Vorgriff
Juli.
Es war gerade mal neun Uhr am
Vormittag, und doch zeigte das Thermometer bereits 26°. Der Platz
war gut gewählt. Silkes Wagen stand im Schatten eines großen
Kastanienbaums, der auch für ein paar weitere Stunden noch die Sonne
abschirmen würde. Und man hatte einen guten Einblick in den vorderen
Garten. Das Haus, zu dem der Garten gehörte, sah ordentlich aus,
wirkte sogar fast ein bisschen spießig. Es handelte sich um einen
zweiflügeligen, L-förmigen Bungalow mit Flachdach, rustikalem
Rauputz und dunkelbraun lackierten Fensterrahmen. Insgesamt bot es
ein Bild der typischen Bauästhetik der ausgehenden 70er Jahre.
Das Gebäude stand leicht am Hang, der
zur Straße hin abfiel. Sie vermutete eine Einliegewohnung im
Untergeschoss. Im inneren Winkel der beiden Gebäudeflügel befand
sich eine Terrasse, die zur Straße hin durch einen Sichtschutz aus
Holzlatten begrenzt wurde, die im selben alles andere als
anheimelnden Braunton gestrichen waren wie Fensterrahmen und
Dachsims. Es war ein für diese Gegend absolut typisches Haus, und
vermutlich in etwa so alt wie sein aktueller Besitzer. Wahrscheinlich
hatte Frank es geerbt oder vom Erlös eines geerbten gekauft. Sie
wusste es nicht, hatte ihn auch nicht danach gefragt, als sie über
die Sache gesprochen hatten. Es war auch nicht wichtig, es wunderte
sie lediglich. Sie hatte Frank nicht für den Typ Vorstadt-Bungalow
gehalten, sondern eher für den Typ Innenstadt-Penthouse. Aber das
war nicht das Einzige, worüber sie sich gewundert hatte. Vielleicht
war es so: das Haus war einfach ein weiteres Detail, eine dieser
kleinen Nebensächlichkeiten, die einen daran erinnern, dass die
Dinge in der Realität oft ein bisschen anders aussahen, als man es
sich in in der Fantasie so schön zurecht gelegt hatte. Natürlich
war die Zeit nicht stehen geblieben. Frank hatte sich verändert.
Natürlich.
Sie hatte ihn vor gut 30 Minuten weg
fahren sehen. Wenigstens rein optisch war die Veränderung nicht
sonderlich extrem gewesen, was sie doch irgendwie beruhigte. Er sah
immer noch gut aus. Ein bisschen älter natürlich, reifer, aber es
stand ihm. Seit sich seine Geheimratsecken bereits mit Anfang zwanzig
oben auf seinem Schädel vereint, und dort eine größere Lichtung
gegründet hatten, trug er seine verbleibenden Haare wenige
Millimeter kurz geschnitten. Das unterstrich seine Denkerstirn, die
ein Pendant im markanten Kinn fand. Das schönste Detail an ihm war
sicher sein Mund, mit der für einen Mann vollen, sinnlichen
Unterlippe.
Wie lange war es jetzt her? Fünf
Jahre? Oder schon sieben? Und dann war dieser Anruf gekommen wie aus
heiterem Himmel.
Sie lehnte sich zurück, und wartete.
Hoffte, es würde nicht allzu lange dauern, denn sie musste davon
ausgehen, dass sie in spätestens einer Stunde das Auto verlassen,
oder die Klimaanlage anwerfen musste. Und dann wäre es vorbei mit
der Diskretion. Aber sie wollte sich im eigentlichen Wortsinne eben
selbst ein Bild machen. Das war ihre Bedingung gewesen. Sie wollte
die Delinquentin sehen, und ein paar Worte mit ihr wechseln, bevor
sie sich entscheiden konnte, ob sie sich aus alter Freundschaft auf
das einließ, worum Frank sie gebeten hatte. Und aus Neugier
natürlich.
Sie hatte Glück. Kaum zehn Minuten
später öffnete sich die Terrassentür, und eine junge Frau trat in
den Garten. Silke hatte Frank um eine Beschreibung gebeten, und
typisch Mann war diese eher dürftig ausgefallen: „Sie ist 24.
Nicht sehr groß, so einspaarundsechzig schätze ich mal, schlank,
tolle Figur, sportlich aber sexy feminin, süßer kleiner Arsch.
Braune Haare, aber das Beste sind ihre Augen. Warte, bis Du diese
Augen siehst!“
Nun, ihre Augen waren aus dieser
Entfernung nicht zu erkennen, insbesondere da sie eine von diesen
aktuell modernen übergroßen Sonnenbrillen trug, die optisch an das
Visier eines futuristischen Fliegerhelms erinnerten. Das Erste, was
Silke von der jungen Frau erkennen konnte, war ihr Hinterkopf. Und
bereits der machte Lust auf mehr. Hübsche Kopfform, schöner Nacken.
Ihre mittelbraunen schulterlangen Haare trug sie aktuell zu einem
praktischen Pferdeschwanz gebunden. Insgesamt hielt sie sich
aufrecht, und bewegte sich – Silke fiel kein moderneres Wort ein –
anmutig (Vermutlich Ballettunterricht als Kind, zumindest hatte sie
die Figur dazu), federnd, fast tänzelnd. Sie war in der Tat sehr
schlank, aber wohl proportioniert, keinesfalls mager. Ihre Haut hatte
diesen satten mediterranen Bronzeton, für den viele
mitteleuropäische Frauen eine Menge Geld in irgendwelchen Solarien
ließen, ohne auch nur ansatzweise an diese natürliche Vorlage
heranzukommen.
Wie um zu zeigen, dass sie sich voll
bewusst war, dass sie einfach alles anziehen, und trotzdem gut dabei
aussehen konnte, trug sie ein formloses leuchtend orangenes Top mit
weiten Ärmelausschnitten und ebenso knallig neongrüne Shorts. Und
sie brachte es tatsächlich fertig, in diesem Outfit gut auszusehen.
Mehr noch, der Kontrast der leuchtenden Farben zu der gebräunten
Haut weckte Erinnerungen an zurückliegende Urlaube damals in
Kroatien.
Die junge Frau ging zur Doppelgarage,
die zwischen Garten und Straße stand, und verschwand damit für
einen Moment aus Silkes Blickfeld. Kurze Zeit später erschien sie
wieder, einen elektrischen Rasenmäher vor sich her schiebend. Ja,
Frank hatte Recht, dieser süße kleine Hintern war wirklich mehr als
entzückend. Sie fand es nur schade, dass sie von hier aus das
Gesicht nicht richtig hatte sehen können. Nun, dazu war hoffentlich
später noch Gelegenheit. Bisher gefiel ihr, was sie da gesehen
hatte, jedenfalls ausgesprochen gut, und sie konnte allmählich
verstehen, warum Frank so verrückt nach der Kleinen war. Und zu
Neugier gesellte sich ein nicht unwillkommenes Kribbeln im Bauch.
Prolog
Juni, Drei Wochen zuvor:
Ivana lag auf dem Rücken neben ihm,
die leichte Sommerdecke lediglich noch über ihre Füße drapiert.
Frank lag ihr zugewandt auf der Seite, den Kopf auf den angewinkelten
linken Arm gestützt, und betrachtete sie. Das leichte Nachthemdchen
war bis unter den Ansatz ihrer Brüste nach oben gerutscht. Er konnte
sehen, wie sich ihre Brustwarzen hart und aufrecht stehend unter dem
dünnen durchscheinenden schwarzen Stoff abzeichneten. Aber das
Detail, das ihn am meisten fesselte, war dieser entzückende Schatten
ihrer langen Wimpern, den das durch den Vorhang gedämpfte Licht der
Junisonne auf ihre Wangen warf.
Ihre Augen waren fest geschlossen, aber
er wusste, dass sie nur so tat, als schliefe sie noch. Er wusste
auch, dass sie wusste, dass er es wusste. Aber das was Teil des
Spiels. Sie liebte dieses Spiel. Sie liebte es, wenn seine Hand so
wie jetzt in beinahe schlafwandlerischer Langsamkeit über ihren
Körper streichelte, die Kontur ihrer Brüste entlang fuhr, mit den
Fingerkuppen ihre Nippel durch den sensitiven Stoff umspielte und
reizte, und nun allmählich ihren Weg nach unten zwischen ihre Beine
fand. Ivana hielt die Augen geschlossen, und versuchte so zu tun, als
ob sie das, was er da gerade mit seinen Fingern anstellte, völlig
kalt ließe. Natürlich hatte sie in einer beiläufig trägen
Bewegung die Beine ein wenig geöffnet, nur ein bisschen, um ihm
einen leichteren Zugang zu ermöglichen.
Sie unterdrückte ein Seufzen, als sie
spürte, wie er vorsichtig ihre Schamlippen öffnete, um
festzustellen, ob sie erregt war. Natürlich war sie erregt. Er
bewegte seine nun mit ihrer Feuchtigkeit benetzten Finger sanft und
vorsichtig zwischen ihren äußeren und inneren Schamlippen auf und
ab, was Wellen der Erregung durch ihren Körper wandern ließ. Oh, er
wusste, was er da tat. Unwillkürlich reckte sie ihm ihr Becken ein
ganz kleines bisschen entgegen, gerade so, dass man es mit viel gutem
Willen noch als das zufällige Räkeln einer Schlafenden hätte
interpretieren können, oder eben auch als das, was es war: Ein
unverhohlenes Betteln nach mehr.
Ihm konnte sie natürlich nichts
vormachen. Er bemerkte, wie sich ihre Atmung veränderte, wie sich
auf ihren Wangen langsam ein Hauch von Röte ausbreitete. Darum ließ
er nun erst einen, dann einen zweiten Finger vorsichtig in sie hinein
gleiten, während seine Handfläche auf ihrem glattrasierten
Venushügel ruhte. Er bewegte seine Finger langsam vor und zurück,
in sie hinein und wieder heraus. Dabei glitten sie sanft über ihre
Klitoris, und verteilten ihre Feuchtigkeit auch dort, um sie für
eine direktere Form der Aufmerksamkeit vorzubereiten.
Offenbar hatte er heute nicht vor, sie
lange hin zu halten. Noch immer hatte sie ihre Augen geschlossen, und
begann nun, sich in ihrem Geiste Bilder und Szenen auszumalen, die
ihr zielsicher über die Schwelle helfen würden, eine Mischung aus
eigenen Phantasien und realen Erinnerungen. Zum Beispiel jene an
gestern Abend. An die Strafe, die sie von ihm erhalten hatte. Er war
für seine Verhältnisse, und angesichts der Tatsache, dass sie ihn
den ganzen Nachmittag provoziert hatte, nicht übermäßig streng
gewesen. Er hatte die leichte Neunschwänzige benutzt, die sie so
mochte, und sie war schließlich mit einem angenehm warmen Po
eingeschlafen. Sie versuchte, sich dieses brennende Gefühl erneut zu
vergegenwärtigen, während er nun anfing, direkt ihre Klitoris zu
stimulieren. Er begann zunächst mit vorsichtigem Klopfen der
Fingerkuppen genau an der richtigen Stelle. Sie atmete hörbar ein.
Langsam steigerte er die Geschwindigkeit.
Sie stellte sich vor, wie sie nach
ihrer Bestrafung vor ihm kniete, den nackten Po mit Striemen bedeckt,
zu ihm auf blickte, der immer noch die Peitsche in der Hand hielt,
die das schmerzhaft prickelnde Muster auf ihre Anatomie gezeichnet
hatte. Wie sie dann seine Hose öffnete, seinen Schwanz heraus holte,
und in einer fließenden Bewegung in ihren Mund gleiten ließ. Wie er
sofort groß und hart wurde, dort zwischen ihren Lippen.
Ein leichter Missklang, der Anflug
eines schlechten Gewissens, eines Schuldgefühls, mischte sich in ihr
Kopfkino. Sie lag hier faul auf dem Rücken, stellte sich schlafend,
und ließ sich von ihm verwöhnen. Aber war es nicht laut der
ungeschriebenen Regeln ihrer Beziehung eigentlich ihre
Aufgabe, ihn zu verwöhnen? Wann hatte sie ihn zuletzt morgens
auf diese Weise überrascht? Sie stellte sich vor, wie er sie jetzt
mit barscher Stimme anwies, seinen Schwanz zu lutschen. Ihr
detailliert und in derben Worten Anweisungen erteilte, wie sie es
genau zu tun hatte. Sie liebte es, ihm auf diese Art Lust zu
bereiten. Sie liebte es, ihm auf jede erdenkliche Art Lust zu
bereiten, aber manchmal fehlte ihr so wie jetzt einfach der Antrieb
dazu.
Kurz dachte sie darüber nach, ihn mit
einer Bemerkung darauf hinzuweisen, dass er es nur aussprechen
musste, wenn er es wollte. Das hätte jedoch bedeutet, dass er dann
natürlich unterbrechen müsste, womit er gerade beschäftigt war,
und das war wirklich das Letzte, was sie im Moment wollte. Trotzdem
kam sie sich egoistisch vor. „Du bist ein selbstsüchtiges,
genusssüchtiges, nimmersattes Luder“, schimpfte sie sich in
Gedanken selbst, „Du musst mal wieder richtig ordentlich bestraft
werden“. Und dieser Gedanke kam gerade zur rechten Zeit, da Frank
nun begonnen hatte, mit zwei Fingern in rhythmischen kreisenden
Bewegungen um und über ihre Klitoris zu fahren, und das war der
finale Angriff, dem sie nicht lange würde widerstehen können.
Sie tröstete sich damit, dass er sich
anschließend sowieso nehmen würde, was er wollte und brauchte, so
wie er es immer tat, und dass sie sicher in den nächsten Tagen dazu
kommen würde, sich bei ihm auf jene andere Art zu revanchieren.
Beruhigt ließ sie sich fallen.
Er beobachtete, wie sich ihr Becken
hob, wie sich ihre Hände in das Leintuch krallten, wie sie ihren
Oberkörper nach vorne, und den Kopf nach hinten bog. Er hörte einen
langen Seufzer, der ihren jetzt leicht geöffneten Lippen entglitt,
und ließ seine Finger weiter über ihre Klitoris tanzen, bis die
konvulsiven Zuckungen ihres Beckens schließlich nachließen und ihr
Körper auf das Laken zurück sank. Er streichelte sie jetzt wieder
sanft und indirekt, und ließ sie noch ein paar Nachbeben auskosten.
So gab er ihr ein paar Minuten Zeit,
bevor er sich aufsetzte, und sie mit sanfter Gewalt auf den Bauch
drehte. Er streichelte ihre Pobacken und fuhr fast beiläufig mit den
Fingerkuppen die Linien einiger Striemen nach, die gestern Abend die
Peitsche auf ihrem Po hinterlassen hatte. Dann griff er unvermittelt
mit dem Arm unter ihren Bauch und hob ihr Becken an. Er kniete sich
hinter sie, und drang ohne weiteres Prozedere direkt und mühelos von
hinten in sie ein. Als Antwort bog sie ihren Rücken ins Hohlkreuz,
reckte ihm genüsslich den Po entgegen und schnurrte wohlig, als sie
ihn in sich spürte, so groß und hart. Sie war immer noch
klatschnass.
Zunächst bewegte er sich langsam und
behutsam, doch diese Zurückhaltung legte er bald ab, und begann sie
mit schnellen und heftigen Stößen vor sich herzutreiben, so dass
sie sich am Bettgestell abstützen musste, um von seiner Wucht nicht
weg geschoben zu werden. Dazu haute er ihr im Takt mit der flachen
Hand auf den so bereitwillig dargebotenen Po. Das brachte auch sie
wieder in Fahrt. Er umfasste nun mit dem rechten Arm ihre Taille. Mit
der Linken klatschte er ihr weiter abwechselnd auf beide Pobacken,
und mit der Rechten klatschte er im selben Takt, jedoch deutlich
vorsichtiger, auf ihren Venushügel, wobei die Fingerkuppen erneut
auf ihrer Klitoris landeten. Und dies alles ohne aufzuhören, sie so
hart und schnell zu ficken, wie er konnte. Er hörte, wie sie anfing
zu hecheln, das war die bewährte Mischung aus Lust und Schmerz, die
sie so antörnte, und als er spürte, wie sich ihr Unterleib erneut
anspannte und zu zucken begann, hielt er sich auch nicht länger
zurück.
Er kam tief in ihr. Sie genoss sein
pumpendes Zucken, und presste ihr Becken fest gegen seinen Schoß,
bis sie ihn erschlaffen fühlte.
Danach lagen sie noch eine Weile schwer
atmend, aber eng umschlungen in der Löffelstellung, er an ihren
Rücken geschmiegt, seine Hand auf ihrer Brust, ihr jetzt wieder
wohlig brennender Po fest gegen sein Becken gepresst.
„Ich liebe Dich“, flüsterte er ihr
zärtlich ins Ohr, „Du bist der Hammer!“ Sie kuschelte sich noch
enger an ihn. Dann nahm sie seine Hand in die ihre, und führte sie
weg von ihrer Brust, hin zu ihren Lippen, und küsste sie.
„Das hat mir sehr gut gefallen heute
morgen, und das gestern Abend auch...“, sie holte tief Luft, um zu
sagen, was ihr durch den Kopf ging, denn es fiel ihr alles andere als
leicht, es auszusprechen. Dabei lag es ihr schon länger auf der
Seele, und jetzt bot sich - mal wieder - eine gute Gelegenheit. Sie
begann: „Ich liebe Dich, Frank, mein Herr und Meister, so sehr,
dass ich fast verrückt werde. Du bist so gut zu mir...“
Da war diese Tonlage in ihrer Stimme,
eine fehlende Kadenz, die andeutete, dass der Satz eigentlich noch
weitergehen würde. Er horchte auf. „Aber?“, fragte er leicht
irritiert.
Doch da verließ sie wie schon so oft
auch dieses mal der Mut. „Kein aber, mein Gebieter. Es ist schön
mit Dir.“
Was sie wieder einmal nicht fertig
brachte auszusprechen, war jener Monolog, den sie in Gedanken schon
so oft gehalten hatte und vor dem Spiegel wieder und wieder geübt:
„Du bist zu gut zu mir. Es ist total
blöd, ich weiß. Du schenkst mir ein äußerst erfülltes
Sexualleben, Du gibst mir das Gefühl, gehalten und geliebt zu
werden. Du gibst mir die Sicherheit und Stabilität, die ich brauche.
Ich habe mit Dir all das bekommen, was ich mir eigentlich wünsche,
und mehr als viele andere Frauen haben. Du tust alles für mich. Du
haust mir den Po voll, wenn ich unartig war, Du tröstest mich, wenn
ich traurig bin, Du befriedigst mich, wenn ich wuschig bin, Du bist
der angenehmste Sadist der Welt. Anfangs war ich nur Deine Sklavin,
und dann hast Du mich auserwählt und zu Deiner Geliebten gemacht. Du
bist einfühlsam, und verständnisvoll, und nimmst mich, wie ich bin.
Und dafür liebe ich Dich.
Aber ich fürchte Dich nicht. Und Deine
Strafen fürchte ich auch nicht. Ich weiß, egal wie streng Du mich
bestrafst, egal wie weh Du mir tust, letztendlich erregt es Dich, und
das erregt mich. Wir werden Sex haben, darauf läuft es immer hinaus,
und Du wirst mir vergeben haben, bevor die Nacht vorüber ist. Auch
dafür liebe ich Dich, aber eine Strafe, die letztendlich nur ein
Vorspiel für etwas Angenehmes ist, das ist eigentlich keine richtige
Strafe. Und eine Strafe, die man nicht fürchtet, schreckt auch nicht
ab. Sie bewahrt einen nicht davor Mist zu bauen.
Du befriedigst meinen sexuellen
Masochismus, aber mein emotionaler Masochismus fühlt sich
vernachlässigt. Du bist der liebste Meister und der tollste Mann der
Welt, aber könntest Du nicht versuchen, ein bisschen weniger toll zu
sein? Ein bisschen weniger lieb? Ich würde mir manchmal etwas mehr
Grausamkeit von Dir wünschen.“
Das war es, was sie ihm hatte sagen
wollen, hätte sagen müssen. Stattdessen schwieg sie bedrückt.
Mädelsabend
Ein paar Wochen waren seit jenem Morgen
vergangen, mittlerweile war der Juli angebrochen, und mit ihm hatte
der Hochsommer endgültig Einzug gehalten. Es war Donnerstag Abend,
und sie saßen gemeinsam auf der Terrasse seines Vorstadthauses und
sahen der Sonne beim Untergehen zu. Neben ihm auf dem Tisch stand
eine Flasche Radler, noch kalt vom Kühlschrank, das grüne Glas mit
perlenden Kondenstropfen bedeckt. Sie hatte sich mit ein paar
Blättern frischer Minze aus dem Garten einen Hugo gemischt.
Er ließ seinen Blick über den Rasen
schweifen, und runzelte die Stirn. „Das Gras hätte es mal wieder
nötig“, sagte er, „allerdings haben wir gestern ein fettes neues
Projekt reinbekommen, und die Hälfte der Abteilung ist im Urlaub.“
Sie stöhnte genervt auf, wusste sie
doch, was das bedeutete. Immerhin hatte sie damals vor etwas mehr als
einem Jahr ihr Praktikum in seiner Abteilung gemacht - so hatten sie
sich überhaupt kennen gelernt. Sie wusste daher, dass ein neues
Projekt gerade in der Anfangsphase wahnsinnig viel Arbeit erforderte,
und das wiederum bedeutete, dass er vermutlich mal wieder einen
Großteil des Wochenendes durcharbeiten würde.
„Ivana, Liebes, ich frage das nicht
gern, aber könntest Du vielleicht mal ausnahmsweise das Rasenmähen
übernehmen?“
„Natürlich. Mach ich gerne für
Dich. Und da wir gerade beim Thema Gefallen tun sind...
Hör mal, morgen ist Bucovina Club im
K12, und ich hätte so Lust, mal wieder tanzen zu gehen.“
„Ach, Mensch. Ich kann nicht. Ich
muss morgen arbeiten, und am Samstag auch. Wer weiß, ob ich mir
wenigstens den Sonntag freischaufeln kann. Bis Montag muss im Prinzip
das erste grobe technische Konzept fertig sein, da ist das Meeting
mit der IT.“
„Ja, das ist blöd. Ist halt nur
einmal im Jahr die Veranstaltung. Aber ähm, weißt Du, Tanja hatte
eh angefragt, so von wegen Mädelsabend... Frank, darf ich? Büdde
büdde büdde...“
Ja, das passte jetzt natürlich wie die
Faust aufs Auge. Er würde bei diesem herrlichen Sommerwetter in der
Agentur vor dem Monitor schwitzen, während sie mit Tanja abfeiern
gehen würde. Auch wenn er es nur als geringen Verlust empfand, diese
spezielle Party zu verpassen – Balkan Beats waren nicht unbedingt
seine Musik – war er doch nicht so richtig glücklich bei dem
Gedanken, insbesondere auch weil er fand, dass diese Tanja einen eher
schlechten Einfluss auf seine Freundin ausübte. Aber dann sah Ivana
ihn auf ihre ganz spezielle Art aus ihren braunen Rehaugen an. Und
ihre Wimpern warfen beim Klimpern wieder diese zuckersüßen Schatten
auf ihre Wangen, und da konnte er einfach nicht nein sagen.
Später, als sie dann im Bett lagen,
beschloss sie, sich bei ihm für seine Großzügigkeit zu bedanken.
Ivana war sich durchaus bewusst, dass Frank nicht ganz wohl bei der
Sache war. Der letzte Mädelsabend mit Tanja war vielleicht ein ganz
kleines bisschen eskaliert, musste sie sich eingestehen, und hatte
ihr am Morgen danach einen Mordskater und später am Abend dann, als
die Kopfschmerzen endlich verschwunden waren, einen wohl verstriemten
Hintern beschert - und das mehr als verdient.
Dass er sie trotzdem gehen ließ, war
wohl mindestens einen Blowjob wert, entschied sie. Aber während sie
ans Werk ging, und seinen Schwanz in ihrem Mund hart werden spürte,
wurde ihr bewusst, dass auch dieser Mädelsabend bestimmt wieder
nicht ohne Konsequenzen für ihren Po über die Bühne gehen würde.
Und dieser Gedanke gefiel ihr eigentlich ganz gut. Man müsste es
halt so hinbiegen, dass es zu einem ordentlichen Hinternvoll führen
würde, aber ohne die Grenze zu einer „Szene“ zu überschreiten.
Die Gedankenspiele um kalkuliertes Frechsein und die entsprechenden
Konsequenzen erregten sie allerdings zunehmend, und so fand sie sich
nach einigen Minuten fleißiger mündlicher Hingabe doch wieder auf
ihm reitend und ihre Lust in die Sommernacht hinaus schreiend wieder.
So viel zu guten Vorsätzen. Wenigstens würde sie sich morgen Abend
einigermaßen zusammen reißen. Das hatte sie ganz fest vor.
Aber so ist das mit guten Vorsätzen:
Die meisten halten nur solange, wie man die kalte Theorie vor der
lauwarmen Praxis abschotten kann, danach schmelzen sie dahin, und es
bleibt nichts davon übrig, außer einem schlechten Gewissen, einem
leicht bitteren Geschmack im Nachgang. Er erwachte, als er ihren
Schlüssel im Schloss hörte. Es war Freitag Nacht, nein eigentlich
Samstag Morgen, wie er nach einem Blick auf das Display seines
Telefons fest stellte. Verdammt, 5:36 stand dort. Er kniff mehrfach
die Augen zusammen, um sicher zu gehen, dass er sich nicht verlesen
hatte. Hatte sie ihm nicht versprochen, es dieses Mal nicht wieder
ganz so spät werden zu lassen?
Er hörte die Haustür laut hinter ihr
ins Schloss fallen, gefolgt von einem Fluch. Er hörte das Klicken
ihrer Absätze auf den Fliesen der Diele, dann auf dem Parkett des
Wohnzimmers. Ihre Schritte näherten sich dem Schlafzimmer. Offenbar
hatte sie Mühe, das Gleichgewicht zu halten, er hörte sie mehrfach
mit einer der Wände kollidieren. Missmutig knipste er das Licht im
Schlafzimmer an und setzte sich mit verschränkten Armen im Bett auf.
Die Tür sprang auf, und da stand sie
in voller Pracht. Auch wenn sie sich am Türrahmen abstützten
musste. Der Rest des Bildes, das sie bot, war auch nicht gerade dazu
geeignet Franks Laune zu heben. Ihre braunen Haare waren wild
zerzaust, ihr Make-up verlaufen. Ihre Füße steckten barfuß in
Sandaletten mit gut neun Zentimeter hohen Pfennigabsätzen. Es war
ihm immer ein Rätsel, wie sie in solchen Schuhen laufen, geschweige
denn tanzen konnte. Dazu trug sie eine hautenge weiße Jeans, deren
dünner, leicht durchscheinender Stoff wie auf ihren Körper gemalt
wirkte. Die Hose saß außerdem fast unanständig tief auf der Hüfte,
und hinten schaute frech der String eines violetten Tangas heraus.
Als Oberteil trug sie ein schwarzes Top besetzt mit Strass, das eine
Handbreit über ihrem Bauchnabel endete, ohne auf einen üppigen
Ausschnitt weiter oben zu verzichten, und darunter offenbar einen zum
Höschen farblich passenden Push-Up-BH.
„Liebster, Du bist noch wach!“,
rief sie, und trippelte leicht schwankend um das Bett herum, um ihn
in den Arm zu nehmen. „Schulligung, ist doch wieder 'n ganz kleines
bisschen später geworden.“ Sie roch nach Wodka, Zigarettenrauch
und einem ihm unbekannten Parfum mit einer ungewohnt maskulinen Note,
eine Mischung die ihm förmlich den Atem raubte. Er erwiderte dennoch
ihre Umarmung. „Morgen kannst Du was erleben, meine Liebe.“,
flüsterte er ihr ins Ohr. Bei diesen Worten spürte sie ein Kribbeln
im Bauch, und eine Gänsehaut, die ihr den Rücken hinauf kroch. Ein
Kribbeln, das eigentlich nach entsprechenden Maßnahmen schrie, aber
er war längst wieder tief eingeschlafen, als sie einige Minuten
später vom Zähneputzen zurück kam.
Als um halb Acht sein Wecker klingelte,
trug es nicht gerade zu seiner Laune bei, dass Ivana ungerührt
weiterschlief, und sich weder vom Geräusch des Weckers, noch von
seiner Morgenroutine davon abbringen ließ. Halb Sechs! Sie würde
mindestens bis Mittag schlafen, schätzte er. Hoffentlich dachte sie
wenigstens an den Rasen. Das sollte sie wirklich, wenn sie wusste,
was gut für sie war.
Später im Büro an seinem Schreibtisch
besserte sich seine Laune merklich. Eigentlich konnte er mit Ivanas
Eskapaden gut leben. Meine Güte, sie war gerade mal 24. Er musste
unwillkürlich grinsen, als er an die Partys dachte, die er damals
mit Mitte 20 gefeiert hatte. Er war oft erst nach Hause gekommen, als
es schon lange wieder hell geworden war. Das war halt eine der
Nebenerscheinungen, wenn man mit einer so deutlich jüngeren Freundin
zusammen lebte.
Zudem begann ihn das neue Projekt
langsam zu faszinieren. Und es war samstags angenehm ruhig hier.
Unter der Woche herrschte allgemein sehr viel Hektik in der Agentur.
Anrufe, Kollegen, die nur mal eben kurz eine Frage hatten, oder die
seit seiner letzten Beförderung an Häufigkeit, Dauer und
Ergebnislosigkeit zunehmenden Meetings rissen ihn ständig aus der
Konzentration. Aber von diesen Störfaktoren würde er am Wochenende
verschont bleiben. Und heute Abend würde er sich dann ausgiebig
seine unartige Geliebte vorknöpfen. Aber erst kam die Arbeit. Er
schloss die Augen, und versuchte sich vor seinem inneren Auge die
Funktionen der neuen App bildlich vorzustellen, In seinem Geist
entstand ein bewegtes dreidimensionales grafisches Bild, in dem die
Unterfunktionen auf der Z-Achse erschienen. Er bedauerte fast, dass
es keine Möglichkeit gab, Flowcharts exakt auf diese Weise
darzustellen. Nebenher scribbelte er fleißig auf einem Block vor
sich hin. Das war so eine seiner Eigenheiten, über die seine
Kollegen nicht müde wurden, ihre Scherze zu machen. Er war
vermutlich der einzige in seiner Abteilung, der wichtige erste
Konzeptionsschritte noch mit Stift und Papier entwarf.
Das Brummen seines iPhones riss ihn aus
der Konzentration. Natürlich hatte er es auf lautlos eingestellt,
aber der Schreibtisch war ein hervorragender Resonanzkörper für die
Vibration. Es brummte erneut zweimal kurz. Er wusste, seine Freundin
würde ihn nur stören, wenn es wichtig war. Ansonsten gab es nicht
viele Menschen, die diese Nummer kannten, denn das war sein
Privathandy. Seufzend nahm er das Gerät in die Hand. Zehn neue
WhatsApp-Nachrichten wurden im Sperrbildschirm angezeigt. Halb mit
dem Kopf noch bei der Arbeit und ohne richtig hinzusehen presste er
seinen Daumen auf den Home-Button, um das Gerät zu entsperren, und
öffnete den Messenger.
„DEINE FREUNDIN IST EINE ELENDE
SCHLAMPE!!!!!“, war die Nachricht, die ihm sofort ins Auge sprang.
Die Nachricht stammte von Tanja. „Was zum... ?“, fragte er sich.
Zudem zeigte der Bildschirm die Platzhalter für insgesamt acht
Fotos, die Tanja ihm geschickt hatte, die aber noch nicht geladen
waren. Das würde eine Weile dauern, er hatte hier draußen nicht
gerade das beste Mobilnetz, und mit dem Privathandy konnte er nicht
auf das Firmen-WLAN zugreifen.
„ich dachte, das solltest du
wissen!!!!!“, kam gerade die letzte Nachricht der Serie an. Was
sollte er wissen? Er hatte sich angewöhnt, Nachrichten in
Großbuchstaben und mit mehr als einem Ausrufezeichen grundsätzlich
nicht ernst zu nehmen, und diese hatte sogar fünf davon. Für ihn
war das Ausrufezeichen das Szepter der Drama-Queens dieser Welt.
Doch nachdem das erste Bild
größtenteils geladen war, saß er wie hypnotisiert da, und wartete
mit einem zunehmend flauen Gefühl im Bauch auf die restlichen
Bilder, die langsam, Pixel für Pixel, scharf wurden. Vielleicht gab
es doch Situationen, die einen derart inflationären Gebrauch von
Satzzeichen rechtfertigten.
Es war kurz vor Mittag. Ivana wälzte
sich unruhig in ihrem Bett. Im Traum hörte sie wie von Ferne ihr
Telefon klingeln. Bis die Nebelfetzen sich verzogen hatten, bis sie
wach genug war, um zu realisieren, dass dieses Geräusch real war und
nicht Teil des Traums, hatte es bereits wieder aufgehört zu
klingeln. Da waren insgesamt drei unbeantwortete Anrufe von Tanja auf
dem Display. Sie drehte sich schuldbewusst zu Frank um, um zu sehen,
ob sie ihn geweckt hatte - der reagierte nämlich meist ziemlich
mürrisch, wenn man ihn am Wochenende aus dem Schlaf riss. Doch seine
Seite des Bettes war leer. Richtig, er musste ja heute arbeiten.
Sie spürte einen Knoten im Bauch,
dennoch fühlte sie sich noch nicht bereit, aufzustehen. Es dauerte
ein paar Augenblicke, bis sich die Erinnerungsfetzen an den gestrigen
Abend zu einem halbwegs klaren Bild zusammen zu fügen begannen, und
ihr dämmerte, dass dieses Bauchgefühl mehr war als die Reaktion
ihres Magens auf nicht mehr gewohnten Tabakqualm und viel zu viel
Schnaps. Bereits im Traum hatte sie ständig dieses nagende Gefühl
eines schlechten Gewissens verfolgt, und jetzt, nachdem die letzten
paar Puzzleteile des gestrigen Abends endlich ihren Platz im
Gesamtbild gefunden hatten, sprang sie auf, rannte ins Badezimmer,
und übergab sich erst einmal ausgiebig in die Toilette.
Erneut klingelte das Telefon, und
dieses mal gelang es ihr, rechtzeitig den Anruf anzunehmen. „Tanja,
Süße, es tut mir sooo leid...“, flötete sie.
„Weißt Du was? Fick Dich, Kurwa!
Fick Dich, fick Dich, fick Dich! Was für eine Freundin bist Du
eigentlich?“, keifte es aus dem Telefon zurück. „Was genau ist
eigentlich in Dich gefahren, verdammt noch mal? Dan war mein Date!
Das war sogar Deine verfickte Idee! Und dann ziehst Du so eine Nummer
ab! Ey, Du hast Deinen tollen Super-Freund zuhause sitzen, und mir
gönnst Du nicht mal einen Abend! Aber Du wirst sehen, was Du davon
hast!“
Frank starrte derweil gebannt auf den
Verlauf der WhatsApp-Nachrichten wie ein Kaninchen in die
Scheinwerfer eines heranrasenden Autos. Er wusste, der Einschlag
würde hart werden, wusste, es würde ihm weh tun, was er zu sehen
bekam, das war bereits nach dem ersten Foto klar. Trotzdem konnte er
den Blick nicht abwenden. Dieses erste Bild war ein Selfie von Ivana,
Tanja und einem Mann, der ihm vage bekannt vorkam. Jedenfalls grinste
dieser schief in Kamera, während er beide Mädels im Arm hielt.
Tanja gab sich große Mühe mit ihren Lippen einen Entenschnabel zu
imitieren. Und Ivana, seine Freundin Ivana, leckte diesem Mann mit
weit heraus gestreckter Zunge über den Hals.
Das nächste Bild zeigte Ivana, die
ihren süßen kleinen Hintern in der knallengen weißen Jeans beim
Tanzen in den Schoß des Mannes vom vorigen Bild presste, der hinter
ihr tanzte und seine beeindruckend muskulösen Arme über den Kopf
erhoben hatte, während er mit einem verträumten Gesichtsausdruck
vermutlich sein Becken an ihr rieb. Jetzt erkannte er ihn, das war
einer der Trainer aus Ivanas Fitnessstudio. Dan hieß er, soweit er
wusste - Däääääään.
Ein weiteres Bild begann sich langsam
aufzubauen...
„Och Tanja, Schatz, ich weiß auch
nicht, was da über mich gekommen ist. Als Dan Dich so angetanzt hat,
das hat mich plötzlich irgendwie aufgestachelt. Ich wollte nur
sehen, ob ich's noch drauf habe.“
„Noch drauf hast? Ivana, Du hast Dich
ihm quasi an den Hals geschmissen. Du hast mir mein Date ausgespannt.
Hattest Du wenigstens Spaß mit ihm? Ach nein, fast hätte ich es
vergessen: zur absoluten Krönung, wirfst Du das Spielzeug, dass Du
so unbedingt haben wolltest, dass Du es mir wegnehmen musstest,
einfach in dem Müll. Kaum hattest Du ihn mir weg genommen, war er
uninteressant für Dich. Gib's zu. Das hast Du nur gemacht, damit ich
ihn nicht kriege. Du willst ihn nicht, und wolltest ihn nie! Aber mir
hast Du ihn auch nicht gegönnt. Weißt Du wie verflucht demütigend
sich das anfühlt? Der Typ, den ich mit heim nehmen wollte, und wegen
Dir nicht gekriegt habe, ist Dir nicht gut genug. Ich hasse Dich!“
„Es tut mir leid, ich mach es wieder
gut.“
„Zu spät. Ich hab Dan heute morgen
angerufen, und er ist stinksauer auf Dich, aber mit mir will er dank
Dir jetzt auch nichts mehr zu tun haben, hat er gesagt. Lies mal
Deine Nachrichten.“
„Ich wollte das nicht, echt nicht,
komm schon, gib mir eine Chance.“
„An Deiner Stelle würde ich mir über
etwas ganz anderes Sorgen machen, Teuerste. Ich habe die Fotos von
gestern Abend nämlich Deinem Frank geschickt. Schau mal, wie Du ihm
das erklären willst. Tschau!“
„Tanja! Tanja! Sag, dass das nicht
wahr ist!“ Aber da hatte ihre Freundin schon aufgelegt. Ungläubig
und ein bisschen verzweifelt blickte Ivana auf das Display ihres
Telefons. Sie hatte tatsächlich eine neue Nachricht von Dan.
Hektisch öffnete sie den Messenger.
„Ivana. Was Du da gestern abgezogen
hast, war unter aller Sau. Erst vermasselst Du mir die Tour bei
Deiner Freundin, dann machst Du mich derart heiß, und kaum sind wir
alleine, machst Du auf prüde, fängst Du an von Deinem Freund zu
labern, und dass Du ihm treu bist. Ganz ehrlich: So verhält sich
keine treue Frau. Ich wusste bis dahin ja nicht mal, dass Du einen
festen Freund hast. Und der Kerl tut mir ehrlich gesagt echt leid.
Ich mochte Dich eigentlich wirklich gern. Aber zum Glück habe ich
gestern erkannt, wie Du wirklich bist. Leb wohl, ich möchte nichts
mehr mit Dir zu tun haben.“
Ihr schossen die Tränen in die Augen.
Sie hatte es geschafft, gestern Abend auf einen Schlag die beiden
Menschen, die ihr am Wichtigsten waren, tief zu verletzen, und
darüber hinaus hatte sie auch noch einen möglichen guten Freund
vergrault. Sie mochte Dan, und hätte sich gefreut, wenn er mit Tanja
zusammen gekommen wäre. Aber Tanja war ihre beste Freundin, und das
schon seit so vielen Jahren. Und sie war wirklich stinksauer. Völlig
berechtigt, wie Ivana zugeben musste. Sie hatte diese Freundschaft
schon ein paar mal strapaziert, aber so hatte sie ihre Freundin noch
nie erlebt. Vermutlich würde Tanja mindestens eine Woche nicht mehr
mit ihr sprechen.
Das war allerdings ein Kindergeburtstag
im Vergleich zu dem, was sie erwartete, wenn ihr Herr und Meister
heute Abend nach Hause kommen würde. Nun, der würde sie bestrafen,
und das würde sie schon irgendwie überstehen, aber er war auch der
Mann, den sie liebte. Alleine die Vorstellung, Frank in die Augen
sehen zu müssen, während sie zu gestern Abend Rede und Antwort
stand, verursachte ihr so viel Übelkeit, dass sie erneut das
Badezimmer aufsuchen musste.
Nun waren alle Bilder geladen. Ivana
beim Tanzen mit Dan. Ivana, auf Dans Schoß sitzend. Ivana, die mit
der Zunge an der Spitze einer Sektflasche herum leckte, und Dan dabei
in die Augen sah. Ivana und Dan beim Knutschen. Dan hinter Ivana
stehend, eine Hand auf ihrer Brust, die andere ein paar Zentimeter
tief vorne im Bund ihrer Hose. Er hatte genug gesehen.
Danach saß er eine Weile einfach nur
da. Starrte Löcher in die Luft. Versuchte zu ergründen, was er
fühlte. Wut? Trauer? Enttäuschung? Er wusste es nicht. Eigentlich
fühlte er gar nichts. Aber er wusste, dass er unter einer Art Schock
stand. Die Gefühle würden kommen, da bestand kein Zweifel.
Katzenjammer
Ohne jeglichen Enthusiasmus gelang es
ihm doch irgendwie seine handgezeichneten Skizzen in einen für seine
Kollegen lesbaren Wireframe auf dem Computer umzuwandeln, und schon
die ersten einfachen Flussdiagramme für die Grundfunktionen zu
erstellen. Immerhin lenkte ihn die Arbeit von dem ab, worüber er im
Moment nicht nachdenken wollte. Als er das erledigt hatte, beschloss
er es für diesen Tag gut sein zu lassen. Neue Ideen würden ihm
heute eh keine mehr kommen. Er lehnte sich zurück, und massierte
seine Schläfen. Zeit, nach Hause zu fahren. Eigentlich hatte er
überhaupt keine Lust dazu. Er wusste nicht, was ihn dort erwartete,
aber eines war klar: Etwas Schönes würde es nicht sein. Tatsächlich
war er ziemlich ratlos, wie er mit der Situation umgehen sollte. Er
überlegte kurz, ein paar Freunde anzurufen, in der Hoffnung einer
von ihnen hätte Zeit, sich spontan mit ihm auf ein Bier zu treffen.
Und dann weiter saufen, und einfach heute gar nicht mehr nach Hause
gehen. Sollte sie mal sehen, wie sich das anfühlte. Aber er verwarf
den Gedanken. Es war das Beste, sich dem zu stellen, was einen
ängstigte. Neben der Konfrontation, die bevor stand, ängstigte ihn
besonders, dass er noch keinen blassen Schimmer hatte, wie er
reagieren sollte. Er hatte zum ersten Mal seit langem keinen Plan,
wie man so schön sagte.
Auch Ivana hatte ihren spontanen
Fluchtimpuls niedergekämpft, und war bereit, sich ihrer größten
Angst zu stellen. Sie hatte lange und ausgiebig geduscht, um den
Schmutz von gestern Abend los zu werden, dann hatte sie sich
geschminkt, und die Haare gemacht. Es war ihr sogar gelungen, eine
Kleinigkeit zu essen, und bei sich zu behalten.
Sie wusste, es gab nichts, was sie zu
ihrer Entschuldigung vorbringen konnte. Gestern Abend hatte es für
sie als Witz begonnen, als Wettstreit unter Freundinnen. Sie hatte
nie ernsthaft vorgehabt, etwas mit Dan anzufangen. Aber dann hatte
sie irgendwie die Kontrolle über sich verloren. Tanjas zunächst
ungläubiges, und dann zunehmend zornerfülltes Gesicht hatte sie
immer weiter angestachelt. Und zu viel getrunken hatte sie auch.
Zudem war Dan einfach zu süß. Trotzdem - es gab keine Ausrede für
das, was sie getan hatte. Wieder und wieder versuchte sie sich
vorzustellen, was Frank sagen, was er tun würde, wenn er nach Hause
kam. Nichts davon schien realistisch, nichts davon erschien ihr
drastisch genug. Was, wenn er gar nicht nach Hause käme? Das
versetzte ihr einen furchtbaren Stich in die Brust.
Sie beschloss, ihm auf jede ihr
mögliche Art zu zeigen, dass sie wusste, dass sie Mist gebaut hatte,
dass sie zu den Konsequenzen stand, und alles akzeptieren würde, was
er zu sagen oder tun hatte. Ohne rechte Freude machte sie sich ans
Werk.
Es war kurz nach 17:00 Uhr, als er die
Haustür öffnete. Er betrat das Wohnzimmer. Da saß sie, und wartete
bereits auf ihn. Das kam nicht überraschend, vermutlich wusste sie,
dass Tanja ihm die Bilder geschickt hatte. Dass sie völlig nackt war
bis auf einen schwarzen Stringtanga, war das Erste, was ihm auffiel.
Dann wanderte sein Blick zum Couchtisch. Dort hatte sie fein
säuberlich die Spielzeuge aufgereiht. Die Neunschwänzige, einige
Reitgerten, zwei unterschiedlich dicke Rohrstöcke, den schweren
zweizüngigen Lederriemen, eine Tawse, die er von einem Trip nach
Edinburgh mit gebracht hatte, und mit der sie eine ausgeprägte
Hassliebe verband, sowie noch ein paar andere Utensilien.
Sie schwieg und blickte ihn nur mit
großen Augen von unten herauf an. Er spürte wie sich seine Hände
unwillkürlich zu Fäusten ballten. Er verschränkte die Arme vor der
Brust und holte tief Luft.
„Zwei Fragen. Erstens: Hast Du mit
ihm geschlafen?“ Seine Stimme klang sachlich und beherrscht.
Sie schüttelte den Kopf. „Nein“,
brachte sie schließlich hervor.
Scheinbar ungerührt, doch innerlich
ein wenig erleichtert, fuhr er fort: „Und zweitens: Einfach nur
warum? Warum ziehst Du so eine Scheiße ab?“
Sie schwieg. Sah betreten zu Boden.
„Ivana!“
„Ich... ich weiß es nicht. Ich kann
es mir selbst nicht erklären.“
„Und jetzt? Was soll das hier
werden?“ Er deutete auf die gesammelten Züchtigungswerkzeuge auf
dem Tisch. „Ein paar Dutzend Hiebe auf den Po, dann ein paar Runden
ficken, und alles ist wieder gut?
Was genau soll ich jetzt machen damit?
Verstehst Du, was soll ich mit dieser Gerte oder dem Stock da mit Dir
machen, was sich elementar genug von dem abhebt, was ich eh schon
hundert mal mit Dir gemacht habe? Nach dem letzten Mädelsabend kamst
Du ziemlich angetrunken und singend um kurz nach drei nach Hause. Und
dafür hast Du damals ich glaube 30 gut Durchgezogene mit der Gerte
bekommen. Und heute kommst Du dann volltrunken und erst um halb sechs
nach Hause, was das letzte mal deutlich toppt, aber das ist nichts,
verstehst Du ein kleines mickriges dreckiges Nichts zu dem, was Du
offenbar davor im Club abgezogen hast.“
Immer noch den Blick auf den Boden gerichtet, flüsterte sie: „Ich weiß, Du musst mir richtig den Po versohlen dafür.“
„Ich muss? Ivana, ich muss gar
nichts! Ich bestrafe Dich gerne für kleinere Verfehlungen,
Nachlässigkeiten und sporadischen Ungehorsam, oder wenn ich merke,
dass Du es einfach mal wieder nötig hast, und Du weißt so gut wie
ich, dass mir das gefällt. Aber das hier ist eine völlig andere
Liga. Selbst wenn ich Dir mit jedem verdammten Teil hier auf dem
Tisch 30 Hiebe verpassen würde, wäre das nicht mal annähernd
angemessen, um den Unterschied zwischen Deinem normalen Scheiß und
dem hier klar zu machen.
Und ganz ehrlich... Ich habe im Moment
nicht ein Fitzelchen Lust, Dich zu bestrafen. Das ist für mich ein
sehr intimer Akt, weißt Du, und ich fühle jetzt gerade keinerlei
Intimität zwischen uns. Du willst den Hintern voll und damit Deine
Absolution, aber sorry, Liebes. Heute nicht. Und morgen auch nicht.
Das kannst Du einfach nicht von mir verlangen. Ich liebe Dich, und
nein, ich werde Dich deswegen nicht verlassen, falls das Deine Sorge
war, aber Du hast mir unglaublich weh getan, und jetzt gerade denke
ich, im Moment möchte ich eine Weile lang einfach mal so wenig wie
möglich von Dir sehen. Hast Du verstanden?“
Sie sah ihn mit offen stehendem Mund
an. Noch nie hatte er so mit ihr gesprochen. Das hieß zumindest
nicht seit sie ein Paar waren. Ganz am Anfang im Praktikum hatte sie
sich einmal eine entsetzliche Standpauke von ihm eingefangen, aber da
war er noch ihr Chef gewesen, und hatte ihr eine Abmahnung
ausgesprochen. Es war weniger seine Wut, die dazu führte, dass sich
ihr Innerstes zusammen krampfte. Es war damals wie heute die
Enttäuschung, die aus seiner Stimme sprach. Und damals wie heute war
das Schlimmste, dass er sie offenbar für fähig und somit
selbstverständlich auch verpflichtet hielt, ein weitaus besserer
Mensch zu sein, als sie es aktuell gerade zustande brachte, und dass
sie damals wie heute ja gerne dieser Mensch für ihn gewesen wäre,
aber es irgendwie einfach immer wieder nicht auf die Reihe bekam.
Er verließ das Wohnzimmer in Richtung
Schlafzimmer, und kehrte wenige Minuten später mit seinem Bettzeug
im Arm zurück.
„Was, was hast Du vor?“, stammelte
sie.
„Ich werde für ein paar Nächte ins
Gästezimmer ziehen. Der Gedanke neben Dir zu liegen ist mir gerade
unerträglich.“
„NEIN!“ das Echo ihres Aufschreis
hallte von den Wänden wieder. Völlig verdutzt drehte er sich zu ihr
um. „Wie bitte?“, zischte er.
„Nein“, sagte sie nun leiser, „das
kann ich nicht zulassen. Lass mich ausreden bitte. Du musst nicht
gehen. Das wäre nicht fair. Ich habe die Scheiße gebaut, also werde
ich auf der Gästecouch schlafen. Nicht Du. O.k.?“
„Wie Du meinst“, erwiderte er. Aber
das erste Mal an diesem Tag schlich sich so etwas wie ein Lächeln in
sein Gesicht, wenn auch nur für den Bruchteil einer Sekunde.
Der Juli zeigte sich auch in den
nächsten Tagen von seiner schönsten Seite, und stand damit im
eklatanten Widerspruch zur eisigen Stimmung im Haus. Frank zog seine
Absicht, ihr so weit wie möglich aus dem Weg zu gehen, konsequent
durch. Er schlief - nicht besonders gut - im Schlafzimmer. Sie
schlief - noch schlechter - ein Stockwerk tiefer im Gästezimmer.
Morgens verließ er das Haus, und ging entgegen seiner Gewohnheit so
früh wie möglich zur Arbeit, lange bevor sie aufwachte. Außer dem
Frühstück nahm er seine Mahlzeiten nur noch auswärts ein, und
kehrte Abends erst sehr spät zurück. Dort angekommen verzog er sich
direkt in sein Schlafzimmer, wo er noch ein paar Stunden vor dem
Laptop verbrachte.
Sie bewegte sich wie ein Geist durch
das große Haus, das sich jetzt so unendlich leer anfühlte. Obwohl
sie bis auf das Schlafzimmer theoretisch die gesamte Wohnfläche zur
Verfügung hatte, versuchte sie, so wenig Raum wie möglich
einzunehmen, keine Spuren zu hinterlassen, und ihn insgesamt ihre
Anwesenheit nicht spüren zu lassen. Sie gestand es sich nicht einmal
zu, den Fernseher zu benutzen, solange er im Haus war, aus Angst, das
Geräusch würde ihn stören, wenn er sich in seinem Zimmer
verschanzte, und weil sie ihm keinesfalls das Gefühl geben wollte,
sie verdränge ihn aus seinem Heim.
Sie unternahm mehrfach den Anlauf, sich
mit ihrer besten Freundin auszusprechen, aber Tanja reagierte nicht
auf die Versuche, mit ihr Kontakt aufzunehmen. Sie nahm keine Anrufe
an, und las auch ihre Nachrichten nicht. Auch wenn das nicht
überraschend war – sie kannte Tanja lange und gut genug, um zu
wissen, dass diese zunächst mal mindestens eine Woche schmollen
würde, fühlte Ivana sich doch einsam und elend. Am dritten Tag,
nach der dritten überwiegend schlaflos verbrachten Nacht, hielt sie
es nicht mehr aus. Irgendwann am Nachmittag gab sie dem Drang nach,
und schlich sich, obwohl sie doch ganz alleine im Haus war, auf
Zehenspitzen in sein Schlafzimmer. Sein Bett war nicht gemacht, das
Laken voller Falten, Decke und Kissen zerknautscht. Auf dem Boden
stapelte sich die Wäsche einer halben Woche. Aber das störte sie
nicht. Sie legte sich auf seine Seite des Bettes, nahm sein Kissen in
den Arm, klammerte sich förmlich daran, presste ihr Gesicht gegen
den Bezug, und sog seinen Duft ein, der daran haftete. Sie schloss
die Augen für einen Moment, und versuchte sich vorzustellen, dass er
hier bei ihr, und alles wieder gut wäre.
So fand er sie ein paar Stunden später
tief schlafend auf seinem Bett liegen. Sie lag in der Embryo-Haltung
auf der Seite, ihren zierlichen Körper an einen Wulst seiner Decke
geschmiegt, den Kopf in seinem Kissen vergraben, und er wusste, dass
es jetzt soweit war. Es musste etwas passieren. So konnte es nicht
weiter gehen. Er vermisste sie zu jeder wachen Sekunde. Aber er war
weit davon entfernt, ihr vergeben zu können.
Doch dieser Anblick war so rührend,
dass ihn eine lange nicht gekannte warme Welle der Zuneigung
erfasste. Er setzte er sich neben sie auf sein Bett, und streichelte
ihr vorsichtig über Rücken, Schulter und Kopf, bis sie erwachte.
Sie blickte ihn mit großen Augen
erschrocken an. Eigentlich hatte sie nur ein paar Minuten Kraft
tanken wollen, doch darüber war sie dann offenbar eingenickt. Und
sie hatte so gut und tief geschlafen, wie seit Donnerstag letzte
Woche nicht mehr.
„Wir müssen reden, Liebes“, sagte
er. In seiner Stimme lag eine Ruhe, die er nicht fühlte.
Und sie redeten. Sie saßen
nebeneinander auf seinem ungemachten Bett, und redeten über den
Abend auf der Bucovina-Club-Party und darüber, was daraus geworden
war. Sie redeten auch über die Zeit davor, über ihre Probleme, ihm
zu sagen, was sie vermisste. Und schließlich über das Problem, dass
sie das Gefühl hatte, dass sie ab und zu - so wie jetzt - eine
ernsthafte Bestrafung brauchte, um mit ihrer Schuld klar zu kommen,
und um das Gefühl zu haben, dass es ihm nicht egal war. Natürlich
war ihm das nicht egal, aber sie wünschte sich eben, dass sie in
solchen Fällen Angst davor hatte, was er mit ihr tat, und nicht
Angst davor, ihn so maßlos enttäuscht und verletzt zu sehen. Und
sie erkannten auch, dass er ihr diese Art von Strafe, die sie glaubte
zu brauchen, nicht geben konnte. Für ihn waren diese Dinge
letztendlich doch immer mit Lust verbunden. Und da seine Lust für
sie eines der größtmöglichen Aphrodisiaka darstellte, führte
jeder Versuch, sie wirklich zu bestrafen, zwangsweise dazu, dass sie
im Endeffekt belohnt wurde.
„Weißt Du, ich habe darüber viel
nachgedacht in den letzten Tagen“, sagte er, „und vor Allem habe
ich mich gefragt, was ich als eine angemessene Reaktion empfinden
würde. Ich habe mir vorgestellt, Dich dort, auf der Party vor allen
Gästen übers Knie zu legen, damit alle sehen, dass Du mir gehörst,
und was mit Dir passiert, wenn Du Dich so daneben benimmst. Damit
alle sehen, dass Du nicht die Königin der Nacht bist, sondern meine
kleine unartige verwöhnte Prinzessin, die man nicht alleine lassen
kann. Ich habe mir auch ausgemalt, wie zumindest Tanja und - wie
hieß er noch - Dein Fitnesstrainer? Nunja, dass die beiden
zusehen.“
„Nein, alles nur das nicht“,
flüsterte sie.
„Keine Sorge, das war nicht, was ich
sagen wollte. Was ich sagen wollte ist, dass ich die letzten Tage und
Nächte viel nachgedacht habe. Und mir ist klar geworden, dass Du
diese Strafe brauchst, und dass ich das auch brauche, aber dass es
nicht das gewohnte Muster sein darf. Es muss anders sein als sonst,
es muss sich abheben. Und ich habe da eine Idee. Ich bin mir nur
nicht sicher, ob sie Dir gefallen wird.“
„Was ist das für eine Idee?“
„Nun, da ich Dir diese Strafe nicht
auf diese Weise geben kann, wie es für uns beide richtig und
angemessen wäre, wird jemand anderes diese Strafe ausführen müssen.
Und ich habe dafür bereits eine konkrete Person im Sinn.“
Vor Schreck blieb ihr der Mund offen
stehen, und sie sah ihn mit großen Augen an.
„Wen? Jemand Fremdes? Doch nicht etwa
jemanden, den wir kennen? Oh Gott, ich weiß nicht, was schlimmer
wäre. Sag nicht einer von einen Kumpels! Sag jetzt auf keinen Fall
Tanja!“
Er holte tief Luft.
„Das ist bis jetzt nur eine Idee,
Liebes. Aber ich kenne da jemanden von früher. Eine alte Freundin
von mir. Sie wäre die ideale Person. Sie hat die nötige Erfahrung
und die nötige Strenge. Sie hat mal eine Zeit lang als Domina
gearbeitet. Oder arbeitet sie noch? Ich weiß es gar nicht.
Jedenfalls werde ich sie fragen, ob sie sich darauf einlassen würde.
Falls Du einverstanden bist.“
„Du willst mich von einer
professionellen Domina verhauen lassen?“, fragte sie mit hohler
Stimme. Dann seufzte sie und nahm seine Hand in ihre. „Ich hasse
Deine Idee. Ich hasse sie wirklich. Alleine die Vorstellung jagt mir
eine Gänsehaut über den Rücken, und ich meine keine angenehm
kribbelnde Gänsehaut, sondern so eine Zahnarzt-Bohrer-Gänsehaut,
wenn Du weißt, was ich meine.
Aber Du hast Recht. Es könnte
funktionieren. Ich hasse es, aber genau deswegen könnte es
funktionieren.“
Sie seufzte erneut. „Ich bin
einverstanden, und ich werde es ertragen. Aber sag ganz ehrlich:
glaubst Du denn, dass Du es ertragen kannst? Wirst Du zusehen? Kommst
Du damit klar, wenn mir jemand wirklich richtig weh tut?
Oh Gott“, stöhnte sie mit mit
Nachdruck, „Sie wird mir richtig weh tun, oder? jetzt bekomme ich
auf einmal Angst.“
„Gut“, erwiderte er trocken, „das
war doch genau das, was Du wolltest...“.
Lady S. - Ouvertüre
Ivana erwachte zum ersten mal seit
Tagen mit einem verhalten zuversichtlichen Gefühl. Auch wenn ihr die
Aussicht, womöglich von einer ihr unbekannten Frau bestraft zu
werden, alles andere als behagte, insbesondere nachdem sie erfahren
hatte, dass diese Frau offenbar eine Professionelle war, hatte das
Gespräch doch zu einer gewissen Entspannung der Lage beigetragen.
Noch schlief sie im Gästezimmer, noch weigerte er sich, sie in
irgendeiner intimen Weise anzufassen, aber wenigstens sprachen sie
wieder miteinander, und hatten gestern sogar gemeinsam zu Abend
gegessen. Es war nun absehbar, dass dieser Zustand, der sie beide
innerlich versteinert hatte, bald vorbei sein würde. Und nun, da bei
ihr diese Lähmung nachzulassen begann, beschloss sie, ein paar Dinge
zu erledigen, zu denen sie sich die Tage davor schlicht nicht in der
Lage gesehen hatte. Zunächst würde sie endlich ihr Versprechen
einlösen, und den blöden Rasen mähen. Nach so vielen Tagen, in
denen sie das Haus wie eine freiwillig Eingekerkerte kaum verlassen
hatte, freute sie sich auf ein paar Stunden in der Sonne. Und danach
würde sie, beflügelt von dieser Aussicht, zum Sport gehen. Falls
sie Dan dort traf, würde sie versuchen, sich mit ihm auszusprechen,
und wenn er nicht da wäre, auch gut, dann eben zu einem späteren
Zeitpunkt.
Es war noch früh am Vormittag, und die
Temperaturen halbwegs erträglich. Sie schlüpfte aus dem
verwaschenen T-Shirt, das sie derzeit zum Schlafen trug, zog die
erstbesten sommerlichen Klamotten an, die ihr in die Hände fielen,
und trat hinaus in den Garten.
Der silberne Audi, der auf der
gegenüberliegenden Straßenseite unter der großen Kastanie geparkt
war, fiel ihr nicht auf, und so bemerkte sie auch die Frau nicht, die
darin saß, und sie beobachtete, während sie tief in Gedanken
versunken den elektrischen Rasenmäher vor sich her über die Wiese
schob.
Ivana war stolz. Sie hatte es in
weniger als einer Stunde geschafft, den kompletten vorderen Teil des
Rasens zu mähen. Inzwischen stand die Sonne hoch am Himmel, und
begann unnachgiebig zu brennen. Ivana beschloss daher, sich den Rest
des Gartens am Abend vorzunehmen. Hinter dem Haus war vergleichsweise
wenig Rasenfläche, das sollte sich in einer knappen halben Stunde
erledigen lassen. Jetzt stand ihr der Sinn nach einem kühlen Glas
Wasser und einem doppelten Espresso - und danach würde sie endlich
mal wieder zum Sport gehen.
Als sie eine halbe Stunde später ihren
Fiat 500 aus der Garage fuhr, und auf die Straße in Richtung
Innenstadt abbog, bemerkte sie den silbernen Audi immer noch nicht,
der ihr nun in einigem Abstand folgte.
„Na, Du hast ja Nerven, hier
aufzukreuzen!“ Mit diesen Worten wurde Ivana vom Mädchen am
Empfangsschalter des Fitnessstudios begrüßt. Das nahm ihr einen
Teil der Lockerheit, die sie bis dahin verspürt hatte. „Ähm, ist
Dan da?“, fragte sie fast ein wenig kleinlaut. „Nein, Dääään
ist nicht da“, äffte das Mädchen die Art, in der Ivana den Namen
betonte, nach. „Er hat sich ganz spontan diese Woche frei genommen,
und der Chef ist stinksauer deswegen! Sag mal, was ging denn da bei
Euch letzten Freitag? Er hat ein paar echt krasse Dinge über Dich
rum erzählt, weißt Du?“
Der kurze Anflug von Erleichterung
darüber, dass Dan nicht da war, wich der Besorgnis darüber, was er
den anderen erzählt haben mochte. Musste er gleich das ganze Studio
mit in die Sache hinein ziehen?
„Nichts war los. Ich hatte ein paar
Wodka zu viel und habe wohl ein bisschen mit ihm geflirtet.
Eigentlich war er mit einer Freundin von mir da“, versuchte Ivana
zu beschwichtigen. Das brachte ihr einen langen, kritischen Blick
ein. „Das hat er aber ein bisschen anders dargestellt. Ivana, ist
Dir eigentlich klar, dass Dan schon seit Monaten total verknallt in
Dich ist?“
„Oh“, sagte sie. Dann fügte sie
noch ein gequältes „Shit!“ hinzu, das von Herzen kam. Da war es
wieder, dieses blöde Gefühl, ein kleines rücksichtsloses
egoistisches Miststück zu sein. Und mit ihm verpuffte der letzte
Rest dieser Souveränität, die sie heute hier her geführt hatte.
Sie beschloss, dafür extra 20 Minuten länger als sonst auf dem
Laufband zu bleiben, als kleine Buße sozusagen, und um diese
Gedanken los zu werden.
Nachdem Ivana in Richtung Umkleide
entschwunden war, wandte sich das Mädchen am Empfang der Frau zu,
die nur wenige Augenblicke nach ihr das Foyer betreten hatte. „Kann
ich Ihnen helfen?“
„Guten Tag. Ich bin auf der Suche
nach einem neuen Fitnessstudio, und wollte mal nachfragen, ob es
möglich wäre, bei Euch ein Probetraining zu machen.“
„Oh, das tut mir leid, aber das ist
gerade ganz schlecht. Normalerweise kein Problem, aber wir sind diese
Woche personell total unterbesetzt. Im Moment ist kein Trainer frei.
Und ohne Einführung darf ich Sie nicht an die Geräte lassen. Da
müssten Sie einen Termin machen. Und diese Woche sind keine mehr
frei. Echt sorry.“
„Macht doch nichts, dann komme ich
eben die Tage nochmal vorbei, und mache einen Termin aus. Vielen
Dank. Auf Wiedersehen.“
Silke hatte sich diese Ausrede bereits
zurecht gelegt gehabt. Und sie war froh, dem Impuls nachgegeben zu
haben und Ivana gefolgt zu sein. Zum einen hatte sie nun eine Chance
gehabt, Ivanas Gesicht von Nahem zu sehen. Sie war wirklich
ausgesprochen niedlich. Auch wenn sie Franks Getue um ihre Augen
nicht ganz nachvollziehen konnte. Aber das war eben auch wieder
typisch Mann. Von schönen Augen zu schwärmen klang so viel
romantischer als von Titten und Ärschen. Zugegeben, Ivana hatte
hübsch geformte große braune Augen mit langen Wimpern, aber das war
nicht das Besondere an ihrem Gesicht. Was Silke faszinierte, war eher
der Wuchs. Die schöne runde Stirn, die wohlproportionierten
Wangenknochen und das schmale, spitze Kinn ließen ihr Gesicht
insgesamt herzförmig und mädchenhaft wirken. Dazu kam eine schmale,
etwas spitzbübische Nase, ein hübscher kleiner Mund mit schön
konturierten Lippen und eben die ins Bild passenden Augen, die
allerdings derzeit vielleicht ein bisschen durch die dunklen Ringe
darum an Ausdruck eingebüßt hatten. Insgesamt wirkte sie müde, und
ein bisschen genervt.
Andererseits aber war die Reaktion der
Betroffenheit auf die Ansage der Empfangsdame authentisch gewesen.
Offenbar hatte Ivana ohne Vorsatz mit dem Feuer gespielt, und war
sichtlich erschüttert angesichts der Konsequenzen. Nach dem, was
Frank erzählt hatte, war sie zwar sowieso nicht von einer
kalkulierten Provokation ausgegangen, aber jetzt war sie sich sicher.
Auch darum war Silke froh, Zeugin dieser kleinen Szene geworden zu
sein.
Ivana verließ das Studio 90 Minuten
später frisch geduscht aber mit gemischten Gefühlen. Sie hatte sich
ausgepowert, und das hatte gut getan. Was weniger gut getan hatte,
waren zwei oder drei Kommentare, die sie sich hatte anhören müssen.
Ein Mann, den sie flüchtig vom Sehen kannte, einer von diesen
aufgepumpten Goldkettchenträgern, die immer im Hantelraum
herumhingen, hatte sie anzüglich angegrinst, und gefragt, ob sie
nicht einmal mit ihm zum Tanzen gehen wollte. Und eine junge Frau mit
streng nach hinten zum Zopf gebundenen Haaren hatte ihr im
Vorbeigehen „Schlampe“ zu gezischt. Als sie nach 45 Minuten auf
dem Laufband mit einem kleinen Formtief zu kämpfen hatte, bekam sie
plötzlich das beklemmende Gefühl, als ob sich der Raum in sich
zusammen zog, die Wände auf sie zukamen, und alle Leute sie
anstarrten und über sie tuschelten. Zumindest kam es ihr aus den
Augenwinkeln so vor. Sobald sie sich umsah, verhielten sich jedoch
alle ganz normal. Sie schob es auf Dehydrierung und die mangelhafte
Ernährung der letzten Tage.
Wieder und wieder ließ sie sich den
Dialog am Empfang durch den Kopf gehen. Dan war in sie verliebt? Wie
hatte sie das nicht bemerken können? Aber da war auch diese Stimme
der vernünftigen, kritischen Ivana in ihrem Kopf, die sie darauf
hinwies, dass sie es natürlich sehr wohl gespürt hatte - oh wie sie
diese mäkelnde Stimme, die so sehr wie ihre Mutter klang, manchmal
hasste. Aber wenn sie ehrlich war, hatte man das gar nicht übersehen
können. Und wenn sie ganz und gar ehrlich war, musste sie sich
eingestehen, dass sie es genossen hatte. Sie hatte die Aufmerksamkeit
genossen, und die Art, wie er sie ansah. Er war mit Abstand der
beliebteste, weil bestaussehende Trainer im Studio. Und sie hatte es
auch genossen, die eifersüchtigen Blicke der anderen Mädels zu
spüren, wenn Dan sie mal wieder umschwärmte, und ihr seine
komplette Aufmerksamkeit widmete. Das war natürlich auch der Grund,
warum sie es irgendwie versäumt hatte, ihm von Frank zu erzählen.
Und vermutlich war das auch der Grund, warum sie letztendlich
tatsächlich nicht gewollt hatte, dass aus Tanja und Dan ein Paar
wurde. Sie wollte Dan für sich. Nicht als Liebhaber, diese Stelle
war besetzt, und dazu war er auch nicht geeignet. Zudem fand sie ihn
auch nicht auf diese Weise attraktiv. Nein, unbewusst hatte sie
offenbar befürchtet, einen Bewunderer zu verlieren, und einen
Prestigeträchtigen noch dazu. Sie verzog den Mund bei diesem
Gedanken, halb aufgrund der Vorstellung, und halb aus Abscheu über
sich selbst.
Da wurde sie unvermittelt aus ihren
Gedanken gerissen. Sie zuckte zusammen, als sie plötzlich ihren
Namen hörte, und drehte sich nach der Stimme um.
Eine ihr völlig unbekannte Frau, sie
mochte so um die Vierzig sein, hatte sie angesprochen: „Ivana, ich
weiß, Du kennst mich nicht. Aber ich habe schon viel von Dir
gehört.“, sprach die Frau sie an. In Ivana verkrampfte sich etwas,
und sie spürte, wie sich ihre Hände zu Fäusten ballten. Sie musste
an die unschönen Szenen vorhin im Fitnessstudio denken. „Wer
erzählt was über mich?“, zischte sie. Die Frau hob
beschwichtigend die Hände. „Frank“, erwiderte sie ruhig, „und
was er mir erzählt hat, darüber würde ich mich gerne mit Dir bei
einem Kaffee unterhalten. Darf ich Dich auf einen Latte oder ein
anderes Heißgetränk Deiner Wahl einladen?“ Sie deutete auf eine
Starbucks-Filiale einige Meter weiter die Straße hinunter.
Ivana sah die Frau einen Moment
irritiert an, dann dämmerte es ihr. „Sie sind die Domina?“,
fragte sie erschrocken.
„Hi, ich bin Silke. Aber Du wirst
mich Lady S. nennen“, lautete die Antwort.
Ein paar Minuten später hatten sie
einen Tisch ergattert, und das übliche Prozedere des durch ständiges
Nachfragen präzisierten Bestellvorgangs und der obligatorisch falsch
geschriebenen Vornamen auf den Bechern über sich ergehen lassen.
Ivanas Lippen umschlossen
hingebungsvoll den Schaft. Sie schloss die Augen, und begann zu
saugen, erst sanft, dann fester. Einen Augenblick später spürte sie
die klebrige, dickflüssige, proteinhaltige Substanz in ihren Mund
schießen. Sie war eiskalt und völlig überzuckert. Aber das war
genau das, was sie jetzt gebraucht hatte. „Oh mein Gott, tut das
gut“, verkündete sie, als sie den Becher mit Frappuccino zurück
auf den Tisch knallte. Das brachte ihr einen leicht missbilligenden
Blick inklusive einer hoch gezogenen linken Augenbraue ihrer
Tischnachbarin ein.
Ivana hatte seit gestern mehrfach
versucht, sich eine typische Domina vorzustellen. Irgendwie kamen ihr
jedoch stets nur zwei Archetypen in den Sinn. Die ledergepanzerte
wasserstoffblonde teutonische Walküre, und die aufgetakelte
ausgemergelte Schwarzhaarige mit der solariumsgegerbten
Brathähnchenhaut und den Lackstiefeln bis zum Hals. Lack, Leder,
dramatisches Make-Up, Stiefel... Das war nicht unbedingt Ivanas Welt.
Diese Bilder mochten durchaus durch den ein oder anderen Porno
geprägt worden sein, den sie sich im Laufe der Jahre angesehen
hatte, als sie noch versucht hatte, ihre Neigung zu ergründen. Das
Bild von Frau Pohl, der Konrektorin ihrer ehemaligen Schule, schob
sich noch kurz dazwischen, mit ihrer Hornbrille, dem strengen Dutt
und den altmodischen aber eleganten Kostümkleidern. Frau Pohl hatte
in der ein oder anderen ihrer pubertären Fantasien eine tragende
Rolle gespielt.
Doch die Frau, die ihr jetzt gegenüber
saß, hatte so gar nichts gemein mit den Klischees in Ivanas Kopf.
Sie wirkte im Gegenteil mondän, aber gleichzeitig warmherzig und
sehr zugänglich. Sie hatte so gar nichts Ordinäres an sich, wie
Ivana es von einer Professionellen irgendwie erwartet hätte.
Und sie war hübsch. Nein, bei Frauen
über 30 sprach man wohl von „schön“, korrigierte sie in
Gedanken. Sie hatte ein sehr ausdrucksvolles Gesicht und tolle,
leuchtend grüngraue Augen, die regelrecht strahlten, und die nicht
so richtig zu ihrem erdigen Teint passen wollten. Aber das war einer
der Kontraste, die dieses Gesicht so interessant machten. Ihr langes,
volles Haar war leicht gelockt, und derzeit mit einem Tuch zu einer
improvisierten Hochsteckfrisur gebunden. Das warme Rotbraun war
vermutlich gefärbt. Obwohl sie sonst eher dezent geschminkt war,
hatte sie ihre Augen mit viel dunkler Farbe stark betont, was sie ein
bisschen wie eine Beduinenkriegerin aus einem billigen
80er-Jahre-Fantasy-Film wirken ließ. Im linken Flügel der klassisch
geformten Nase trug sie einen Stecker mit einem kleinen Brillanten.
Trotz des auffälligen dunklen Augen Make-Ups und den gefärbten
Haaren wirkte sie irgendwie natürlich. Aber sie hatte auch etwas
Einschüchterndes an sich – Ivana dachte an eine Raubkatze, die
sich völlig selbstverständlich durch ihr Revier bewegt, als
unumschränkte und unangefochtene Herrscherin desselben.
„Also, Ivana, warum ich mit Dir
sprechen wollte... Frank, Dein Freund, hat mich kontaktiert, und um
einen Gefallen gebeten. Du weißt, wovon ich spreche, nicht wahr?“
Ivana nickte nur, ein wenig irritiert,
wie schnell ihre Gesprächspartnerin zur Sache kam.
„Er hat mir erzählt, dass Du Dir
einen schwerwiegenden Vertrauensbruch und noch einiges mehr geleistet
hast - die Details ersparen wir uns jetzt mal, wir wissen beide,
wovon wir sprechen - und dass er sich außer Stande sieht, Dir die
dafür verdiente Strafe zu verabreichen. Und da komme ich ins Spiel.
Das soll ich für ihn übernehmen. Damit wir uns richtig verstehen:
Wir reden hier von einer wirklich strengen Bestrafung, die sich
deutlich von dem unterscheiden wird, was Ihr beide bisher zusammen
ausprobiert habt. Es wird richtig weh tun. Es wird Spuren geben, die
ein paar Tage bleiben werden. Und mir ist jetzt eines ganz wichtig:
Du musst mir ausdrücklich sagen, dass Du damit einverstanden bist.
Ich werde mich nicht als Handlangerin für einen Fall von häuslicher
Gewalt machen lassen. Nicht, dass ich Frank so etwas zutrauen oder
gar unterstellen würde, aber ich habe meine Prinzipien.“
Ivana senkte den Kopf, und blickte zu
Boden. Plötzlich fröstelte sie trotz des Juliwetters draußen.
„Ich sehe ein, dass es nötig ist.
Also ja, ich bin einverstanden. Auch wenn mir nicht wohl dabei ist.
Aber das habe ich Frank schon gesagt.“
„Ich weiß. Aber ich wollte es noch
einmal aus Deinem Mund hören. Und ich wollte sicher gehen, dass Dir
klar ist, dass es hier nicht um irgendein Spiel geht. Damit das Ganze
irgendeinen Sinn hat, werde ich an Deine Grenzen gehen, und
vielleicht darüber hinaus. Wir sind uns über die Details noch nicht
ganz einig, aber eines kann ich Dir bereits sagen: Es wird nicht bei
dem einen Termin bleiben, dafür war Dein Vergehen zu schwerwiegend.“
„Oh Gott!“, stöhnte Ivana auf.
Bisher hatte sie sich daran fest gehalten, dass sie, was auch immer
da kommen würde, irgendwie mit zusammen gebissenen Zähnen schon
durchstehen würde, immer in der Zuversicht, dass es danach
überstanden, dass dann alles wieder gut sein würde.
„Frank und ich sind uns einig, dass
die Situation einen grundlegenden Paradigmenwechsel erfordert, was
Eure Beziehung angeht. Und nach dem, was er mir erzählt hat, spürst
Du das schon länger. Habe ich Recht?“
Ivana kaute auf ihrer Unterlippe herum
und schwieg betreten.
„Bist Du angesichts dieser neuen
Information immer noch einverstanden?“
„Ja“, antwortete sie leise nach
einem Augenblick des Zögerns, „Eine Frage hätte ich aber noch,
wenn Sie gestatten: Wird Frank Sie dafür bezahlen?“
Dass dies eine unglückliche Frage
gewesen war, erkannte sie daran, wie sich der Blick ihrer Gegenüber
verhärtete, aber sie musste es einfach wissen. Sie wollte wissen, ob
Frank nun ihretwegen auch noch Geld ausgeben musste - soweit sie
wusste waren die Dienstleistungen von Dominas nicht gerade billig –
und, was fast wichtiger war: sie wollte auch nicht irgendein Job für
jemanden sein.
„Entschuldigen Sie bitte, ich wollte
nicht respektlos sein.“
„Nun, wenn Du es wissen musst: Nein,
das ist ein Freundschaftsdienst. Ich bin, falls es Dich beruhigt,
schon länger aus dem Geschäft ausgestiegen, und habe das auch nie
hauptberuflich gemacht. Ich mache diese Dinge seit Jahren schon nur
noch ausschließlich zum eigenen Vergnügen, wenn ich selber Lust
dazu habe. Das war ein weiterer Grund, warum ich Dich kennenlernen
wollte. Um zu sehen, ob Du mir gefällst, ob ich es mir vorstellen
kann mit Dir. Und ja, Dein Glück, oder vielleicht auch Dein Pech
ist, dass Du mir tatsächlich ausgesprochen gut gefällst.
Und Deine Respektlosigkeiten werde ich
Dir schon noch austreiben, Kindchen, verlass Dich darauf. Wir sehen
uns dann kommenden Sonntag.“
Mit diesen Worten erhob sie sich, und
verließ das Café. Ivana blieb zurück mit einem flauen Gefühl im
Bauch.
Sonntag also.
In drei Tagen.
Frank saß derweil in seiner
Mittagspause vor dem Laptop, und war in der Tat dabei Geld
auszugeben, und das nicht gerade wenig. Die Empfehlung hatte er von
Silke bekommen. Ulbrecht & Wagner Stainless Design hieß
die Firma ganz unverdächtig. Die Website war funktionell,
übersichtlich und gut gemacht, wie er mit professionellem Auge
feststellte, das Angebot beeindruckend, und die Preise atemberaubend.
„Aber jeden Cent wert, glaub mir“, hörte er Silkes Stimme in
seinem Kopf nachhallen. Vermutlich hatte sie Recht. Derartige Möbel
hatten ihren Preis. Das Design war ansprechend, und er vertraute auf
Lady S' Expertise in diesen Dingen, insbesondere was Qualität und
Verarbeitung anging. Der Gedanke, dass Ivana sich losreißen, und
dabei eventuell verletzen könnte, war ihm unerträglich. Er hatte
sich für ein eher schlichtes Modell entschieden. Chromstahl,
schwarzer kunstlederbezogener Schaumstoff und Lack. „American
Psycho“ nannte sich die Design-Linie. Er musste grinsen. Es gab
auch „Gothic Erotic“, „Industrial Culture“ und „Biker's
Nightmare.“ Doch diese waren für seinen Geschmack alle zu
dekorativ überladen, vor Allem im letzten Fall sah es so aus, als
sei ein depressiver Designer mit Nieten und verchromten Schädel- und
Knochenmotiven Amok gelaufen.
Er mochte es schlicht und funktionell,
und die American-Psycho-Whipping-Bench Custom MK II war genau das,
was er brauchte. Optisch erinnerte das Teil auch eher an ein
Fitnessgerät als an die Inneneinrichtung eines Folterkellers (wobei
er da durchaus gewisse Parallelen erkennen konnte), und das kam
sicher auch Ivanas Geschmack entgegen.
Und das Beste war: Liefertermin am
Samstag. Freitag und Samstag würde Ivana jeweils den ganzen Tag bei
einem Fotoshooting sein. Das wusste er, denn ein Kollege aus der
Agentur hatte sie engagiert. Das hieß, er hatte zwei Tage Zeit, um
sich den ungenutzten Hobbyraum im Keller vorzunehmen, und ihn
ordentlich herzurichten. Der Raum war groß, hatte eine hohe Decke,
und lag unterirdisch, was die nötige akustische Diskretion
gewährleistete. Vermutlich war das mal ein Heizkeller mit Platz für
einen großen Öltank gewesen, bevor das Haus in den 1990ern, wie er
vermutete, grundsaniert und ans Gasnetz angeschlossen worden war.
Jedenfalls hatte der Raum eine schwere Stahltür, was ihm optisch
sehr gut gefiel. Eigentlich hatte er das schon lange vorgehabt. Der
Raum und sein Potenzial war damals einer der Gründe gewesen, warum
er sich für das Haus entschieden hatte. Allerdings war er nie recht
dazu gekommen, dieses Projekt umzusetzen, und mit Ivana war es
irgendwie auch nicht nötig gewesen, sich einen speziellen Strafraum
zuzulegen. Bis jetzt. Er war zuversichtlich, dass er die nötigen
Dinge bis Sonntag erledigt haben würde. Denn am Sonntag stand der
erste Termin an. Am Sonntag würde seine alte Freundin Silke – Lady
S. - zum ersten Mal auf seine Anordnung hin seine Liebste bestrafen.
Auf dem Heimweg von der Arbeit fuhr er
noch beim örtlichen Baumarkt vorbei, und kaufte Farbe, Schraubhaken
und Ösen, sowie einige Meter Schaumstoff-Matten zum Dämmen.
Zum dritten mal inspizierte Ivana nun
den innen mit Schaumstoff verkleideten Alu-Koffer. Sie nahm die Nikon
heraus, wog sie in der Hand, überprüfte den Ladestand des Akkus,
untersuchte die verschiedenen Objektive gründlich auf Fingerabdrücke
und Staubkörner. Zum Schluss packte sie alles wieder ein, und legte
für alle Fälle noch eine frische, originalverpackte, 128er
Speicherkarte in das dafür vorgesehene Fach zu den anderen drei, die
sich bereits darin befanden. Und sie kam sich ein bisschen albern
dabei vor. Sie hatte eigentlich keinen Grund, so nervös zu sein,
dies war schließlich nicht ihr erstes Fotoshooting.
Natürlich war es weniger das Shooting,
das sie nervös machte. Es war der Sonntag, der so unerbittlich
nahte. Der Termin mit Lady S. erschien ihr wie eine dunkle
Unwetterwand am Horizont, die langsam, aber stetig näher kam, und
immer größere Teile des Himmels verdunkelte. Die Spannung im Haus
war fast mit den Händen zu greifen, und bescherte ihr ein
emotionales Wechselbad. Mal sehnte sie sich den Sonntag regelrecht
herbei, natürlich um es endlich hinter sich zu haben, und zählte
die Stunden. Dann fand sie wieder Trost in der Tatsache, dass sie
noch über 60 dieser Stunden von ihrer Strafe trennten, die doch
laut Franks Aussage alles in den Schatten stellen würde, was sie
bisher mit ihm erlebt hatte. Und je mehr die Stunden verstrichen, je
näher das Wochenende rückte, desto mehr gesellte sich zu dem
beklemmenden Kloß in ihrem Bauch ein leises verschämtes Kribbeln
der Vorfreude. Die Gänsehaut war nicht länger ausschließlich eine
Zahnarzt-Bohrer-Gänsehaut. Das versetzte sie zurück in ihre Jugend,
als sie auf dem Höhepunkt ihrer Pubertät zum ersten mal fasziniert
und schuldbewusst erkannt hatte, dass Gedanken an Dinge wie
Bestrafung, Fesselungen und Unterwerfung sie sexuell erregten.
Ihrer Nervosität lag jedoch noch ein
weiterer Aspekt zugrunde als nur die zwiespältigen Gefühle den
kommenden Sonntag betreffend. Die Strafe verdiente sie, weil sie
Frank als seine Partnerin so sehr enttäuscht hatte, aber wenigstens
auf beruflicher Ebene wollte sie jetzt eine absolut perfekte
Performance abliefern, immerhin hatte er sie empfohlen. Und es würde
auf ihn zurück fallen, wenn sie Mist baute.
Sie seufzte und schloss den Koffer.
Zeit fürs Bett – alleine, wie schon die ganze Woche. Alleine,
frustriert, aufgekratzt, übermüdet, und von Schuldgefühlen
geplagt. Es gab eigentlich nur ein Mittel, das half, wenn sie so
durch den Wind war wie jetzt. Sich von Frank übers Knie legen, und
den Po versohlen lassen, und anschließend Sex bis zur Erschöpfung.
'Das Hirn aus dem Kopf gefickt kriegen'', wie sie es nannte, vertrieb
die blöden Gedanken, und half ihr zur Ruhe zu kommen. Nur stand ihr
dieses Mittel derzeit leider nicht zur Verfügung.
Sie hatte früher am Abend einen
vorsichtigen Versuch unternommen, sich in Franks Bett einladen zu
lassen, aber er hatte abgewunken, und ihr zu verstehen gegeben, dass
vor Sonntag nichts in dieser Richtung laufen würde. Und auch wenn
sie zunächst enttäuscht, ja sogar ein bisschen verletzt auf diese
Zurückweisung reagiert hatte - es war die erste überhaupt in ihrer
Beziehung gewesen - musste sie doch zugeben, dass er im Grunde Recht
gehabt hatte. Es wäre inkonsequent gewesen, und hätte dem
bevorstehenden Fanal einen Teil seiner Dramatik genommen. Die
Einsicht half allerdings nicht dabei, das Gefühl der Einsamkeit
leichter erträglich zu machen.
Ihre Gedanken wanderten erneut zum
Sonntag und der bevorstehenden Bestrafung. Was sie wohl erwartete?
Frank hatte auf ihre Nachfragen stets mit einem immer gleichen „Das
wirst Du dann schon sehen.“ geantwortet. Sie versuchte sich Silk...
Lady S. vor ihrem inneren Auge bildlich vorzustellen. Sie hatte
eigentlich ganz nett gewirkt. Aber auch wie jemand, der echt streng
sein konnte. Woher Frank sie wohl kannte? Sie hatte ihn nie nach
seiner Frauenvergangenheit gefragt, so wie er sie auch nie nach den
Männern gefragt hatte, die sie vor ihm gehabt hatte.
Sie versuchte, sich Lady S. mit
verschiedenen Züchtigungsgeräten in der Hand vorzustellen. Was sie
wohl verwenden würde? Nach einer Reihe dieser Bilder in ihrem Kopf
beschloss sie, dass Lady S. wohl der Rohrstock am Besten stehen
würde. Sie schauderte. Und zu ihrer Überraschung spürte sie ein
vertrautes Ziehen im Unterbauch. Kurz dachte sie darüber nach, sich
selbst zu dem zu verhelfen, was Frank ihr verweigert hatte, und sich
mit den Fingern ein bisschen Befriedigung zu verschaffen. Aber dann
fühlte sie sich plötzlich wieder schuldig. Einerseits, weil sie es
als einen Teil ihrer Bestrafung akzeptierte, dass sie vorerst keusch
blieb - wenn Frank nicht mit ihr schlafen wollte, würde sie eben
keinen Sex haben, Punkt! - und andererseits, weil es letztendlich das
Bild von Lady S. mit dem Rohrstock in der Hand gewesen war, das sie
endgültig in Stimmung gebracht hatte.
Es kostete sie einiges an Willenskraft,
die Hände unter der Bettdecke hervor zu ziehen, und sich auf die
Seite zu drehen. Missmutig fiel sie in einen unruhigen Schlaf, der
dann am nächsten Morgen viel zu früh vom Wecker unterbrochen wurde.
Genau so missmutig, wie sie
eingeschlafen war, stand sie zu wenige Stunden später auf. Sie
huschte unter die Dusche, zog sich an, trank halb im Stehen eine
Tasse Milchkaffee, und machte sich dann auf zu ihrem Termin. Ein paar
Minuten später kehrte sie nochmals zurück, schnappte sich leise
fluchend den Kamerakoffer, und brach endgültig auf.
Frank hörte die Tür ein zweites mal
ins Schloss fallen, und kurz darauf das weinerliche Motorengeräusch
des Fiats, als dieser aus der Einfahrt bog, und sich entfernte, bis
er außer Hörweite war. Frank stand auf, zog sich an, und machte
sich direkt nach einem schnellen Frühstück an die Arbeit. Der Raum
musste entrümpelt, geputzt und neu gestrichen werden. Das Entrümpeln
und Putzen beschäftigte ihn bis zum frühen Nachmittag, das
Streichen der Wände dagegen dauerte kaum eine Stunde. Er war froh,
dass er sich auf diese Weise körperlich auspowern hatte können.
Er war nicht minder nervös als Ivana,
was den Sonntag anging. Tatsächlich waren auch seine Gefühle
ziemlich gemischt, und denen seiner Freundin nicht unähnlich.
Einerseits war das Ganze als Strafe gedacht, die eben gerade nicht
zur Befriedigung irgendeiner Lust dienen sollte, und er verspürte
fast so etwas wie Skrupel davor, seiner geliebten Ivana so etwas
antun zu lassen. Andererseits war da auch diese seit Tagen langsam
zunehmende Spannung der Vorfreude, und er musste sich eingestehen,
dass er die Vorstellung, dabei zuzusehen, wie Silke seine Freundin
züchtigte, zunehmend erregend fand. Das mochte sicher auch damit zu
tun haben, dass er nun seit bald einer Woche nicht mehr mit Ivana
geschlafen hatte. So lange hatte er, seit er mit ihr zusammen
gekommen war, noch nie auf Sex verzichtet. Aber wenn sie den ersten
Teil ihrer Strafe am Sonntag endlich überstanden haben würde, dann
war sie so was von fällig. Wenigstens dieser Gedanke war alles
andere als zwiespältig.
Am Samstag, die Wandfarbe war
inzwischen durchgetrocknet, kümmerte er sich um die Hardware und die
Möblierung. Ivana hatte erneut in aller Herrgottsfrühe das Haus
verlassen, und kaum eine Stunde später war das wichtigste Möbelstück
geliefert worden.
Gegen Mittag war er soweit fertig mit
dem Raum. Und das war gut, denn so blieb ihm ausreichend Zeit, unter
der Dusche den Staub und die Farbe los zu werden, bevor Silke
aufkreuzte. Sie hatten ausgemacht, dass sie ihn auf einen Kaffee
besuchen kommen würde, um ein paar Dinge zu klären. Zudem war sie
neugierig und wollte den Raum inspizieren, an dem am nächsten Tag
Ivanas Bestrafung stattfinden sollte.
Silke begutachtete Franks Werk mir
Kennerblick. Die Wände hatte er neu gestrichen. Drei waren in einem
kühlen dunklen Grau gehalten, die Wand gegenüber der Tür dagegen
in einem satten Bordeaux-Rot. Die Tür hatte er innen im selben Ton
lackiert. Sie war aber auch so ein Blickfang. Es handelte sich um
eine schwere Feuerschutztür aus Stahl, die dem Raum eine gewisse
Industrie-Ästhetik verlieh.
Ansonsten wirkte der Raum noch sehr
kahl, und für ihren Geschmack vielleicht etwas zu sachlich. Mit dem
Boden musste etwas geschehen, fand sie - Laminat oder vielleicht ein
Teppich, um den scheußlichen unbehandelten Estrich zu bedecken.
In der Mitte des Raums stand die
Strafbank, die erst vor ein paar Stunden geliefert worden, und
inzwischen fertig montiert war. Weitere Möbel gab es nicht. Ihr
Blick wanderte zur Decke, in der mehrere stabile Ösen und Haken
eingeschraubt waren. Frank folgte ihrem Blick.
„Das war vielleicht eine
Scheiß-Arbeit, sag ich Dir. Die Kellerdecke ist offenbar eine
massive Betonplatte. Ich bin da selbst mit der Hilti kaum rein
gekommen. Und danach durfte ich erst einmal Staubsaugen.“
Silke musste unwillkürlich grinsen,
der ganze Dialog erinnerte sie an eine ganz ähnliche Unterhaltung,
die sie vor vielen Jahren schon einmal geführt hatten.
„Da hinten kommt noch eine Art
Garderobenbrett hin, an dem die Instrumente aufgehängt werden. Und
die Schalldämpfung für das Fenster ist auch fertig zugeschnitten,
aber ich wollte erst den Farbgeruch raus lüften. Aber ansonsten, was
denkst Du?“
„Grundsätzlich ziemlich cool. Die
Strafbank steht frei genug, um von allen Seiten Zugang zu haben, und
ausreichend Platz zum Ausholen. Außerdem psychologisch natürlich
höchst wirkungsvoll, sie so zentral anzuordnen. Falls die
Deckenhaken zum Einsatz kommen sollen, müsstest Du sie aber
vielleicht etwas verschieben.
Ansonsten ist es sehr leer hier unten.
Ich meine, ich stehe nun wirklich nicht auf diese vollgestopften
Mini-Studios, aber man kann es einrichtungsmäßig auch untertreiben.
Das hat auch einen Nebeneffekt: Hörst Du, wie es hier drin hallt? Es
braucht noch ein paar Möbel. Wichtig wäre ein Stuhl für den Herrn
zum Sitzen, auch wenn Du sie mal übers Knie legen willst. Besser
wäre aber noch ein Sessel oder ein Sofa. Auch für morgen, wenn Du
zuschauen willst. Und ein Fußschemel vielleicht? Am besten
gepolstert und mit Stoff bezogen. Die sind auch zum Überlegen
praktisch. Und das würde mit der Akustik helfen. In der Hinsicht
wäre auch ein Teppich oder PVC am Boden von Vorteil. Und mit dem
Licht könntest Du Dir auch noch etwas überlegen.“
„Sessel ist gut. Siehste, das hab ich
ganz vergessen. Ich habe noch einen Ledersessel in der Abstellkammer,
der oben einfach nicht mehr zum Stil gepasst hat. Mit dem Licht hast
Du Recht, da überlege ich mir was. Teppich halte ich für keine gute
Idee. Hier unten ist es recht staubig, und dann mag es Situationen
geben, in denen es von Vorteil ist, den Boden nass wischen zu können.
Dann eher PVC. Und gegen den Hall könnte ich vielleicht ein paar
Wandvorhänge anbringen. Aber nicht mehr vor Morgen.“
„Ja, morgen... Hast Du noch einmal
darüber nachgedacht, was ich gesagt habe?“
„Das habe ich, und es bleibt dabei.
Das ist für den Anfang denke ich der richtige Einstieg. Das erreicht
genau, was wir wollen.“
„Was Du willst, meinst Du. O.k., Du
hast schon recht. Nach dem, was Du mir über sie erzählt hast,
müsste es den gewünschten Effekt haben. Es ist nur... Ich mache mir
den Stress, fahre extra zu Euch raus, und dann ist das in gut 20
Minuten abgehakt.“
„Beim nächsten mal überlasse ich
Dir die Führung, und Du darfst Dich ein bisschen austoben o.k.? Aber
dieses mal geht es darum, ein Zeichen zu setzen. Und darum soll es in
so vielen Aspekten wie möglich eine neue Erfahrung sein. In die
Länge gezogene Sessions kennt sie aber von mir zur Genüge. Nein, es
geht dieses mal darum, einen hohen Schmerzlevel zu erreichen, mit den
entsprechenden Spuren, und das kurz und knackig.“
„Das wird in der Tat kurz. Spätestens
nach dem zehnten oder elften Hieb wird sich ihr Körper angepasst
haben, und sie in Endorphinen ersäufen. Danach wird sie nicht mehr
viel spüren, insbesondere wenn sie wirklich so schmerzgeil ist, wie
Du sie beschrieben hast.“
„Nun, da sehe ich eine Lösung, die
Dir entgegen kommen dürfte, da sie die Sache ein bisschen
verlängert. Du gibst ihr zwölf Hiebe, dann machst Du eine Pause,
sagen wir eine halbe Stunde. In der Zeit gehen wir nach oben, einen
Kaffee trinken, und sie bleibt alleine, angebunden in Position. Das
müsste reichen, dass sie wieder runter kommt. Und danach gibst Du
ihr nochmals 12.“
„Das,“ sagte Silke mit einem
süffisanten Grinsen, „ist echt fies, mein Lieber. Die Idee gefällt
mir. So machen wir es.“
Lady S. – 1. Akt
Der Tag war gekommen.
Ivanas Stimmung wechselte im
Minutentakt. Sie hatte wie die Nächte zuvor Mühe gehabt, zur Ruhe
zu kommen, hatte dann jedoch Trost in dem Gedanken gefunden, dass es
nun ihre vorerst letzte Nacht im Kellerexil war, und sie morgen Abend
an Franks Seite einschlafen würde. Denn nach der Strafe würde die
Versöhnung folgen, und sie sehnte sich so sehr danach, ihn endlich
wieder auf sich und in sich zu spüren, dass sie allein beim Gedanken
daran eine Gänsehaut bekam. Sie war einigermaßen zuversichtlich
erwacht, und hatte in einem kurzen Hochgefühl gefrühstückt.
Später, unter der Dusche schlug das
Hochgefühl ins Gegenteil um.
Auf der anderen Seite stand nämlich
vor dieser Versöhnung die Strafe. Und auch wenn sie sich an die
schuldbewusste Vorfreude mittlerweile gewöhnt hatte, überwog in den
letzten Stunden doch wieder die Angst vor dem, was kommen würde.
Frank hatte sie weiterhin im Unklaren gelassen, was genau sie
erwartete. Das würden er und Lady S. ihr dann schon verkünden,
unmittelbar bevor es los gehen sollte. Frank war der Ansicht, das sei
früh genug, immerhin habe sie eh keinen Einfluss oder gar ein
Mitspracherecht in der Angelegenheit.
Jetzt war es zehn Uhr. Ivana hatte
gefrühstückt, geduscht, und sich fertig gemacht. Das Anziehen war
schnell gegangen. Sie trug lediglich schwarze schlichte Unterwäsche,
natürlich einen String-Tanga untenrum und einen passenden
Push-Up-BH. Darüber hatte sie derzeit nur einen dünnen Morgenmantel
anl, mehr nicht, genauso so wie Frank es ihr aufgetragen hatte. Nun
aber hatte sie keinen Auftrag mehr. Frank werkelte irgendwo im Keller
herum, und hatte ihr gesagt, sie solle oben warten. Darum saß sie im
Wohnzimmer auf dem Sofa, mit einem riesigen Kloß im Bauch, unfähig
sich zu bewegen, und wartete in stiller passiver Panik auf das
unvermeidliche Klingeln an der Tür. Und was es mit sich brachte.
Lady S. hatte sich für elf Uhr angekündigt.
Und als dann auf die Minute genau um
Elf die Türglocke erklang, schaffte Ivana es nur unter Aufbringung
all ihrer Willenskraft, sich zu erheben, mit unsicheren Schritten zur
Tür zu gehen, um sie zu öffnen, und den heiß erwarteten und
gleichzeitig so gefürchteten Gast herein zu lassen.
Ivana wusste nicht, was sie erwartet
hatte, die Bilder von Silkes Gesicht hatten sich vor ihrem inneren
Auge in den letzten Tagen wieder mit denen der Klischee-Dominas in
ihrem Kopf überlagert. Als Silke, nein: Lady S. nun in der Tür
stand, rutschte Ivanas Herz endgültig in ihre metaphorische
Hosentasche. Ihre Gegenüber war deutlich härter geschminkt als bei
ihrem ersten Zusammentreffen. Ihre braunen wilden Locken hatte sie
offenbar geglättet und zu einem strengen Pferdeschwanz hinter dem
Kopf zusammen gebunden. Anstatt des von Ivana befürchteten
Lack-Outifits trug sie eine Kombination aus einem anthrazitfarbenen
Kostüm und einer figurbetonten weißen Bluse. Bis auf den langen
Schlitz im Rock hätte das Ganze fast als seriöse, wenn auch etwas
altmodische Business-Bekleidung durchgehen können. Wenn man die
schwarzen Reitstiefel außer acht ließ, die Lady S. dazu trug. Ivana
schluckte. Diese Kleidung strahlte so viel mehr latent unterkühlte
Autorität aus als die pornomäßigen Outfits aus ihrer Fantasie. Das
Einzige, was das Bild störte, war die Sporttasche, die sie sich über
die Schulter geworfen hatte. Bis Ivana klar wurde, was sich darin
befinden musste. Ivanas Herz rutschte noch tiefer, und unwillkürlich
machte sie sich noch etwas kleiner.
Bei ihrem Treffen im Starbucks hatte
die Lady doch so sympathisch und zugänglich gewirkt. Jetzt aber
strahlte ihre gesamte Erscheinung etwas Entschlossenes und Unnahbares
aus.
„Möchtest Du unseren Gast nicht
hereinlassen?“ hörte sie plötzlich Franks Stimme hinter sich.
Ivana wurde bewusst, dass sie Lady S. mehr als nur einen Augenblick
lang mit offenem Mund angestarrt, und dabei in der Tür gestanden
hatte, und somit unbewusst den Weg versperrte. Ein letztes
unterbewusstes Aufbäumen gegen das Unvermeidliche?
Und selbst wenn, es hätte nichts
genützt. Denn nun war Lady S. im Haus. Frank und sie begrüßten
sich vertraut mit Wangenküssen. Ivana erschien das mehr als schräg.
Frank war normalerweise mehr der Typ für den festen Händedruck.
Irgendetwas verband die beiden. Erneut fragte sie sich, woher sie sich kannten, und was sie wohl für eine Geschichte verband.
Viel Zeit ließ man ihr nicht, diese
Gedanken weiter zu verfolgen. „Komm, es ist Zeit“, sagte Frank,
und nahm sie bei der Hand. Ivana wunderte sich, als ihr bewusst
wurde, dass Frank sie gerade in Richtung Kellertreppe und diese
hinunter führte. Sie hatte sich ihre Bestrafung das ein oder andere
mal ausgemalt, und in ihrer Fantasie hatte sie immer im Wohnzimmer
stattgefunden.
Als sie wenige Augenblicke später vor der großen
Stahltür im Untergeschoss standen, war der Knoten im Bauch wieder zu
voller Größe angewachsen, und als Frank die Tür öffnete, und
Ivanas Blick durch sie hindurch in das Innere des Raumes fiel,
verschlug es ihr fast den Atem. Sie hatte den Raum bisher kaum
beachtet, wusste nur, dass sich darin eine Art Abstellkammer für
alles Mögliche handelte, das keinen Platz in der Wohnung hatte, von
dem Frank sich dennoch nicht zu trennen hatte aufraffen können.
Jetzt aber hatte dieser Raum seinen Zweck gefunden, und sie musste trotz
ihrer Angst zugeben, dass Frank ganze Arbeit geleistet hatte. Der
Raum war sauber, neu gestrichen und mit einer dezenten Beleuchtung
versehen. An einer Wand stand ein bequemer Sessel, davor befand sich
eine gepolsterte Fußbank. Was sich in der Mitte des Raumes befand,
das war das Objekt, das Ivana zu gerne übersehen hätte, aber nicht
ignorieren konnte in seiner Größe und Dominanz, mit der es den Raum
beherrschte. Auf den ersten Blick hätte man es für eine Fitnessbank
halten können, aber wirklich nur auf den ersten und sehr
oberflächlichen Blick. Sobald man die Ledermanschetten, die an
strategischen Punkten des Gestells montiert waren, bemerkte, ließ
sich der wahre Zweck des Gerätes nicht mehr verleugnen. Hier also
würde man sie fest binden und bestrafen. Sie fühlte ihre Knie weich
werden.
Mittlerweile hatte Frank sie nicht
unsanft in den Raum hinein geschoben, und er und Lady S. waren
ebenfalls eingetreten. Frank griff zwei Paar bereit liegende Ledermanschetten, und befestigte diese an Ivanas Handgelenken und Knöcheln. Als er damit fertig war, räusperte sich Lady S. hörbar, und Ivana drehte sich zu ihr um.
„Ivana, Du hast Deinen Herrn sehr
enttäuscht und verletzt.“
Die Angesprochene senkte den Kopf, und
nickte.
„Ich denke, es ist nun an der Zeit,
dass Du erfährst, welche Strafe Dich heute erwartet.“
Ivana schluckte trocken.
„Du wirst über den Bock gebunden,
und erhältst 24 Hiebe mit dem Rohrstock auf den nackten Po.“
Man konnte das Fragezeichen in Ivanas
Gesicht fast mit Händen greifen. Ungläubig blickte sie von Frank zu
Lady S. und wieder zurück zu Frank. Wo war der Trick? Meinten die
beiden das ernst? Sollte das jetzt die alles bisher in den Schatten
stellende Bestrafung sein? Sie wusste nicht, womit sie genau
gerechnet hatte, mit irgend etwas Dramatischem jedenfalls.
Irgendeiner entsetzlichen Zahl oder einem neuen, unbekannten
Instrument. Aber das? Gut der Rohrstock war nicht gerade ihr
Lieblingsinstrument, aber sie erinnerte sich an Sessions, wo es schon
gut das Doppelte gesetzt hatte, und sie hatte es - nun, wenn auch
nicht locker, dann doch tapfer - weg gesteckt.
„Du bist verwirrt, meine Liebe?
Hältst das Ganze für einen Witz, weil Du glaubst, das Urteil wäre
viel zu milde ausgefallen? Nun, Lady S. wird es Dir erklären.“
„Ivana, ist Dir der Ausdruck 'Cold
Caning' ein Begriff?“, ergriff Silke nun das Wort.
Die junge Frau schüttelte den Kopf.
„Schau, bisher wenn Dein Herr Dich
gezüchtigt hat, dann hat er eher sanft begonnen, und mit der Zeit
die Intensität der Hiebe erhöht, nicht wahr? Das bedeutet, er hat
Deine Erziehungsfläche aufgewärmt, und Du konntest Dich langsam an
immer schärfere Hiebe gewöhnen. Heute aber werden wir auf das
Aufwärmen verzichten. Ich werde Dir diese Hiebe sehr streng verabreichen.
Und das von Anfang an. Das bedeutet zweierlei: Es wird mehr weh tun
als Du es gewohnt bist - viel mehr. Und es wird Spuren geben. Sehr
deutliche. Nimmst Du die Strafe an?“
Ivana nickte.
"Gut, dann ziehe Dich jetzt aus. Du wirst Deine Strafe völlig nackt erhalten!"
Ivana gehorchte. Was blieb ihr auch übrig?
Da lag sie nun - bäuchlings über dem
Strafbock.Die Ledermanschetten an Hand- und Fußgelenken waren dann mit
entsprechenden Ösen am Gestell verbunden worden. Sie lag in kniender
Haltung. Der Oberkörper zum Kopf hin leicht abschüssig, die Beine
in der Hüfte und in den Knien angewinkelt, die Schenkel leicht
gespreizt, ruhten ihr Oberkörper, die Schienbeine und die Unterarme
auf gepolsterten Plattformen. Ihr Becken lag erhöht auf einer
gepolsterten Rolle, deren Halterung offenbar höhenverstellbar war,
und deren aktuelle Position ihren Po gnadenlos nach oben drückte. Er
bildete somit den höchsten Punkt ihres Köpers. Ein breiter
Lederriemen um ihre Taille hielt sie zusätzlich fest. Sie war
gründlich fixiert, und konnte sich kaum einen Zentimeter bewegen.
Die Stellung war nicht grundsätzlich
unbequem, aber während Lady S. mit dem Rohrstock unter den Arm
geklemmt um sie herum schritt, sie umkreiste wie wie ein Raubtier
seine Beute, wieder und wieder, hier eine Fessel überprüfte, und
etwas enger zurrte, dort eine Hand über Ivanas Körper streichen
ließ, wurde ihr bewusst, wie Schutzlos sich ihr Po der kommenden
Bestrafung präsentierte - dem Rohrstock präsentierte. Dieser
Rohrstock, den Lady S sich da unter den Arm geklemmt hatte wie ein
Major seinen Stab, unterschied sich ein wenig von den beiden Stöcken,
die Frank verwendete. Er war dicker, sie nahm an, so um die 10 mm
stark, und einen guten Meter lang. Zudem wies er nicht die gewohnte
Rattan-Oberfläche auf, sondern war offenbar geschält. Vermutlich
war das der Grund dafür, dass der Stock trotz seiner Stärke sehr
elastisch war, wie sie gesehen hatte, als Lady S ihn demonstrativ
durchgebogen hatte.
Sie schauderte.
Der einzige Körperteil, den Ivana noch
halbwegs frei bewegen konnte, war ihr Kopf. Unwillkürlich folgte sie
Lady S. mit ihren Augen, solange sie sich in ihrem Gesichtsfeld
bewegte. Sie bewunderte Lady S' schlanke, wohl geformte Beine, die
sich auf Höhe von Ivanas Kopf befanden. Die kniehohen Reitstiefel
aus schwarzem, glänzenden Leder strahlten eine Strenge aus, die Lady
S' natürliche Dominanz noch unterstrich. Ivanas Blick wanderte
weiter nach oben, er folgte den sanften Kurven der Oberschenkel
hinauf zu dem engen grauen Business-Rock. Als die Lady in die Hocke
ging, um Ivanas rechte Armfessel ein Loch enger zu zurren, gab der
seitliche Schlitz im Rock den Blick auf einen spitzenbesetzten
Streifen hoch am Oberschenkel frei. Also gehörte das matt
schimmernde Nylon, das ihre Beine umhüllte, nicht zu einer
Strumpfhose, sondern zu Strümpfen. Ob halterlos oder mit Straps
konnte Ivana aus dieser Position nicht erkennen. Eigentlich mochte
sie derartige Kleidungsstücke nicht besonders, hatte sie immer auf
eine billige Art nuttig gefunden, aber jetzt in diesem Moment war der
Anblick auf eine verbotene Art sehr sexy. So sexy, dass sie spontan
beschloss, sich in nächster Zeit ebenfalls ein Paar solcher Strümpfe
zuzulegen. Frank würde das bestimmt gefallen.
Frank. Wo war er eigentlich? Er hatte
versprochen, ihrer Bestrafung beizuwohnen. Im Moment musste er sich
irgendwo hinter ihr, außerhalb ihres Blickfelds befinden. Sie konnte
nur vermuten, dass er in dem alten Ledersessel Platz genommen hatte,
den sie vorher im Raum hatte stehen sehen, als sie hereingeführt
worden war. Von dort würde er einen ausgezeichneten Blick auf ihren
Po haben.
„Also gut. Legen wir los. Zwölf
Hiebe jetzt, zwölf weitere nach einer kurzen Pause. Du brauchst
nicht mitzählen, Dein Herr und Meister wird darauf achten, dass Du
Deine gerechte Strafe erhältst, und keinen Hieb weniger.“
Mit diesen Worten war Lady S. links
neben sie getreten. Ivana spürte den Rohrstock sanft gegen ihre
rechte Pobacke klopfen, als die Lady Maß nahm. Sie hörte ein
dumpfes Fauchen, gefolgt von einem beißenden Klatschen, als der
Stock sein Ziel traf. Und in dem Augenblick durchfuhr sie ein
scharfer Schmerz, wie sie ihn noch nie in ihrem Leben gespürt hatte.
Ihre Hände krampften sich zu Fäusten und sie stieß ein gequältes
tiefes Stöhnen aus. Ihr ganzer Körper spannte sich an, und sie
bäumte sich in ihren Fesseln regelrecht auf.
Lady S. wartete, bis Ivana's
Körperspannung nachließ, und sie wieder in eine entspannte Position
gesunken war, dann holte sie zum zweiten Hieb aus. Frank konnte
sehen, wie sie den Rohrstock erneut anlegte, und sich dabei an dem
bereits anschwellenden feuerroten Striemen orientierte, den der erste
Hieb hinterlassen hatte.
Er zuckte zusammen, als der zweite
Schlag sein Ziel traf, und erneut von Ivanas gequälten Stöhnen
beantwortet wurde. Von seinem Platz auf dem Sessel hatte er in der
Tat einen erstklassigen Blick auf das Geschehen. Der erste Hieb war
bereits sehr streng ausgefallen. Er entsprach in seiner Wucht in etwa
den schärfsten Hieben, die er Ivana im Zuge längerer Sessions
verabreicht hatte, nur war er dieses Mal ohne Vorbereitung oder
Aufwärmen erfolgt. Der zweite war noch härter gewesen, und er
wusste, dass Silke nun bei jedem weiteren Hieb des ersten Durchgangs
die Intensität steigern würde. Das war genau das, was er erwartet
und gewollt hatte, doch nun, da es soweit war, hielt es ihn vor
lauter Anspannung kaum auf seinem Platz. Er war hin und her gerissen
zwischen Faszination und Mitgefühl. Der Impuls aufzuspringen, und
der Sache Einhalt zu gebieten, um seiner geliebten Ivana weitere Pein
zu ersparen, wechselte sich im Tempo seines sich steigernden Pulses
mit dem Drang ab, Silke den Stock aus der Hand zu reißen, und den
Rest der Strafe selbst zu vollziehen, oder stattdessen Silke über
den Bock zu zwingen, um ihr eine Dosis ihrer eigenen Medizin zu
verpassen, dafür, dass sie seine arme Geliebte hier auf diese Art
quälte.
Mittlerweile zeugten sechs deutlich
gezeichnete Striemen quer über Ivanas hoch gereckten Po davon, dass
sie die Hälfte des ersten Durchgangs hinter sich gebracht hatte. Ihr
Aufstöhnen nach jedem Hieb war irgendwann einem durchgehenden
Wimmern gewichen, und sie schien sich auch körperlich in ihr
Schicksal gefügt zu haben. Jedenfalls hatte sie aufgehört sich in
ihren Fesseln zu winden, sondern nahm still und passiv hin, was da
auf die einprasselte.
Ivana war derweil in ihrem ganz eigenen
persönlichen Universum des Schmerzes versunken. Sie hatte nicht
damit gerechnet, dass Rohrstockhiebe derart weh tun konnten. Sie
kannte den Rohrstock und seine Wirkung. Auch wenn sie seinen Biss im
Gegensatz zu anderen Instrumenten nicht wirklich liebte, hatte sie im
Laufe der Zeit gelernt, sich damit zu arrangieren, und es sogar
irgendwie zu genießen. Doch das hier hatte nichts von jenem
bittersüßen Zauber, der sonst ihre gewohnten Abstrafungen
begleitete. Das hier war pure Agonie. Sie hatte nach dem dritten
Schlag aufgehört, mitzuzählen. Und sie hatte sich in ihr Schicksal
gefügt. Das war keine bewusste Entscheidung gewesen, sie hatte
einfach keine Kraft mehr, sich gegen die Hiebe, den Schmerz, die
Fesselung zu stemmen.
Sie hatte sich ganz selbstverständlich
in die Unausweichlichkeit der Situation gefügt.
Und es dauerte eine ganze Weile, bis
sie wahr nahm, dass die Hiebe vorerst aufgehört hatten.
Frank hatte sich erhoben, als er
bemerkte, dass Silke nach dem sechsten Schlag eine kurze Pause
einzulegen gedachte. Sie trat beiseite, und zog ihre anthrazitfarbene
Kostümjacke aus. Dann begann sie die obersten drei Knöpfe der
weißen eng geschnittenen Bluse zu öffnen, die sie darunter trug.
Das gab den Blick auf ihr beeindruckendes Dekolletee frei, umrahmt
von einem Rand schwarzer Spitze. Frank war sich nicht sicher, ob es
reine Gewohnheit war, ein Versuch sich mehr Bewegungsfreiheit oder
etwas Abkühlung zu verschaffen, oder ob der Anblick für ihn
inszeniert war.
In letzteren Fall wäre das jedoch
vergebliche Liebesmühe gewesen, da seine Aufmerksamkeit völlig von
Ivanas Po und den sechs Striemen, die ihn bereits zierten, gefangen
war. Er war neben sie getreten, als Silke den Weg frei gegeben hatte,
und konnte nun nicht widerstehen, seine Hand auf Ivanas Rundungen zu
legen, und die Striemen zu betasten. Ivana zuckte regelrecht
zusammen, als sie diese unerwartet sanfte Berührung spürte,
entspannte sich jedoch augenblicklich wieder, als sie realisierte,
dass es Franks Hand war.
Er begutachtete Silkes Handschrift
eingehend. Die Striemen waren deutlich zu sehen und auch zu spüren.
Sie erhoben sich relief-artig, und verfügten über die zwei
dunkelroten Linien an den Rändern, wie es sich für ordentliche
Rohrstockstriemen gehörte (er war oft nicht in der Lage gewesen, bei
Ivana derartige Spuren zu erzeugen, sie konnte ganz schön was
einstecken inzwischen)
Er bemerkte, dass die Striemen zwar
sauber parallel und in regelmäßigen Abständen gesetzt waren, aber
nicht völlig waagrecht verliefen, sondern nach außen hin leicht
schräg abfielen. Er schauderte, denn er wusste, das bedeutete, dass
Silke es in der zweiten Hälfte des Durchgangs darauf anlegen würde,
die Striemen sich kreuzen zu lassen, wenn sie von der anderen Seite
her zuschlagen würde.
Voller Mitgefühl streichelte er über
Ivanas hochgereckten Po, was sie mit einem dankbaren Seufzen
quittierte. Als er aufblickte, sah er Silkes missbilligenden Blick
auf sich ruhen. Ihm wurde bewusst, dass er hier gerade gegen das
Konzept verstoßen hatte. Derartig tröstende Gesten waren frühestens
für den zweiten Durchgang vorgesehen gewesen, und nur in Notfällen.
In Silkes Augen hätte er am Besten ganz darauf verzichtet,
beeinträchtigten solche Intimitäten in ihren Augen doch den reinen
Strafcharakter der ganzen Aktion erheblich.
Und sie hatte Recht. Als sich Frank
wieder auf seinen Platz begeben hatte, und Lady S. erneut den
Rohrstock aufnahm, um die nächsten sechs Hiebe zu verabreichen,
hatte sich Ivanas Stimmung fundamental verändert. Der siebte Hieb
traf sie noch härter als die vorangegangenen, und entlockte ihr
einen überraschten Schmerzensschrei, doch war jetzt das vertraute
Gefühl zurück gekehrt, das jeden neuen Hieb trotz weiter
zunehmender Intensität mit einer stetig steigenden Empfindung der
Lust verband.
Dennoch kostete es sie fast den Rest
ihrer Kraft, bei den letzten beiden Schlägen nicht unkontrolliert
loszuheulen. Aber als es dann vorerst vorbei war, empfand sie doch
fast so etwas wie Bedauern darüber, und war kurz davor, darum zu
bitten, die zweite Hälfte der Strafe doch direkt im Anschluss
verabreicht zu bekommen. Denn jetzt hatte sie den Punkt erreicht, wo
sie die Hiebe und den Schmerz und das Brennen, die sie brachten,
regelrecht willkommen heißen konnte.
„So, meine Liebe, Halbzeit“, hörte
sie Lady S' Stimme von weit her zu ihr dringen. „Dein Herr und
Meister und ich werden mal nach oben gehen, und uns mit einer
hübschen Tasse Kaffee erfrischen. Du wirst solange hier in Position
bleiben und auf uns warten. Vielleicht nutzt Du die Zeit, um ein
wenig über Deine Verfehlung nachzudenken“, fügte sie noch hinzu.
Ivana hörte, wie Frank sich aus dem
Sessel erhob, und zusammen mit Lady S. den Raum verließ. Sie konnte
hören, wie sich das Geräusch von Lady S' Stiefeln langsam
entfernte. Sie war allein, immer noch nackt in dieser demütigenden
Haltung über den Bock geschnallt. Mit jeder Minute des Wartens nahm
ihre Erregung ab. Sie spürte wie das heiße Brennen der Striemen
langsam einem dumpferen Schmerz wich. Sie kannte dieses Gefühl.
Morgen würde sie blaue Flecken haben.
Lady S. hatte den Stock wirklich streng
geführt, aber den perfiden Aspekt der ganzen Angelegenheit, diese
Pause, die den zweiten Teil ihrer Bestrafung wie eine neue Strafe
erscheinen lassen würde, den hatte sie Frank zu verdanken. Sie
wusste, dass er manchmal gemein sein konnte, aber so etwas hatte sie
ihm nicht zugetraut. Schaudernd malte sie sich aus wie sich der
Rohrstock anfühlen würde, wenn er später auf ihrem bereits
verstriemten Po erneut in Aktion treten würde.
Oben in der Küche ließ Frank gerade
den zweiten Milchkaffee für Silke aus der Jura. Er konzentrierte
sich auf die Bedienung der chromblitzenden Maschine, und gab sich
betont geschäftig. Sie saß auf einem hochbeinigen Küchenhocker mit
überschlagenen Beinen und beobachtete ihn dabei. Der seitliche
Schlitz in ihrem ansonsten seriösen Rock gab den Blick auf einen
bestrapsten Oberschenkel frei. Der spitzenbedeckte Nylonstreifen
sprang Frank sofort ins Auge, als er sich zu ihr umdrehte, und er
hatte große Mühe, seinen Blick wieder abzuwenden, um Silke in die
Augen zu sehen, als sie ihn ansprach.
„Das nimmt Dich ganz schön mit, mein
Lieber, hab ich Recht?“
„Du hast sie nicht gerade geschont.
Aber so war es ja auch abgemacht. Ich hoffe, sie übersteht den
zweiten Teil ebenso gut.“
„Keine Sorge, Du hast Dir da wirklich
eine kleine Painslut heran gezogen mein Lieber. Eine solche
Züchtigung hätte auch die meisten meiner Männer nicht
unbeeindruckt gelassen. Und hast Du gesehen, wie sich den letzten
Hieben förmlich entgegen gereckt hat? Ich schwöre Dir, sie ist
unter den Schlägen sogar feucht geworden. Da war zwar Dein Gefummel
zwischendrin sicher nicht ganz unbeteiligt dran, aber es ist
eindeutig, dass körperliche Bestrafung und Lust bei ihr sehr eng
gekoppelt sind. Nun, Teil Zwei wird die ganze Erfahrung für sie noch
mal eine Stufe höher drehen. Mal sehen, ob sie das dann auch noch
geil findet. Aber so wolltest Du es doch oder?“
„Ja, das wollte ich. Dafür habe ich
Dich ja dazu geholt. Das, was Du ihr heute gibst, das kann ich ihr
ihr so nicht geben. Und sie hat es mehr als verdient, aber trotzdem
ist es hart für mich, das mit anzusehen.“
„Aber sie hat es verdient. Eine
einprägsame Lektion. Und die Folgen wird man noch ein paar Tage
sehen können. Ein Glück, dass ihr Shooting gestern war, hmm?“
„Wieso, was meinst Du?“
„Na, wenn sie mit einem frisch
verstriemten Hintern da angetanzt wäre, wie hätte das denn
ausgesehen? Sie wird sich da doch sicher umziehen müssen?“
„Achso nein, da hast Du etwas falsch
verstanden. Ivana war da nicht als Model engagiert. Sie steht hinter
der Kamera. Sie ist Fotografin.“
Silke musste an die großformatigen
Fotodrucke überall im Haus denken. „Sind die Bilder im Wohnzimmer
von ihr?“, fragte sie. Frank nickte.
„Dann ist sie ja richtig gut. Sie hat
echt was drauf.“
„Ja, das hat sie. Sie ist nicht nur
irgendein Betthäschen für mich, verstehst Du? Dieses Mal ist es was
Ernstes. Ich will sie nicht verlieren. Ich hoffe, sie nimmt mir das
hier nicht übel.“
„Wann bist Du denn so zimperlich
geworden? Ich erinnere mich noch gut an den Frank von früher. Weißt
Du noch damals, als meine Sub schon um Gnade gebettelt hat, aber Du
darauf bestanden hast, den Rest der angekündigten Züchtigung wie
geplant durchzuziehen? Sie hat Rotz und Wasser geheult bei jedem
Hieb, Du hast den Rohrstock damals kaum milder geführt als ich
vorhin. Aber letztendlich hat sie es Dir gedankt, dass Du sie an ihre
Grenze gebracht hast.
Wann hast Du Dein Hasilein zuletzt an
die Grenze gebracht?“
„Das ist etwas anderes. Sie ist meine
Freundin, meine Partnerin. Ich liebe sie, verstehst Du? Und es bricht
mir fast das Herz, sie leiden zu sehen.“
„Aber sie verdient es. Und sie
braucht es auch. Das hast Du selbst gesagt. Und Du brauchst es auch.
Außerdem hat es Dich auch geil gemacht. Glaub nur nicht, ich hätte
das nicht bemerkt. Wenn ich jetzt nicht da wäre, würdest Du sie
sicher schon ficken. Genau so, über den Bock geschnallt. Hab ich
Recht?“
„Ja, natürlich hast Du das. Mit
Allem.“
„Sorry, Frank, wenn ich Dir das jetzt
so sage, aber Dein Problem ist nicht ungewöhnlich in längeren
Beziehungen. Das Mädchen hat Mist gebaut, und dafür bekommt sie
jetzt die Konsequenzen zu spüren, aber Frank, ganz ehrlich, Du musst
bei Dir auch was ändern. Hättest Du Deinen Job als ihr Dom ernst
genommen, hätte sie sich ihren Thrill nicht woanders holen müssen.
Ich kenne den Typ. Sie braucht ab und an ein bisschen Drama. Und wenn
Du ihr das nicht gibst, dann verschafft sie es sich eben selbst.“
„Du meinst, ich soll strenger mit ihr
sein?“, fragte Frank irritiert.
„Strenger auch, aber vor Allem musst
Du der Routine einer längerfristigen Partnerschaft die Stirn bieten.
Man darf es sich als Dom einfach nicht zu bequem machen. Es muss
aufregend bleiben. Du musst aufregend bleiben für sie. Zeig ihr, wer
der Herr ist. Lass es sie spüren. Weißt Du was, ich wette mit Dir,
dass sie die heutige Strafe nicht nur gut überstehen wird. Ich wette
obendrein, dass sie in nächster Zeit wie ausgewechselt sein wird.
Nicht, weil ihr die Strafe selbst gefallen hat, sondern weil es genau
das ist, was ihr gefehlt hat bei Euch. Das Gefühl, dass Du es ernst
meinst mit der Rollenverteilung und mit Strafen bei Verstößen.“
„Das kann schon sein. Ich werde Dich
auf dem Laufenden halten. Also gut, dann bringen wir es mal hinter
uns, ja?“
Ivana hatte jegliches Zeitgefühl
verloren. Der dumpfe Nachschmerz der Züchtigung hatte kaum
nachgelassen, aber so langsam hatte sie sich daran gewöhnt, und nahm
ihn nur noch am Rande wahr. Doch als sie nun das Geräusch der
schwarzen Reitstiefel im Flur hörte, die sich langsam näherten,
wurde ihr schlagartig wieder bewusst, was sie jetzt erwartete. Und
der Gedanke daran rief ihr den Schmerz der bereits erhaltenen Hiebe
wieder ins Bewusstsein. Sie verspürte echte Angst, und als Frank und
Lady S. den Raum betraten, zitterte sie am ganzen Körper.
Sie wand sich in den Fesseln, und fing
an zu flehen: „Bitte Frank, ich habe meine Lektion gelernt. Bitte.“
„Wer hat vorhin bei der Ankündigung
von 24 Rohrstockhieben noch frech gegrinst?“, ertönte Lady S'
schneidende Stimme. Ivana zuckte zusammen. Die Frau hatte nun eine
Tonlage, die fast genauso schneidend war, wie ihre Stockhiebe.
Frank legte Silke beschwichtigend den
Arm auf die Schulter.
„Ivana, meine Liebe“, begann er.
„Du selbst hast darum gebeten, dass man Dir - und ich zitiere -
'richtig den Po versohlt dafür'. Dafür, was Du getan hast. Du hast
selber gesagt, dass Du eine richtige, echte Strafe brauchst. Und die
bekommst Du nun. Ich tue das nicht gern, aber es muss sein. Für
Dich, für mich, für uns. Um diese elende Angelegenheit aus der Welt
zu schaffen.“
Er sah, wie Silke die Augen verdrehte.
„Wirst Du es für mich, für uns
ertragen, Liebste?“, fuhr Frank ungerührt fort.
Ivana sank auf dem Bock förmlich in
sich zusammen, und hauchte ein kaum hörbares „O.k.“.
Dieses Mal blieb Frank an Silkes Seite
stehen. Den ersten Hieb steckte Ivana noch halbwegs tapfer weg, aber
ab dem zweiten Hieb, den Silke mit unbarmherziger Strenge über ihren
Po zog, begann sie wieder zu wimmern, und beim fünften brach sie in
Tränen aus. Nach dem sechsten, noch strengeren Schlag, als Lady S.
wieder ihre obligatorische kurze Pause einlegte, weinte sie
hemmungslos.
Frank runzelte die Stirn. Das hatte er
so nicht erwartet. Er ging um seine gefesselte Freundin herum, legte
ihr die Hand unter ihr Kinn und hob sanft ihren Kopf an, so dass sie
zu ihm aufsehen konnte. Sie blickte ihm in die Augen, mit einem
Ausdruck, den er lange nicht gesehen hatte. Immerhin hörte sie auf
zu weinen.
„Frank, bitte...“, begann sie, „Ich
weiß, ich habe das verdient. Ich werde es hin nehmen. Für Dich...
und für uns, aber Frank... Bitte bleib bei mir. Hilf mir, es zu
überstehen. Es tut so verflucht weh, und ich weiß nicht, ob ich es
sonst packe. Bleib, wo ich Dich sehen kann, bitte.“
Gerührt ging Frank vor Ivana in die
Hocke, nahm ihre gefesselten Hände in die seinen, und hielt sie
fest. Sie erwiderte den Druck, klammerte sich förmlich daran. Frank
sah zu Silke auf, die nun auf Ivanas anderer Seite in Position war,
und den Rohrstock hob. Er nickte ihr zu, und blickte dann wieder zu
Ivana, sah ihr direkt in die Augen. Sie erwiderte seinen Blick. Ihre
Augen weiteten sich, als Lady S. den Stock ein paar mal pfeifend
durch die Luft sausen ließ.
Als der 19. Hieb fauchend auf ihrem Po
landete, kniff sie Augen zu und presste ihre Lippen fest zusammen.
Trotzdem stöhnte sie vor Schmerz. Sie schüttelte unwillkürlich den
Kopf, wie um sich und der Welt zu beweisen, dass sie sich nicht
unterkriegen lassen würde, öffnete die Augen wieder, und sah Franks
Gesicht vor sich. Er wirkte besorgt, aber entschlossen. Und lag da
nicht auch ein Hauch von Bewunderung in seinem Ausdruck?
Franks Hände gaben ihr den Halt, den
sie brauchte. Beim 20. Hieb gelang es ihr sogar, den Blickkontakt
nicht zu unterbrechen, obwohl er noch scheußlicher brannte als die
Hiebe davor. Noch vier, und es war geschafft. Und mit dem 21. Hieb
kehrte plötzlich die Wärme zurück. Der Schmerz des Einschlags war
ebenso furchtbar wie die zuvor, aber der vertraute Unterton der Lust
machte sich nun leise bemerkbar, wurde jedoch mit jedem weiteren Hieb
stärker.
Für Frank war das eine neue Erfahrung.
Er hatte unzählige Male Mädchenhintern versohlt. Mit der Hand, und
mit allen möglichen Instrumenten. Er hatte mit Rohrstock und Gerte
Striemen gezogen, die nicht viel anders waren, als jene, die nun den
Po seiner Geliebten zierten. Aber noch nie hatte er einer Frau, die
gezüchtigt wurde, dabei in die Augen gesehen. Und der Anblick
berührte ihn zutiefst. Er kannte Ivana gut, war mit ihrer Mimik
vertraut. Es war zu sehen, welche Qualen sie litt, dass die Schläge
ihr furchtbar weh taten. Er sah aber auch ihre Hingabe und vielleicht
sogar einen Hauch Dankbarkeit. Und er fühlte sich ihr so nah wie
schon seit Monaten nicht mehr. In seinem Bauch tanzten
Schmetterlinge, und in seiner Hose begann sich etwas zu regen.
Als sich nach dem nächsten Hieb ihr
Blick veränderte, leicht absorbiert wirkte, und ihre Wangen begannen
sich zu röten, wurde ihm klar, dass sie ganz ähnlich fühlte.
„Silke hat Recht“, murmelte er, „Du bist und bleibst ein
schmerzgeiles kleines Luder.“
Ivana war erneut in ihrem kleinen
privaten Universum versunken. Ihr Po brannte entsetzlich, aber
gleichzeitig kribbelte es in ihrem Bauch. Wie durch einen Tunnel
blickte sie in Franks Gesicht. Langsam wurde ihr bewusst, dass er sie
anlächelte. Dann spürte sie irgendwann seine Hand auf ihrem Kopf,
spürte, wie er ihr über die Haare streichelte. „Du hast es
überstanden, es ist vorbei“, hörte sie seine Stimme wie von weit
her. Und als sie aus ihrer mentalen Versenkung auftauchte, wusste
sie nicht, ob sie froh war, dass sie es überstanden hatte, oder
bedauerte, dass es schon vorbei war. Die letzten beiden Hiebe waren
die Härtesten gewesen, die sie je bekommen hatte, und doch hatte sie
das Gefühl, jetzt immer weiter und weiter gehen zu können. Zuletzt
hatten sich das golden-warme Kribbeln und der beißende Schmerz
perfekt die Waage gehalten, und waren eine Symbiose eingegangen, wie
sie es selten erlebt hatte.
Nur am Rande nahm sie wahr, wie Frank
und Lady S. ihre Fesseln lösten, und ihr Liebster ihr schließlich
auf die Beine half. Aber als Lady S. sie „tapferes Mädchen“
nannte, und Frank „Ich bin stolz auf Dich“ hinzufügte, und sie
fest in seinen Arm nahm, fühlte sie sich plötzlich fast schwerelos.
„Danke“, hauchte sie nur.
Sie bekam nur schemenhaft mit, als Lady
S. ihre Sachen zusammenpackte, und sich von ihnen beiden
verabschiedete. Dann nahm Frank sie bei der Hand, und führte sie in
ihr gemeinsames Schlafzimmer. „Komm, wir haben eine Menge
nachzuholen“, raunte er ihr ins Ohr.
Und sie kam. Wie oft konnte sie später
gar nicht mehr genau sagen.
Der Sommer war noch nicht vorbei, Das
Wetter war immer noch sehr warm, weswegen er wie so oft nackt
geschlafen hatte. Auch das dünne Leintuch, das er anstatt einer
Bettdecke verwendete, hatte er in der Nacht offenbar von sich
geschoben. Trotzdem spürte er ein Gewicht auf seinen Beinen.
Frank schlug die Augen auf. Im Zimmer
herrschte das gedämpfte Zwielicht eines frühen Sommermorgens.
Draußen dämmerte es. Es musste noch sehr früh sein. Es dauerte
einen Augenblick, bis er das angenehm warme Gefühl aus dem Traum mit
dem verbinden konnte, was ihn geweckt hatte.
Sein Blick wanderte nach unten. Ivana
lag auf der Seite, quer auf dem Bett, ihren Oberkörper auf seinen
Oberschenkel ruhend, und betrachtete ihn von dort unten herauf. Auch
sie war vollkommen nackt. Als sie bemerkte, das er die Augen geöffnet
hatte, breitete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus.
„Oh, Du bist wach. Schön.“
flüsterte sie.
„Nicht wirklich“, wollte er
erwidern, brachte aber lediglich ein „Wstfgl“ zustande.
„Oh, manche Teile von Dir scheinen
schon ziemlich wach zu sein. Ich kann seit einer viertel Stunde kaum
die Augen davon lassen.“ Zwischen ihnen, kaum zehn Zentimeter von Ivanas
Gesicht entfernt, ragte steil und hart seine Morgenlatte auf. Ivana
streckte ihren Zeigefinger aus, berührte ihn damit sanft am Schaft,
und fuhr dann langsam mit der Fingerkuppe daran nach oben.
„Das können wir hier ja nicht so
rumstehen lassen. Keine Sorge, ich kümmere mich mal darum, während
Du in aller Ruhe richtig wach werden kannst, ja?“
Das klang nach einem guten Vorschlag,
fand er.
Ende Teil 1 - Fortsetzung folgt.