen wir vorhin auf der Veranda genau unter Deinem Fenster beim Rauchen. Der Rauch wäre hier rein gezogen. Aber ich rieche keinen Rauch. Vermutlich wären mir die offenen Fenster von unten aus auch aufgefallen. Ne. Du hast das Fenster vorhin aufgemacht, und absichtlich offen stehen gelassen, als wir vom Rauchen wieder rein sind, und Du kurz oben warst. Und ich sage Dir noch was: In dem Gespräch auf der Veranda hast Du rausbekommen, dass ich wieder solo bin. Und dann hast Du Dein eigenes Zimmer unbewohnbar gemacht, um Dich zu mir einladen zu lassen, ins schöne warme Gästezimmer. Weil Du wusstest, dass ich Dich nie in einem eiskalten Zimmer hätte schlafen lassen. Stimmt doch oder?“

Ihr Blick sagt alles.

Du hast sie doch nicht mehr alle. Du bist 18! Du darfst wählen gehen und einen Führerschein machen. Du wirst sauer, sobald Du das Gefühl hast, jemand behandelt Dich wie ein Kind, das man ja paar mal gemerkt heute. Und dann ziehst Du so eine Nummer ab? Ich mein, ich fühle mich geschmeichelt und so, aber grad bist Du echt wieder wie damals. Und ganz ehrlich, im Moment juckt es mich in den Fingern, Dich wirklich wie ein Kind zu behandeln. Ein verzogenes unartiges verantwortungsloses Kind. Und Dich wie ein kleines unartiges Mädchen übers Knie zu legen, und Dir so den Hintern zu versohlen, dass Du ne Woche nicht sitzen kannst!“

O.k., das war jetzt hart. Ich sehe, wie sie knallrot anläuft, und wie ihr die Tränen in die Augen schießen. Und mein Ausbruch tut mir auch schon wieder leid. Offenbar habe ich mit meiner Vermutung nämlich ins Schwarze getroffen, und ich gehe mal davon aus, dass das Ganze wirklich peinlich sein muss für sie. Da hätte ich auch mal sensibler reagieren können. Aber es hat mich echt getriggert. Denn das hier ist die gute alte Katharina Becker in Reinkultur. Und ich hasse dieses Manipulieren hintenrum.

O.k. sorry, Katha. Ich wollte Dich nicht anschreien. Ich sag Dir was. Ich nehme mein Zeug, und leg mich im Wohnzimmer auf die Couch. Du kannst das Gästezimmer haben.“

Ich weiß nicht, was ich erwartet habe an Reaktion. Dass sie es hin nimmt, dass sie mich zurück anschreit, aber womit ich nicht gerechnet habe, ist das hier. Sie holt tief Luft, und sagt dann gefasst, und mit eiskalter Grabesstimme: „Weißt Du was? Fick Dich, Max. Nimm Deine ganze verfickte Gentlemanattitüde, roll sie auf, und schiebe sie Dir in den Arsch. Ich habe es gar nicht nötig, dass Du mich gut findest, und ich hab's schon dreimal nicht nötig, mich jetzt so gönnerhaft von Dir als Klein-Blödi behandeln zu lassen. Und Deine Almosen kannst Du Dir auch in den Arsch schieben, falls da noch Platz ist. Ich verstehe mich selbst nicht. Ich dachte echt, da wär was zwischen uns. Ich dachte, Du hättest Dich geändert, aber Du bist noch der selbe arrogante überhebliche Scheiß-Besserwisser wie damals. Schlaf doch, wo Du willst, aber verpiss Dich aus meinem Zimmer!“

Die letzten Worte klangen wie das Zischen einer Echse. Wow. Harte Ansage. Und ganz schön anmaßend, wenn man bedenkt, wie wir hierher gekommen sind. Aber ich muss sagen, ich bin froh, dass die Fronten geklärt sind. Und auch wenn ich erst einmal schlucken muss, angesichts dessen was, und vor Allem wie sie es gesagt hat, ein bisschen imponiert hat es mir schon.

Bevor sie mir nach diesen Worten noch handfestere Dinge an den Kopf werfen kann, räume ich das Feld, und ziehe mich ins Gästezimmer zurück. Meine Almosen will sie ja nicht. Gut, dann soll halt sie auf dem Sofa pennen. Ihr Zimmer ist nämlich in der Tat unbewohnbar so wie es ist.

Aber Starrsinn, Dein Name ist Katharina. Ich höre es draußen auf dem Flur rumpeln, und ein paar Minuten später erneut. Als es ein drittes mal rumpelt, kann ich meiner Neugier nicht länger widerstehen und öffne die Tür. Dort sehe ich Katha in mehrere Lagen aus Pullis gehüllt, einen uralten Heizlüfter in Richtung ihres Zimmers schieben. Doch das Ding ist widerspenstig. Eines der Räder ist blockiert. Offenbar hat sich das Kabel darin verfangen. Ein altes textilumwobenes Kabel mit einer sichtbaren Flickstelle aus Isolierband. Ich halte das für eine sehr schlechte Idee, aber nachdem ich Kathas Blick sehe, verkneife ich mir jeden Kommentar.

Sie wird schon wissen, was sie da tut. Haha, guter Witz. Ich rechne mit dem Schlimmsten, und auf dem Weg nach unten zum Zähneputzen sammele ich vorsorglich eine Taschenlampe ein. Nach etwas Nachdenken mache ich zur Sicherheit auf dem Weg zurück nach oben noch einen Abstecher in die Küche, und besorge mir eine Ladung Kerzen.

In meinem Zimmer ist es schön warm. Die Wärme vom Kachelofen in der Stube direkt unter mir zieht durch die dünne Decke bzw. den dünnen Boden hier hoch, und heizt das Zimmer. Im Winter ist das eine gute Sache. Zu anderen Jahreszeiten etwas unpraktisch. Auf dem Fensterbrett und ein paar anderen Ablageflächen stelle ich die mitgebrachten Kerzen auf, und zünde sie an. Das gibt ein schönes, gemütliches warmes Licht. Fast romantisch. Nicht, dass hier gerade irgendwer in Stimmung für Romantik wäre. Aber manchmal sind Kerzen auch ein Ausdruck von Pragmatismus. Ich ziehe mich aus, und lege mich in Boxershorts und T-Shirt aufs Bett. Und dann starre ich an die Decke und warte auf das Unvermeidliche.
Aber Ruhe finde ich keine. Denn während ich da liege und starre, spüre ich wie die Wut zurück kommt. Und mit ihr ein schlechtes Gewissen. Klar bin ich wütend auf Katha. Das war schon ganz schön durchtrieben. Und entsetzlich blöd. Aber wenn ich dann doch noch mal ganz kurz ehrlich zu mir bin, habe ich mich selbst auch ganz schön wie ein Arsch verhalten. Da hilft es auch nichts, dass ich mich total gut hinter der Vernunft verstecken kann, und in jedem Prozess vor dem eigenen Gewissen stur darauf beharren kann, das Richtige getan zu haben. Es fühlt sich trotzdem scheiße an. Ich wollte, dass alles so bleibt wie bisher, aber ich habe eine Chance vertan, dass alles besser hätte werden können. Kompliziert, sicher, aber besser. Ich hätte sie jetzt gerne hier neben mir. Und beim Gedanken, wie sie jetzt trotzig drüben allein im eiskalten Zimmer liegt, um sich einen Rest Würde zu bewahren, vor mir, aber auch vor sich selbst, zieht sich mir der Magen zusammen.
Und dann trifft mich unvermittelt noch mal die Erkenntnis: Katharina Becker steht auf mich. Und ich ertappe mich dabei, dass mir der Gedanke gefällt. So sehr, dass ich eine zuckende Reaktion in meinen Boxershorts spüre. Denn verdammt, ich weiß nicht woher das kommt, aber ich stehe wohl auch auf sie.

Und sie hat Recht. Ich bin ein arrogantes Arschloch manchmal, aber vor Allem bin ich ein Feigling. Sie weiß gar nicht, wie Recht sie hat. Sie weiß nicht, warum es mit Steffie letztendlich aus ist, woher auch, ich habe es ihr nicht erzählt. Und sie weiß nicht, dass es mit einer der Gründe ist, warum ich sie nicht näher an mich heran lassen wollte. Genau so wenig wie irgendein anderes Mädchen im vergangenen Jahr übrigens. Weil ich Angst davor habe, nochmal zu erleben, was ich mit Steffie erlebt habe, als ich endlich so weit war, mich ihr wirklich zu öffnen. Der Grund, warum wir dann erkannten, dass wir trotz allem eben leider doch nicht zusammen passen. Weil ich ein Perverser bin. Es gibt da eben diese Dinge, ohne die ich glaube ich nicht leben möchte, mit denen sie aber halt leider überhaupt nicht leben kann. Und dabei ging es nicht um Studium, Karriere, Familienplanung oder solche Dinge. Über solche Sachen haben wir uns dann letztendlich auch gestritten, natürlich. Aber der Keil, der diese Streits erst so bitter hat werden lassen, war ein anderer. Und ich frage mich gerade ganz ehrlich, ob es mit Katha da nicht anders wäre. Es gab da immer mal wieder so ein paar Hinweise, die so etwas vermuten lassen. Sachen, die sie gesagt hat. Wie sie auf Dinge reagiert hat, die ich gesagt habe. Kann es sein, dass die süße keine unschuldige aber immer so freche Katharina genauso pervers ist wie ich? Vielleicht habe ich eine wirklich große Chance sausen lassen, wer weiß. Und dann sind wir auch wieder an dem Punkt, wo ich mich frage, ob es auch daran liegt, dass mir die vage Idee meiner Vorstellung zu bewahren, dass sie so ticken könnte wie ich, vielleicht lieber ist, als die Gewissheit, dass doch nicht, und erneut auf die Nase zu fallen...

Ja, und an der Stelle reißt mich dann tatsächlich das Unvermeidliche aus meinen Gedanken: Zack! Das Licht ist aus. Die letzte Sicherung im Haus ist abgeraucht. Das war's. Ab jetzt haben wir kein Licht mehr. Und kein warmes Wasser, weil der Boiler ohne Strom keinen Zündfunken hat. Ach, und übrigens auch kein Telefon, wie mir gerade einfällt.

Aus dem Nachbarzimmer ertönt ein frustrierter Schrei, und danach Schluchzen. Seufzend greife ich nach der bereit liegenden Taschenlampe, und erhebe mich.


Katharina

Es ist kalt hier herinnen, abartig kalt. Und stockfinster. Aber das ist grad weniger mein Problem. Also schon an sich das krassere Problem, aber aktuell beschäftigt mich das andere mehr.
Ich habs verkackt, sind wir ehrlich. Die Chancen stehen locker 90 zu 10, dass ich es verkackt habe. Womöglich eher 95 zu 5 nach dem, was ich ihm noch an den Kopf gedonnert hab. Wenn ich mich einfach mal beherrschen lernen könnte. Wobei das halt aber auch wieder ein spezielles Max-Problem ist, denn an sich werde ich immer besser darin, einfach mal gechillt zu bleiben. Nur halt nicht bei ihm. Er bringt mich einfach zum Ausrasten. Sicher und Garantiert. Und sind wir mal ehrlich, das hat halt seinen Grund. In der Vergangenheit. Aber halt nicht nur. Es liegt auch daran, wie er aussieht und wie er redet und an seinem Geruch. Und wie gut mir das alles gefällt. Das ist das, was mich bei ihm so empfindlich macht. Und deshalb wurmt mich die 95%-Wahrscheinlichkeit, obwohl ich grad stinksauer auf ihn bin. Und deshalb hoffe ich auch irgendwie immer noch auf die 5%.

Es klopft an der Tür.
Katharina, darf ich kurz reinkommen?“
Tür is eh offen“, knurre ich zurück.

Kaum hat er die Tür aufgemacht, hör ich ihn scharf nach Luft schnappen.
Scheiße, ist das immer noch kalt. Katha, ich wollte mich eigentlich bei Dir entschuldigen, und fragen, ob wir nochmal über alles reden können, das hier ist doch komplett idiotisch. Ich weiß, Du bist stocksauer auf mich, und ich bin auch noch sauer auf Dich. Aber das ist jetzt ne echte Krisensituation hier, und da sollten wir schaun, dass wir zusammenhalten. Komm einfach mit. Diskutieren können wir drüben im Warmen genauso. Komm jetzt raus! Ich lass Dich keine Minute länger in diesem scheiß Kühlhaus hier!“

Tja, was soll ein Mädchen machen? So eine charmante Einladung kann man einfach nicht ausschlagen. Und er hat ja Recht.

Zehn Minuten später ist die Welt dann wieder in Ordnung. Ich meine, eben hab ich mich noch total allein und bis auf die Knochen schockgefrostet gefühlt, aber jetzt wir liegen zu zweit auf seinem Bett, zusammen unter seiner Decke. Ich liege auf der Seite, mit dem Rücken zu ihm. Er liegt von hinten an mich gekuschelt, hat mich im Arm, und drückt mich fest an sich, um mich zu wärmen. Was an sich gar nimmer nötig wäre, aber sich trotzdem einfach nur gut anfühlt.

Überall im Zimmer hat der Max Kerzen hingestellt. Fast als ob er am Schluss doch noch sowas wie eine romantische Ader in sich entdeckt hätte. Und passend zum schönen warmen Licht und der schönen warmen Luft, scheint er selber auch endlich aufgetaut zu sein. Wir unterhalten uns jetzt schon ein paar Minuten ganz lieb, und er entschuldigt sich sogar bei mir. Der Max. Bei mir.

Tut mir leid, Katha. Mir wird klar, ich stehe auf Dich, und das heftig. Und als das los ging irgendwann heute Abend, und ich gemerkt habe, dass Du auch auf mich stehst, hab ich wohl Panik bekommen. Weißt Du, es wäre schön, wenn die Welt da einfacher wären. Wenn zwei Menschen, die offenbar aufeinander stehen, ganz einfach offen sagen könnten, dass sie aufeinander stehen, ohne Angst, wie der andere reagiert. Oder die ganzen Leute außenrum. Ich weiß, Du magst das nicht hören, aber ich kann's nicht ändern, aber die Tatsache, dass wir uns schon so lange kennen, und dass Du Jules' Schwester bist, macht das alles wirklich nicht einfacher.“
Er lässt mich los, und dreht sich auf den Rücken. Bleibt aber an mich geschmiegt.
Für mich auch nicht. Ich kenne Dich ja genauso lang.“
Ich drehe mich zu ihm, lege jetzt meinen Arm um seinen Oberkörper.
Aber ich gebe zu, für mich ist das nicht so neu. Ich muss Dir glaub ich was gestehen. Ich steh halt echt schon länger auf Dich. Immer mal wieder.“
Ja, das ist mir jetzt auch klar geworden. Erklärt so einiges im Nachhinein. Aber was mir halt echt auch Angst macht, ist die Frage, wo das hier hinführen wird. Also gut, wir haben geklärt, dass wir aufeinander stehen, und ich muss sagen, dass mir die Idee gefällt. Aber wohin entwickelt sich das? Die Umwelt ist ja spätestens ab morgen oder so wieder relevant. Und Du weißt, dass ich bald nach Berlin ziehe?“
Ach, Max, da können wir uns immer noch den Kopf drüber zerbrechen, wenn es soweit ist. Lass es einfach zu, das Gefühl. Ist doch ein schönes Gefühl.“ Wenn es auf Gegenseitigkeit beruht, füge ich in Gedanken dazu. „Und da ist noch was, Max. Ich hab da gar an sich gar keine große Angst vor, weil ich kenne Dich, und ich weiß ein bisschen was über Dich, und darum weiß ich auch, dass das hier gut werden kann, wenn wir uns nur traun.“
Hmmm, was weißt Du denn? Geht es hier schon wieder um Steffie?“
Max, hier gehts nurmehr um Dich und mich, ich dacht, des hätten wir geklärt.“
Bevor er schon wieder was Dummes sagen kann, rutsche ich ein Stück an ihm hoch, und küsse ihn direkt auf die Lippen. Seine Verblüffung dauert nur einen winzigen Moment, dann packt er mich mit beiden Armen, zieht mich ganz fest an sich heran, und erwidert den Kuss mit einer Leidenschaft, die ich ihm gar nicht zugetraut hätte. Unsere Lippen öffnen sich, unsere Zungen berühren sich, und in meinem Bauch explodiert eine Supernova.

Mittlerweile sitze ich auf ihm. Wir küssen uns wieder und wieder, und immer heftiger. Und er ist ein sensationeller Küsser. Seine linke Hand hat schon ihren Weg unter meinen Pulli gefunden, und ich spüre sie heiß auf der Haut meines Rückens.

Zeit, die Dinge mal auf die Zielgerade zu steuern hier. Ich setze mich auf, und schaue ihm direkt in seine Augen.

Ist schön hier mit Dir, Max. Ich hoffe, Du kommst jetzt nicht auf die Idee, die Notlage eines Mädchens irgendwie ausnutzen zu wollen“, sage ich neckisch.
Er zieht seine Hand zurück, die sich so langsam und vorsichtig ein paar Zentimeter unter meinen Pulli vorgearbeitet hatte.
Und wirkt recht verdutzt: „Also ganz ehrlich, Katha, ich werde echt nicht schlau aus Dir.“
Ich packe meinen Pulli am Bund, und ziehe ihn demonstrativ langsam über meinen Kopf. Ich schlüpfe heraus, und schmeiße das Teil aus dem Bett. Er liegt ja hier schon in Unterwäsche rum. Zeit, sich ein bisschen anzupassen. Also schrittweise halt.

Ich sitze also immer noch auf ihm. Mittlerweile obenrum nur noch im BH. Es ist ein schöner BH. Hab ich extra für ihn angezogen. Eins meiner Lieblingsteile. Auch weil er perfekt passt, und das, obwohl ich so eine komische Zwischengröße hab. 75B ist zu klein, bei 75C sind die Körbchen zu groß, und bei 80B schlackern die Träger. Dazu sieht er einfach nur verschärft aus. Anthrazit mit kleinen hellgrauen Punkten darauf. Mit weißer Spitze oben. Und dezenten Push-Up-Polstern. Der Clou ist das kleine Schleifchen vorne. Natürlich trage ich ein passendes Höschen, aber das kann er noch nicht sehen. Dafür schaut er sich den BH recht genau an. Findet offenbar seine Zustimmung das Ding. Er packt mich im Nacken, aber sanft, und zieht meinen Kopf wieder zu sich heran. Wir küssen uns wieder. Seine andere Hand streichelt jetzt frei über meinen Rücken. Und erzeugt eine neue Gänsehaut dabei. Er lässt sich wirklich Zeit, der Herr. Und an sich ist das ja eine gute Sache, aber irgendwie habe ich das Gefühl, da geht noch mehr, aber der Max steht immer noch auf der Bremse. Ich helf ihm mal besser auf die Sprünge.

Als er kurz seine Lippen von meinen löst, um Luft zu holen, beuge ich mich weiter vor, und hauche ihm ins Ohr: „Weißt Du, Max, Du küsst wirklich gut. Aber eine Sache musst Du schon noch lernen. Wir Frauen mögen Gentlemen an sich. Wirklich. Aber es ist doch auch so: Was wir noch mehr mögen als alles Andere, ist ein Gentleman, der weiß, wann es Zeit ist, nicht mehr gentle zu sein, sondern einfach nur noch ein Mann.“
Du böses Mädchen!“, flüstert er zurück, und klatscht mir mit der Hand einmal kräftig auf den Po. Das bringt die Schmetterlinge in meinem Bauch wieder so richtig zum Looping-Schlagen. Noch einmal klatscht es, dieses mal auf die andere Pobacke.
Hmmm, Du verstehst eh, was ich sag.“, gurre ich ihm ins Ohr.
Daraufhin fährt seine Hand an meinem Rücken nach oben, und kommt auf dem Riemen meines BHs zum liegen.
Ja, Max. Ein Mann. Der weiß, was er will. Und weiß, wie er kriegt, was er will.“
Wirklich?“ Antwortet er, und öffnet gekonnt mit einer Hand den Verschluss. Ich bin ein kleines bisschen beeindruckt. Mein Ex hat sich da immer einen abgebrochen, wenn er versucht hat, die Schnalle zu öffnen.
Hat die Steffie Dir das beigebracht?“, frage ich frech.
Kein Kommentar“, Mittlerweile hat er mich ganz aus dem Ding befreit. „Wow!“, fügt er hinzu, als ich mich aufrichte, und ihn sehen lasse, was er da ausgepackt hat. Er greift auch gleich zu, und das genau so gut wie er küsst. Seine Finger fassen mich an meinen Seiten, die Handflächen stützen meine Brüste leicht, und die Daumen schmiegen sich sanft an meine Nippel, die sofort stramm stehen.
Er streichelt mich dort, und es fühlt sich einfach so gut an.
Ja, Max, und so ein Mann, der kann heute Nacht alles von mir haben. Er kann mit mir machen, was er will.“
Er richtet sich nun seinerseits auf, so dass ich jetzt ihm zugewandt auf seinem Schoß sitze. Seine Hände lassen meine Brüste los. Seine Rechte greift mich wieder im Nacken, und drückt mich an sich. Dann beugt er sich runter, und flüstert mir ins Ohr.
Katha, ich weiß nicht, ob Du weißt, was Du da sagst. Alles mit Dir machen, was ich will? Ich bin ehrlich gesagt immer noch ein kleines bisschen böse auf Dich, und es könnte sein, dass es Dir vielleicht gar nicht so gefällt, wenn ich das mit Dir mache, was mir da gerade durch den Kopf geht. Was ich am Liebsten machen würde. Was ich schon lang hätte machen sollen mit Dir.“
Wirklich? Und was wäre das?“ Ich habe inzwischen glaube ich eine ganz gute Idee, worauf das hinaus laufen könnte, und die Aussicht macht mich mindestens so heiß wie sie mich nervös macht.
Oh Mann, Katha. Ganz ehrlich. Ich würde Dich jetzt am Liebsten übers Knie legen. Und Dir ordentlich den Hintern versohlen. Für die Nummer mit dem offenen Fenster! Und die ganzen anderen Zickereien von Dir.“
Dann mach halt.“
Wirklich? Wenn ich damit anfange, mach ich's richtig, ich warne Dich. Dann gibt's keine halben Sachen...“ er zögert kurz. „Dann.. kommt die Hose runter. Und dann... Da hat sich einiges angestaut, meine Liebe. Mit ein paar Klapsen lass ich Dich nicht davon kommen.“
Das ist der Moment. Der Moment der Wahrheit. Er hat seine Karten auf den Tisch gelegt. Jetzt bin wohl ich am Zug. Ich habe immer davon fantasiert, dass jemand genau das mit mir macht. Dass er das mit mir macht. Aber ich habe keine Ahnung, ob es mir in der Realität gefällt. Ein Teil von mir will empört aufspringen, ihm ordentlich eine kleben, und dann aus dem Zimmer stürmen. Ein anderer Teil will sich in der Zimmerecke verkriechen, aber der lauteste und stärkste Teil schreit ein Stummes „Mach doch endlich hinne, Du Lahmarsch.“ Bin ich froh, dass er die Kakophonie meiner inneren Stimmen nicht hören kann.
Aber es ist wohl so, auch wenn ich es am Liebsten hätte, dass er jetzt einfach macht, mich packt, mich über seinen Schoß zieht, und loslegt, braucht er von mir jetzt irgendeine Form von gezeigtem Einverständnis. Was ich total verstehen kann, weil das ja gegen jedes erlernte Verhalten geht, wie man eine Frau anständig behandelt. Aber für mich ist das der schwerste Schritt des heutigen Abends. Weil ich aktiv werden muss, damit er aktiv werden kann.
Ich hole tief Luft und piepse: „Wenn Du meinst, dass ich es verdient habe“, und hoffe nur, er hört die Ungeduld nicht heraus in meiner Stimme.
Wieder wirkt er kurz verblüfft über meine Reaktion, aber erneut fängt er sich schnell, und übernimmt direkt die Initiative. Was gut ist, weil der Teil in mir, der „Wegrennen!“ schreit, ist immer noch nicht ganz still.

Und so kommt es, dass ich mich kaum einen Augenblick später, ohne wirklich mitbekommen habe, wie es genau passiert ist, quer über seinem Schoß liegend wieder finde, meinen Po einladend in die Höhe gereckt.

Und bevor ich richtig weiß, was hier gerade passiert, klatscht seine Hand schon das erste Mal auf meinen Hintern. Und wenn ich klatschen sage, meine ich es auch so. Das Geräusch schreckt mich fast mehr auf, als das subtile Brennen, das nach dem Klaps kommt. So schlimm wird es also vermutlich nicht werden, denke ich mir, als mich der nächste Klatscher trifft. Und nach dem dritten oder vierten werden mir zwei Sachen klar. Erstens ist jeder Klaps bisher fester gewesen als der davor, so als ob er sich auch erst ran tasten muss, und zweitens, dass ich immer noch meine Hose anhabe, was ja aber halt nicht so bleiben wird, wie er angekündigt hat. Ich weiß nicht, wie viel so eine Skinny-Jeans abhält, aber ich nehme mal an, auf dem nackten Hintern wird es dann schon ein bisschen mehr weh tun.

Ich habe seine Klapse nicht mitgezählt, aber es dauert nicht lang, bis er eine kurze Pause einlegt, die er nutzt um mir den Po zu streicheln. Welcher mittlerweile doch einigermaßen brennt.
O.k., steh auf, Katha. Ich habe Dich gewarnt, dass die Hose runter kommt.“
Seine Stimme klingt jetzt so, dass ich gar nicht anders kann, als zu gehorchen. Ich stehe vor ihm neben dem Bett. Er greift nach meinem Hosenbund, und öffnet den Knopf ebenso gekonnt wie vorhin meinen BH-Verschluss. Dann zieht er den Reißverschluss runter. Max sitzt jetzt vorne an der Bettkante. Ich will unbewusst einen Schritt zurück machen, weg von ihm, aber das hat er wohl kommen sehen, und packt blitzschnell mit seiner linken Hand mein rechtes Handgelenk.
Oh nein, meine Liebe, ich bin noch lange nicht fertig mit Dir. Komm her.“
Unnachgiebig zieht er mich zu sich her und zwingt mich wieder über seinen Schoß. Nur ist es so noch demütigender. Vorher auf dem Bett war es fast gemütlich zum Liegen. Aber so kann ich mich nurmehr mit den Armen an den Dielen auf dem Fußboden abstützen. Meine Beine hängen in der Luft, und mein Hintern ist noch mehr hochgereckt als in der Position vorher. Da spüre ich, wie er anfängt, mir die Hose, die er eben geöffnet hat, ganz runter zu ziehen. Und ich kann gar nicht anders als Zappeln. Aber damit hat er wohl gerechnet. Als mein rechter Arm nach hinten fährt, um die Hose am Bund fest zu halten, fängt er ihn wieder mit seiner linken ab, und dreht ihn mir auf den Rücken. Nicht soweit, dass es weh tut, aber weit genug, um mich völlig hilflos zu machen.
Unartig“, sagt er nur. „So oder so, die Hose kommt runter. Und wenn Du weiter so einen Aufstand machst, kommt das Höschen gleich mit runter. Haben wir uns verstanden, Katharina?“
So kann ich nicht verhindern, dass er mir die Hose langsam bis zu den Knien herunter zieht.

Wow“, höre ich ihn wieder. Ich spüre, wie seine Hand über meine jetzt großteils nackten Pobacken streichelt, die der Tanga hinten frei lässt.
Fast klingt ein mitfühlender Unterton mit, als er sagt: „Das eben war nur das Aufwärmen. Jetzt werde ich Dir zeigen, was ich von Deiner tollen Idee mit dem offenen Fenster halte.“
Und damit geht es wieder los. Auf dem nackten Po fühlt es sich wirklich noch einmal ganz anders an. Viel intensiver. Es klingt auch anders. Aber nicht weniger laut. Was bin ich froh, dass außer uns kein Mensch hier heroben ist, das Klatschen scheint mir, muss man im halben Tal hören können. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass es jetzt auf den Nackten gibt, oder ob er noch mal etwas fester zuhaut als vorhin, aber inzwischen tun seine Hiebe echt ein bisschen weh. Und ich kann nicht anders als auf seinem Schoß rum zu zappeln. Allerdings hält er mich weiterhin fest in Position, während er nicht aufhört, mir den Hintern zu versohlen. Das geht eine ganze Weile, aber ich halte tapfer durch. Ist jetzt nicht so, als ob ich keinen Laut von mir geben würde, aber die Genugtuung, mich weinen, oder ihn am Ende gar anbetteln zu hören, geb ich ihm nicht.

Nach ein paar Minuten hören die Hiebe wieder auf. Als seine Hand dann erneut über meinen Po streichelt, spüre ich wie ein alles andere als unangenehmes Schaudern durch meinen ganzen Körper läuft. Und ist das etwa mein eigener Atem, den ich hier so laut höre?

Weißt Du Katharina, mir geht da gerade etwas durch den Kopf. Das ist ein hübsches Höschen. Und passt zum BH, hab ich Recht? Du trägst ein Set passender Unterwäsche, ich weiß, was das heißt. Ich glaube nicht, dass Du Dich vorhin im kalten Zimmer nochmal ungezogen hast. Kann es sein, dass Dir die Idee, mich ins Bett zu bekommen, vielleicht doch schon etwas früher gekommen ist?“
Kein Kommentar“, erwidere ich.
Hmm, das erklärt auch, warum Du vorhin so lange geduscht hast.“
Seine Hand fährt meine Oberschenkel entlang nach unten. Er greift nach meiner Hose und schiebt sie bis zu den Knöcheln.
Du hast Dir die Beine rasiert, stimmt's?“
Das hat nichts zu sagen“, protestiere ich.
Vielleicht nicht. Aber trotzdem hast Du das ganze warme Wasser verbraucht, und ich musste deswegen kalt duschen!“
Oh.“ Daran hatte ich tatsächlich nicht gedacht.
Fandest es wohl lustig, die Vorstellung, wie ich unter der kalten Dusche stehe?“
War keine Absicht, ehrlich! Hab ich echt nicht dran gedacht.“
Weißt Du was? Das glaube ich Dir sogar. Ist ja nicht so, dass Du den Boiler schon seit Jahren kennst, und weißt, wie schnell das warme Wasser verbraucht ist, und wie lange es dauert, bis wieder welches da ist. Aber Dir ist das egal. Hauptsache, Du kannst ausgiebig duschen, und Dir in aller Ruhe die Beine rasieren!“
Ich wollte halt hübsch für Dich sein, Au!“
Und damit geht es wieder los. Der erste hat mich überrascht, aber er findet schnell in seinen Rhythmus zurück, langsamer jetzt als vorhin, aber dafür gezielter irgendwie. Das Klatschen ist satter geworden, und das Brennen großflächiger. Ich liege immer noch hilflos über seinem Schoß, und präsentiere ihm den fast nackerten Hintern als bequemes Ziel seiner Strafmaßnahme.

Und meine Gefühle sind mehr als zwiespältig dabei. Natürlich tut es weh, wie er mir den Hintern verhaut. Aber nicht so arg, dass man es nicht aushalten würde. Irgendwo finde ich auch, sowas darf er nicht, es gehört sich nicht. Und es ist furchtbar demütigend. Aber dann ist es auch so, dass ich ja genau das gewollt hab, und das schon echt ne ganze Weile. Ich hab immer wieder davon fantasiert. Und gerade der Max war ganz oft derjenige, der es halt gemacht hat mit mir in der Fantasie. Ich habe also gewonnen, könnt man sagen. Ich habe bekommen was ich gewollt hab. Meine Pläne sind aufgegangen im Nachhinein, Alle. Oder fast alle zumindest. Und auch wenn das Klatschen und das Brennen von hinten her gerade das Gefühl ist, was total im Vordergrund ist, spüre ich wie ich so auf seinem Schoß rumzappele unter mir ein deutliches Zeichen, dass es ihm sehr gut gefallen muss, was er da mit mir macht. Und so geh ich mal davon aus, dass ich später noch in den vollen Genuss seiner Aufmerksamkeit kommen werde, was ja der eigentliche Plan für den Abend war.
Und auch das ist natürlich Teil vom Korb der gemischten Gefühle. Er ist spürbar erregt, aber fragt mich mal. Ich glaube, ich war in meinem ganzen Leben noch nie so scharf wie jetzt gerade. Und jeder neue Klatscher hinten drauf bringt mein Becken dazu, sich vorn im Rhythmus an ihm zu reiben.
Ich frage mich gerade, ob ich mir wünschen soll, dass er mir den Tanga auch noch auszieht, das würde sich gleich noch unartiger anfühlen. Und schärfer. Und noch demütigender, weil er dann kaum mehr übersehen könnte, wie mein Körper auf diese Bestrafung reagiert. Wobei mir das seit ich seinen Ständer unter mir spüren kann, eh nicht mehr peinlich sein müsste.

Und so unvermittelt wie das erste Spanking meines Lebens angefangen hat, hört es wieder auf. Max atmet schwer. Er streichelt jetzt meine Pobacken wieder anstatt drauf zu hauen.

Ich hoffe, das war Dir eine Lehre“, sagt er. Und dann hilft er mir auf die Beine, und keine drei Sekunden später liegen wir eng umschlungen auf dem Bett. Er auf dem Rücken, ich mit meinem Kopf auf seiner Brust. Er streichelt mich, ich kuschele mich an ihn. Mir dreht sich irgendwie noch alles von dem, was gerade passiert ist, so wuschig bin ich.
Wow!“, sag ich so daher, „Jetzt weiß ich, was die Steffie gemeint hat.“
Hm? Was meinst Du Katha?“
Naja, ich habe mal gehört, wie sie rum erzählt hat, wie Du halt dominant sein kannst, und wie gut ihr das gefällt. Hast Du sie oft 'übers Knie gelegt'?“
Habe ich was Falsches gesagt? Seine Hände, die mich eben noch gestreichelt haben, halten plötzlich still.
Oh Mann Katha. Willst Du jetzt echt wieder über Steffie reden? Jetzt? In der Situation? O.k., nein. Wenn Du es wissen musst, das eben war für mich das erste mal, dass ich ein Mädchen 'übers Knie gelegt' habe. Steffie wollte das nicht. Sie fand die Idee abartig. Und genaugenommen ist das letztlich auch der Grund gewesen, aus dem wir uns getrennt haben. Sie fand die Vorstellung, dass ich auf sowas stehe, unheimlich. Als ich es ihr erzählt habe, war plötzlich diese schöne vertraute Lockerheit zwischen uns weg, die uns vorher ausgemacht hat. Und die ist auch irgendwie nie wieder zurück gekommen. Plötzlich war immer alles, was mit Sex zu tun hatte, irgendwie überschattet. Sie hatte glaube ich ein bisschen Angst davor, dass ich mich irgendwann nicht mehr beherrschen kann, und gewalttätig werde. Und dann war da noch das Gefühl, mir etwas nicht geben zu können, was für mich aber total wichtig ist. Was sie von einem Teil meines Lebens ausgeschlossen hat. Und leider hat das auch gestimmt. An dem Punkt war mir klar, dass sie nicht die ist, mit der ich 100% glücklich werden kann, weil diese Bedürfnisse ja irgendwann irgendwie ausgelebt werden wollen. Und Du ahnst gar nicht, wie gut mir das eben getan hat.“

O.k., es stimmt, Im Moment hätte es um uns beide gehen sollen, und nicht um Steffie. Trotzdem bin ich gerade alles andere als angefressen, dass er so viel von ihr redet. Denn das war glaub ich das Ehrlichste, was er mir je gesagt hat. So nah hat er mich noch nie an mich ran gelassen. Vielleicht sollte ich die Klappe halten jetzt, und einfach still genießen, wie es weiter geht. Aber ich bin halt immer so verdammt neugierig.

Hmmm, Max, mir hat das eben auch gut getan glaube ich. Aber darf ich Dich noch was fragen wegen Steffie. Ist das letzte mal für heut, versprochen.“
Er lässt ein gespielt genervtes Stöhnen hören. „Frag.“

O.k., also ich habe damals eben zufällig mit angehört, wie sie gesagt hat, da gibt es etwas besonderes, was Du mit ihr machst, und was sie total genial fand. Ähm... Magst Du's mir erzählen?“

Nein, Katha. Werde ich nicht. Ich weiß was Besseres. Wie wäre es, ich zeig es Dir einfach? Und dann geht's ab jetzt den Rest der Nacht nur noch um uns beide, o.k?“

Das ist glaube ich das Klügste, was er heute gesagt hat. Natürlich will ich, dass er mir das zeigt. Keine drei Minuten später hat er aus der Kommode im Zimmer ein paar alte Schals besorgt. Ich liege auf dem Rücken mittig auf dem Bett. Mit je einem Schal hat er mir die Handgelenke am Bettgestell festgebunden. Mit dem dritten Schal verbindet er meine Augen. Nach dem Spanking eben war ich so heiß auf ihn, kaum zu glauben, dass er es noch toppen kann. Jetzt, als er mich zunächst noch einmal leidenschaftlich auf den Mund küsst, und dann langsam mit den Lippen an meinem nackten Körper nach unten fährt, meinen Hals, meine Brüste, meinen Bauch mit Küssen bedeckt, und schließlich kurz unter meinem Bauchnabel stehen bleibt, jagt ein Lust-Schauer den nächsten.
Ich spüre, wie er seine Zeigefinger unter dem Bund meines Höschens einhakt, und ganz langsam anfängt, es hinunter zu ziehen. Er lässt sich Zeit damit, zieht es Schritt für Schritt aus. Und so lieg ich schließlich komplett nackt vor ihm. Mit gespreizten Armen ans Bett gefesselt. Mit verbundenen Augen. Ausgeliefert und wehrlos. Nicht, dass ich mich gerade irgendwie gegen irgendwas hätte wehren wollen, aber es ist trotzdem ein unfassbar geiles Gefühl, dass ich es dann auch nicht gekonnt hätte.

Jetzt sind seine Hände an meinen Schenkeln und er spreizt langsam, aber unnachgiebig auch meine Beine. Ich spüre, wie er sich zwischen ihnen nieder lässt. Und stöhne überrascht auf, als er mit dem Küssen dort fortfährt, wo er eben aufgehört hat, und Sekunden später seine Lippen meine intimste Stelle berühren. Mag sein, dass die Steffie das anders, direkter ausdrücken könnte, was dann passiert. Für mich war auch das das erste mal. Mein Exfreund wollte das nie machen. Aber dass es für den Max nicht das erste Mal ist, spürt man sofort. Er weiß nämlich ganz genau, was er da tut. Er leckt mit der Zunge über meine Öffnung, erst ganz ganz leicht, dann zunehmend fordernder. Aber dabei belässt er es natürlich nicht. Er weiß, welche Knöpfe er drücken muss. Uns so dauert es nicht lange, bis seine Zunge ein bisschen nach oben gewandert ist, und beginnt, über eben genau jenen Knopf zu fahren, der sich noch ganz schüchtern vor ihm in seiner kleinen Höhle versteckt. Das Gefühl ist unbeschreiblich, und jagt neue Wellen der Erregung durch meinen Bauch und den ganzen Körper.

Das nimmt er wohl als Signal, richtig loszulegen. Ich spüre, wie mit zwei Fingern ganz vorsichtig das kleine Häutchen auseinander zieht. Jetzt liegt meine Klitoris frei, was seine Zungenspitze sofort ausnutzt. Von unten nach oben leckt er langsam darüber, und ich bin schon wieder froh, dass kein anderer hier heroben ist, der hören kann, was hier gerade passiert. Mein Ex hat mal gemeint, es wäre schön, wenn ich im Bett mal ein bisschen lauter wär. Tja, hättest Du mal sowas hier mit mir gemacht, dann hättest mich aber Hecheln und Stöhnen hören können. Und sogar schreien - als Max plötzlich zwei Finger der anderen Hand in mich hinein gleiten lässt. Dann bewegt er sie raus und rein, immer schneller, in dem gleichen Rhythmus, mit dem seine Zunge mich verwöhnt. Ich winde mich, versuche mich aufzubäumen in meinen Fesseln, ich presse meine Schultern gegen das Bett und recke gleichzeitig mein Becken dem Max entgegen.

Der Orgasmus, der dann recht schnell kommt, lässt alles, was ich bisher gespürt habe, wie einen Schluck lauwarmes abgestandenes Wasser erscheinen. Beginnt in meinem Lustzentrum unter Max' Zunge, und breitet sich über den Bauch durch den ganzen Körper aus. Eine Welle jagt die nächste. Ich hab gestöhnt, geschrien, geschimpft, und zuletzt gebettelt.

Und dann liege ich da, immer noch auf dem Rücken, immer noch gefesselt, immer noch mit der Augenbinde, und ringe nach Luft. Das war wirklich der Hammer. Ich habe heute zwei Dinge bekommen, die ich mir lange gewünscht habe. Von dem Mann, von dem ich oft geträumt habe. Und doch, als sich mein Atem langsam beruhigt, spüre ich, dass mir etwas fehlt. Klingt vielleicht komisch, ich weiß, aber es sind sogar zwei Sachen.
Viele Jahre später, als ich dann auch ein Wort für diese Vorlieben hatte, als ich dann auch angefangen habe, mich ein bisschen genauer damit auseinander zu setzen, hab ich irgendwann das Internet entdeckt als meine unversiegbare Quelle für unartige Informationen. Und so bin ich über den Satz gestolpert, der mein Dilemma hier auf den Punkt bringt: „Ein richtiges Spanking fängt da an, wo man eigentlich nur noch will, dass es aufhört.“

Wie gesagt, hier und jetzt kenne ich den Satz noch nicht, aber da ist das Gefühl, dass etwas fehlt. Das Spanking hat schon ein bisschen weh getan, und es hat mich unfassbar scharf gemacht. Aber es hat sich zu keinem Zeitpunkt angefühlt wie eine Strafe. Ich hab's mir tatsächlich eigentlich auf eine Art weniger schmerzhaft vorgestellt, aber auf eine andere Art irgendwie tiefer gehend. Vielleicht war's auch so, dass ich ja jederzeit stopp hätte sagen können, und der Max sofort aufgehört hätte. Insgesamt war es so, dass es sich angefühlt hat, als würden wir mehr Spanking spielen, als es ernsthaft tun. Und das war schon der Part, der mich so scharf gemacht hat, aber halt mehr an der Oberfläche. Mir ist eh klar, dass der Max natürlich auch erst mal vorsichtig ran gegangen ist. Weil es für uns beide neu war. Und dafür bin ich ihm auch total dankbar. Trotzdem spüre ich, dass dieses erste Spanking so geil es war, irgendwie halt kein richtiges Spanking war. Und dass ich immer noch gerne wissen würde, wie es sich anfühlt, wenn es ein Richtiges gibt.

Das andere ist, dass ich ihn jetzt will. Und zwar richtig. Das, was er mit seiner Zunge gemacht hat, war unfassbar gut. Aber es war einseitig. Ich will ihn in mir spüren. Jetzt. Ich will spüren, wie er mich will. Wie er mich nimmt. Und wie ihm das auch gefällt, vor Allem. Ich will jetzt seine verdammte Leidenschaft spüren und hören. Und zwar seine pure Leidenschaft für mich, und nicht für sein erstes Spanking. Und ich will auch, dass er für mich, mit mir, wegen mir kommt.

Alles o.k. bei Dir, Katha?“, fragt er? „Bist Du etwa eingeschlafen?“ Vermutlich weil ich so still war. Er greift nach meiner Augenbinde, und plötzlich wird es wieder hell.

Nein, Ja, alles gut, ich schlafe nicht“, sage ich. „Nicht, lass“, füge ich schnell hinzu, als ich merke, wie er mir auch die Arme losbinden will. „Noch nicht. Max. Mein Max, bitte...“ Ich hole tief Luft, um es über meine Lippen zu bringen, wie es die Steffie wohl gesagt hätte: „Fick mich. Genau so. Steck ihn endlich rein in mich. Ich will Dich jetzt, ganz.“

Er seufzt. „Ich Dich doch auch. Mehr als irgendwas auf der Welt. Es ist nur...“
Wenn er jetzt wieder mit der Geschichte von vorhin und meinem Bruder und so anfängt, erwürge ich ihn heut Nacht, ich schwör es. Aber das ist es wohl nicht. Er macht ein echt bedröppeltes Gesicht.

Ach, Katha, ich kann nicht. Ich hab keine Kondome hier. Ich habe nicht damit gerechnet, dass ich welche brauchen würde. Und ohne geht halt gar nicht.“

Max, das ist kein Problem“, lache ich. „Ich hab welche bei mir drüben im Zimmer. Die sind in der mittleren Schublade von der Bauernkommode. Die sind noch von meinem Ex.“

Da grinst er, der Max. „Alles klar. Nicht weglaufen. Bin gleich wieder da.“

Und als ich Max' beeindruckende Silhouette im Türrahmen sehe, mit der Taschenlampe in der Hand auf dem Weg in mein Zimmer nebenan, muss ich kurz grinsen, wie meine Pläne am Ende halt doch aufgegangen sind, und sogar besser als ich erst gedacht hab. Als mir plötzlich siedend heiß etwas einfällt. In der mittleren Schublade der Kommode sind halt nicht nur die Kondome. Das ist meine Wäsche-Schublade. Und neben meiner Unterwäsche liegt da noch etwas anderes. Etwas, das ich vorhin mal vorsorglich dort deponiert habe.

Was mein Max vermutlich kaum übersehen kann, trotz der Dunkelheit. Und richtig. Keine zwei Minuten später ist er wieder da. Und schaut gar nicht mehr so glücklich aus wie eben. In der einen Hand hat er eine Packung Kondome. Und in der anderen einen kleinen Haufen grauer flaschenförmiger Keramikteile mit Metallkappe. Ich merke, wie er sich bemüht, ganz ruhig zu atmen, als er sagt:

Katharina, hättest Du vielleicht die Güte, mir zu erklären, wie diese fünf Ersatzsicherungen in der Schublade in Deinem Zimmer gelandet sind? Die Sicherungen, von denen ich mir ziemlich sicher bin, dass sie in der Küche hätten liegen sollen? Die Sicherungen, wegen denen wir seit ner Stunde ungefähr schon kein Licht mehr im Haus haben? Die Sicherungen, von denen Du mir vorhin noch erzählt hast, Du hättest mir die Letzte gegeben? Direkt nach dem Telefonat mit Deinem Bruder?“

Kein Kommentar“, antworte ich ihm.

Ich liege immer noch nackt auf seinem Bett, immer noch gefesselt. Sonst hätte ich bei dem Blick, den er mir jetzt zuwirft, vermutlich fluchtartig das Zimmer verlassen. Und als ich sehe, wie er wortlos die Sicherungen und die Gummis weg legt, sich dann bückt, seine Hose aufhebt, und den dicken schweren dunkelbraunen Ledergürtel aus den Schlaufen zieht, bekomme ich eine Gänsehaut. Als er ihn dann doppelt nimmt, und mich mit leicht zusammengekniffenen Augen anschaut, während er demonstrativ mit dem Gürtel in seine andere Hand klatscht, läuft mir die Gänsehaut den Rücken hoch bis zum Nacken. Und ich frage mich, ob Schritt Eins des Plans wirklich meine brillanteste Idee heute gewesen ist, und ob ich da nicht ein paar Steine los getreten habe, die mir gleich ganz bös auf die Füße fallen werden.

Ich weiß nicht, woher er diese Kraft nimmt, jedenfalls liege ich keine Minute später bäuchlings auf dem Bett. Unter den Bauch hat er mir ein großes Kissen geschoben, und meine Arme sind wieder am Bettgestell angebunden. Nicht, dass ich mich arg gewehrt hätte. Und wo er jetzt neben mir steht, wieder mit dem Gürtel in der Hand, fühlt es sich an, als würde ich ihm meinen Po geradezu herausfordernd einladend entgegen strecken. Mein Po, der sicher noch ganz rot ist von seiner Hand vorhin. Und es sieht so aus, als ob er diese Einladung begeistert annehmen wird. Da ist so etwas Neues, Wildes in seinem Blick.


Irgendwo in den tiroler Alpen. Ein einsam stehendes altes Haus, schmiegt sich malerisch an einen ringsum bewaldeten Hang. Es ist dunkel, nur im hölzerne Obergeschoss brennt ein warmes Licht.
Und es ist gut, dass es so einsam ist, denn wenn ein zufälliger Beobachter hier oben in der Nähe gewesen wäre, so hätte er die Geräusche gehört, die trotz der geschlossenen Fenster aus dem einen erleuchteten Zimmer dringen. Den zufälligen Beobachter hätten diese Geräusche womöglich sehr verstört, handelt es sich doch um ein sattes Klatschen wie von dickem Leder auf nackter Haut. Dazu erklingt die alles andere als verhaltene Stimme einer 18jährigen, die gerade das zweifelhafte Vergnügen ihres allerersten _richtigen_ Spankings erlebt.

Und während der Fokus der Kamera langsam zurück fährt, und das Haus zu einem immer kleineren Detail in der beeindruckenden Alpenlandschaft schrumpft, wird das Lamento immer leiser und leiser und geht schließlich im gerade wieder einsetzenden Schneegestöber unter, das der Szene einen wohltuenden Dämpfer und am Ende eine abschließende Weißblende gewährt.


(c) Nachtmensch