Ivana - Teil 1



Vorgriff


Juli.
Es war gerade mal neun Uhr am Vormittag, und doch zeigte das Thermometer bereits 26°. Der Platz war gut gewählt. Silkes Wagen stand im Schatten eines großen Kastanienbaums, der auch für ein paar weitere Stunden noch die Sonne abschirmen würde. Und man hatte einen guten Einblick in den vorderen Garten. Das Haus, zu dem der Garten gehörte, sah ordentlich aus, wirkte sogar fast ein bisschen spießig. Es handelte sich um einen zweiflügeligen, L-förmigen Bungalow mit Flachdach, rustikalem Rauputz und dunkelbraun lackierten Fensterrahmen. Insgesamt bot es ein Bild der typischen Bauästhetik der ausgehenden 70er Jahre.
Das Gebäude stand leicht am Hang, der zur Straße hin abfiel. Sie vermutete eine Einliegewohnung im Untergeschoss. Im inneren Winkel der beiden Gebäudeflügel befand sich eine Terrasse, die zur Straße hin durch einen Sichtschutz aus Holzlatten begrenzt wurde, die im selben alles andere als anheimelnden Braunton gestrichen waren wie Fensterrahmen und Dachsims. Es war ein für diese Gegend absolut typisches Haus, und vermutlich in etwa so alt wie sein aktueller Besitzer. Wahrscheinlich hatte Frank es geerbt oder vom Erlös eines geerbten gekauft. Sie wusste es nicht, hatte ihn auch nicht danach gefragt, als sie über die Sache gesprochen hatten. Es war auch nicht wichtig, es wunderte sie lediglich. Sie hatte Frank nicht für den Typ Vorstadt-Bungalow gehalten, sondern eher für den Typ Innenstadt-Penthouse. Aber das war nicht das Einzige, worüber sie sich gewundert hatte. Vielleicht war es so: das Haus war einfach ein weiteres Detail, eine dieser kleinen Nebensächlichkeiten, die einen daran erinnern, dass die Dinge in der Realität oft ein bisschen anders aussahen, als man es sich in in der Fantasie so schön zurecht gelegt hatte. Natürlich war die Zeit nicht stehen geblieben. Frank hatte sich verändert. Natürlich.

Sie hatte ihn vor gut 30 Minuten weg fahren sehen. Wenigstens rein optisch war die Veränderung nicht sonderlich extrem gewesen, was sie doch irgendwie beruhigte. Er sah immer noch gut aus. Ein bisschen älter natürlich, reifer, aber es stand ihm. Seit sich seine Geheimratsecken bereits mit Anfang zwanzig oben auf seinem Schädel vereint, und dort eine größere Lichtung gegründet hatten, trug er seine verbleibenden Haare wenige Millimeter kurz geschnitten. Das unterstrich seine Denkerstirn, die ein Pendant im markanten Kinn fand. Das schönste Detail an ihm war sicher sein Mund, mit der für einen Mann vollen, sinnlichen Unterlippe.
Wie lange war es jetzt her? Fünf Jahre? Oder schon sieben? Und dann war dieser Anruf gekommen wie aus heiterem Himmel.

Sie lehnte sich zurück, und wartete. Hoffte, es würde nicht allzu lange dauern, denn sie musste davon ausgehen, dass sie in spätestens einer Stunde das Auto verlassen, oder die Klimaanlage anwerfen musste. Und dann wäre es vorbei mit der Diskretion. Aber sie wollte sich im eigentlichen Wortsinne eben selbst ein Bild machen. Das war ihre Bedingung gewesen. Sie wollte die Delinquentin sehen, und ein paar Worte mit ihr wechseln, bevor sie sich entscheiden konnte, ob sie sich aus alter Freundschaft auf das einließ, worum Frank sie gebeten hatte. Und aus Neugier natürlich.

Sie hatte Glück. Kaum zehn Minuten später öffnete sich die Terrassentür, und eine junge Frau trat in den Garten. Silke hatte Frank um eine Beschreibung gebeten, und typisch Mann war diese eher dürftig ausgefallen: „Sie ist 24. Nicht sehr groß, so einspaarundsechzig schätze ich mal, schlank, tolle Figur, sportlich aber sexy feminin, süßer kleiner Arsch. Braune Haare, aber das Beste sind ihre Augen. Warte, bis Du diese Augen siehst!“
Nun, ihre Augen waren aus dieser Entfernung nicht zu erkennen, insbesondere da sie eine von diesen aktuell modernen übergroßen Sonnenbrillen trug, die optisch an das Visier eines futuristischen Fliegerhelms erinnerten. Das Erste, was Silke von der jungen Frau erkennen konnte, war ihr Hinterkopf. Und bereits der machte Lust auf mehr. Hübsche Kopfform, schöner Nacken. Ihre mittelbraunen schulterlangen Haare trug sie aktuell zu einem praktischen Pferdeschwanz gebunden. Insgesamt hielt sie sich aufrecht, und bewegte sich – Silke fiel kein moderneres Wort ein – anmutig (Vermutlich Ballettunterricht als Kind, zumindest hatte sie die Figur dazu), federnd, fast tänzelnd. Sie war in der Tat sehr schlank, aber wohl proportioniert, keinesfalls mager. Ihre Haut hatte diesen satten mediterranen Bronzeton, für den viele mitteleuropäische Frauen eine Menge Geld in irgendwelchen Solarien ließen, ohne auch nur ansatzweise an diese natürliche Vorlage heranzukommen.
Wie um zu zeigen, dass sie sich voll bewusst war, dass sie einfach alles anziehen, und trotzdem gut dabei aussehen konnte, trug sie ein formloses leuchtend orangenes Top mit weiten Ärmelausschnitten und ebenso knallig neongrüne Shorts. Und sie brachte es tatsächlich fertig, in diesem Outfit gut auszusehen. Mehr noch, der Kontrast der leuchtenden Farben zu der gebräunten Haut weckte Erinnerungen an zurückliegende Urlaube damals in Kroatien.

Die junge Frau ging zur Doppelgarage, die zwischen Garten und Straße stand, und verschwand damit für einen Moment aus Silkes Blickfeld. Kurze Zeit später erschien sie wieder, einen elektrischen Rasenmäher vor sich her schiebend. Ja, Frank hatte Recht, dieser süße kleine Hintern war wirklich mehr als entzückend. Sie fand es nur schade, dass sie von hier aus das Gesicht nicht richtig hatte sehen können. Nun, dazu war hoffentlich später noch Gelegenheit. Bisher gefiel ihr, was sie da gesehen hatte, jedenfalls ausgesprochen gut, und sie konnte allmählich verstehen, warum Frank so verrückt nach der Kleinen war. Und zu Neugier gesellte sich ein nicht unwillkommenes Kribbeln im Bauch.


Prolog


Juni, Drei Wochen zuvor:
Ivana lag auf dem Rücken neben ihm, die leichte Sommerdecke lediglich noch über ihre Füße drapiert. Frank lag ihr zugewandt auf der Seite, den Kopf auf den angewinkelten linken Arm gestützt, und betrachtete sie. Das leichte Nachthemdchen war bis unter den Ansatz ihrer Brüste nach oben gerutscht. Er konnte sehen, wie sich ihre Brustwarzen hart und aufrecht stehend unter dem dünnen durchscheinenden schwarzen Stoff abzeichneten. Aber das Detail, das ihn am meisten fesselte, war dieser entzückende Schatten ihrer langen Wimpern, den das durch den Vorhang gedämpfte Licht der Junisonne auf ihre Wangen warf.

Ihre Augen waren fest geschlossen, aber er wusste, dass sie nur so tat, als schliefe sie noch. Er wusste auch, dass sie wusste, dass er es wusste. Aber das was Teil des Spiels. Sie liebte dieses Spiel. Sie liebte es, wenn seine Hand so wie jetzt in beinahe schlafwandlerischer Langsamkeit über ihren Körper streichelte, die Kontur ihrer Brüste entlang fuhr, mit den Fingerkuppen ihre Nippel durch den sensitiven Stoff umspielte und reizte, und nun allmählich ihren Weg nach unten zwischen ihre Beine fand. Ivana hielt die Augen geschlossen, und versuchte so zu tun, als ob sie das, was er da gerade mit seinen Fingern anstellte, völlig kalt ließe. Natürlich hatte sie in einer beiläufig trägen Bewegung die Beine ein wenig geöffnet, nur ein bisschen, um ihm einen leichteren Zugang zu ermöglichen.

Sie unterdrückte ein Seufzen, als sie spürte, wie er vorsichtig ihre Schamlippen öffnete, um festzustellen, ob sie erregt war. Natürlich war sie erregt. Er bewegte seine nun mit ihrer Feuchtigkeit benetzten Finger sanft und vorsichtig zwischen ihren äußeren und inneren Schamlippen auf und ab, was Wellen der Erregung durch ihren Körper wandern ließ. Oh, er wusste, was er da tat. Unwillkürlich reckte sie ihm ihr Becken ein ganz kleines bisschen entgegen, gerade so, dass man es mit viel gutem Willen noch als das zufällige Räkeln einer Schlafenden hätte interpretieren können, oder eben auch als das, was es war: Ein unverhohlenes Betteln nach mehr.

Ihm konnte sie natürlich nichts vormachen. Er bemerkte, wie sich ihre Atmung veränderte, wie sich auf ihren Wangen langsam ein Hauch von Röte ausbreitete. Darum ließ er nun erst einen, dann einen zweiten Finger vorsichtig in sie hinein gleiten, während seine Handfläche auf ihrem glattrasierten Venushügel ruhte. Er bewegte seine Finger langsam vor und zurück, in sie hinein und wieder heraus. Dabei glitten sie sanft über ihre Klitoris, und verteilten ihre Feuchtigkeit auch dort, um sie für eine direktere Form der Aufmerksamkeit vorzubereiten.

Offenbar hatte er heute nicht vor, sie lange hin zu halten. Noch immer hatte sie ihre Augen geschlossen, und begann nun, sich in ihrem Geiste Bilder und Szenen auszumalen, die ihr zielsicher über die Schwelle helfen würden, eine Mischung aus eigenen Phantasien und realen Erinnerungen. Zum Beispiel jene an gestern Abend. An die Strafe, die sie von ihm erhalten hatte. Er war für seine Verhältnisse, und angesichts der Tatsache, dass sie ihn den ganzen Nachmittag provoziert hatte, nicht übermäßig streng gewesen. Er hatte die leichte Neunschwänzige benutzt, die sie so mochte, und sie war schließlich mit einem angenehm warmen Po eingeschlafen. Sie versuchte, sich dieses brennende Gefühl erneut zu vergegenwärtigen, während er nun anfing, direkt ihre Klitoris zu stimulieren. Er begann zunächst mit vorsichtigem Klopfen der Fingerkuppen genau an der richtigen Stelle. Sie atmete hörbar ein. Langsam steigerte er die Geschwindigkeit.

Sie stellte sich vor, wie sie nach ihrer Bestrafung vor ihm kniete, den nackten Po mit Striemen bedeckt, zu ihm auf blickte, der immer noch die Peitsche in der Hand hielt, die das schmerzhaft prickelnde Muster auf ihre Anatomie gezeichnet hatte. Wie sie dann seine Hose öffnete, seinen Schwanz heraus holte, und in einer fließenden Bewegung in ihren Mund gleiten ließ. Wie er sofort groß und hart wurde, dort zwischen ihren Lippen.
Ein leichter Missklang, der Anflug eines schlechten Gewissens, eines Schuldgefühls, mischte sich in ihr Kopfkino. Sie lag hier faul auf dem Rücken, stellte sich schlafend, und ließ sich von ihm verwöhnen. Aber war es nicht laut der ungeschriebenen Regeln ihrer Beziehung eigentlich ihre Aufgabe, ihn zu verwöhnen? Wann hatte sie ihn zuletzt morgens auf diese Weise überrascht? Sie stellte sich vor, wie er sie jetzt mit barscher Stimme anwies, seinen Schwanz zu lutschen. Ihr detailliert und in derben Worten Anweisungen erteilte, wie sie es genau zu tun hatte. Sie liebte es, ihm auf diese Art Lust zu bereiten. Sie liebte es, ihm auf jede erdenkliche Art Lust zu bereiten, aber manchmal fehlte ihr so wie jetzt einfach der Antrieb dazu.

Kurz dachte sie darüber nach, ihn mit einer Bemerkung darauf hinzuweisen, dass er es nur aussprechen musste, wenn er es wollte. Das hätte jedoch bedeutet, dass er dann natürlich unterbrechen müsste, womit er gerade beschäftigt war, und das war wirklich das Letzte, was sie im Moment wollte. Trotzdem kam sie sich egoistisch vor. „Du bist ein selbstsüchtiges, genusssüchtiges, nimmersattes Luder“, schimpfte sie sich in Gedanken selbst, „Du musst mal wieder richtig ordentlich bestraft werden“. Und dieser Gedanke kam gerade zur rechten Zeit, da Frank nun begonnen hatte, mit zwei Fingern in rhythmischen kreisenden Bewegungen um und über ihre Klitoris zu fahren, und das war der finale Angriff, dem sie nicht lange würde widerstehen können.
Sie tröstete sich damit, dass er sich anschließend sowieso nehmen würde, was er wollte und brauchte, so wie er es immer tat, und dass sie sicher in den nächsten Tagen dazu kommen würde, sich bei ihm auf jene andere Art zu revanchieren. Beruhigt ließ sie sich fallen.

Er beobachtete, wie sich ihr Becken hob, wie sich ihre Hände in das Leintuch krallten, wie sie ihren Oberkörper nach vorne, und den Kopf nach hinten bog. Er hörte einen langen Seufzer, der ihren jetzt leicht geöffneten Lippen entglitt, und ließ seine Finger weiter über ihre Klitoris tanzen, bis die konvulsiven Zuckungen ihres Beckens schließlich nachließen und ihr Körper auf das Laken zurück sank. Er streichelte sie jetzt wieder sanft und indirekt, und ließ sie noch ein paar Nachbeben auskosten.

So gab er ihr ein paar Minuten Zeit, bevor er sich aufsetzte, und sie mit sanfter Gewalt auf den Bauch drehte. Er streichelte ihre Pobacken und fuhr fast beiläufig mit den Fingerkuppen die Linien einiger Striemen nach, die gestern Abend die Peitsche auf ihrem Po hinterlassen hatte. Dann griff er unvermittelt mit dem Arm unter ihren Bauch und hob ihr Becken an. Er kniete sich hinter sie, und drang ohne weiteres Prozedere direkt und mühelos von hinten in sie ein. Als Antwort bog sie ihren Rücken ins Hohlkreuz, reckte ihm genüsslich den Po entgegen und schnurrte wohlig, als sie ihn in sich spürte, so groß und hart. Sie war immer noch klatschnass.

Zunächst bewegte er sich langsam und behutsam, doch diese Zurückhaltung legte er bald ab, und begann sie mit schnellen und heftigen Stößen vor sich herzutreiben, so dass sie sich am Bettgestell abstützen musste, um von seiner Wucht nicht weg geschoben zu werden. Dazu haute er ihr im Takt mit der flachen Hand auf den so bereitwillig dargebotenen Po. Das brachte auch sie wieder in Fahrt. Er umfasste nun mit dem rechten Arm ihre Taille. Mit der Linken klatschte er ihr weiter abwechselnd auf beide Pobacken, und mit der Rechten klatschte er im selben Takt, jedoch deutlich vorsichtiger, auf ihren Venushügel, wobei die Fingerkuppen erneut auf ihrer Klitoris landeten. Und dies alles ohne aufzuhören, sie so hart und schnell zu ficken, wie er konnte. Er hörte, wie sie anfing zu hecheln, das war die bewährte Mischung aus Lust und Schmerz, die sie so antörnte, und als er spürte, wie sich ihr Unterleib erneut anspannte und zu zucken begann, hielt er sich auch nicht länger zurück.
Er kam tief in ihr. Sie genoss sein pumpendes Zucken, und presste ihr Becken fest gegen seinen Schoß, bis sie ihn erschlaffen fühlte.

Danach lagen sie noch eine Weile schwer atmend, aber eng umschlungen in der Löffelstellung, er an ihren Rücken geschmiegt, seine Hand auf ihrer Brust, ihr jetzt wieder wohlig brennender Po fest gegen sein Becken gepresst.
„Ich liebe Dich“, flüsterte er ihr zärtlich ins Ohr, „Du bist der Hammer!“ Sie kuschelte sich noch enger an ihn. Dann nahm sie seine Hand in die ihre, und führte sie weg von ihrer Brust, hin zu ihren Lippen, und küsste sie.
„Das hat mir sehr gut gefallen heute morgen, und das gestern Abend auch...“, sie holte tief Luft, um zu sagen, was ihr durch den Kopf ging, denn es fiel ihr alles andere als leicht, es auszusprechen. Dabei lag es ihr schon länger auf der Seele, und jetzt bot sich - mal wieder - eine gute Gelegenheit. Sie begann: „Ich liebe Dich, Frank, mein Herr und Meister, so sehr, dass ich fast verrückt werde. Du bist so gut zu mir...“
Da war diese Tonlage in ihrer Stimme, eine fehlende Kadenz, die andeutete, dass der Satz eigentlich noch weitergehen würde. Er horchte auf. „Aber?“, fragte er leicht irritiert.
Doch da verließ sie wie schon so oft auch dieses mal der Mut. „Kein aber, mein Gebieter. Es ist schön mit Dir.“
Was sie wieder einmal nicht fertig brachte auszusprechen, war jener Monolog, den sie in Gedanken schon so oft gehalten hatte und vor dem Spiegel wieder und wieder geübt:

„Du bist zu gut zu mir. Es ist total blöd, ich weiß. Du schenkst mir ein äußerst erfülltes Sexualleben, Du gibst mir das Gefühl, gehalten und geliebt zu werden. Du gibst mir die Sicherheit und Stabilität, die ich brauche. Ich habe mit Dir all das bekommen, was ich mir eigentlich wünsche, und mehr als viele andere Frauen haben. Du tust alles für mich. Du haust mir den Po voll, wenn ich unartig war, Du tröstest mich, wenn ich traurig bin, Du befriedigst mich, wenn ich wuschig bin, Du bist der angenehmste Sadist der Welt. Anfangs war ich nur Deine Sklavin, und dann hast Du mich auserwählt und zu Deiner Geliebten gemacht. Du bist einfühlsam, und verständnisvoll, und nimmst mich, wie ich bin. Und dafür liebe ich Dich.
Aber ich fürchte Dich nicht. Und Deine Strafen fürchte ich auch nicht. Ich weiß, egal wie streng Du mich bestrafst, egal wie weh Du mir tust, letztendlich erregt es Dich, und das erregt mich. Wir werden Sex haben, darauf läuft es immer hinaus, und Du wirst mir vergeben haben, bevor die Nacht vorüber ist. Auch dafür liebe ich Dich, aber eine Strafe, die letztendlich nur ein Vorspiel für etwas Angenehmes ist, das ist eigentlich keine richtige Strafe. Und eine Strafe, die man nicht fürchtet, schreckt auch nicht ab. Sie bewahrt einen nicht davor Mist zu bauen.
Du befriedigst meinen sexuellen Masochismus, aber mein emotionaler Masochismus fühlt sich vernachlässigt. Du bist der liebste Meister und der tollste Mann der Welt, aber könntest Du nicht versuchen, ein bisschen weniger toll zu sein? Ein bisschen weniger lieb? Ich würde mir manchmal etwas mehr Grausamkeit von Dir wünschen.“

Das war es, was sie ihm hatte sagen wollen, hätte sagen müssen. Stattdessen schwieg sie bedrückt.



Mädelsabend


Ein paar Wochen waren seit jenem Morgen vergangen, mittlerweile war der Juli angebrochen, und mit ihm hatte der Hochsommer endgültig Einzug gehalten. Es war Donnerstag Abend, und sie saßen gemeinsam auf der Terrasse seines Vorstadthauses und sahen der Sonne beim Untergehen zu. Neben ihm auf dem Tisch stand eine Flasche Radler, noch kalt vom Kühlschrank, das grüne Glas mit perlenden Kondenstropfen bedeckt. Sie hatte sich mit ein paar Blättern frischer Minze aus dem Garten einen Hugo gemischt.
Er ließ seinen Blick über den Rasen schweifen, und runzelte die Stirn. „Das Gras hätte es mal wieder nötig“, sagte er, „allerdings haben wir gestern ein fettes neues Projekt reinbekommen, und die Hälfte der Abteilung ist im Urlaub.“
Sie stöhnte genervt auf, wusste sie doch, was das bedeutete. Immerhin hatte sie damals vor etwas mehr als einem Jahr ihr Praktikum in seiner Abteilung gemacht - so hatten sie sich überhaupt kennen gelernt. Sie wusste daher, dass ein neues Projekt gerade in der Anfangsphase wahnsinnig viel Arbeit erforderte, und das wiederum bedeutete, dass er vermutlich mal wieder einen Großteil des Wochenendes durcharbeiten würde.
„Ivana, Liebes, ich frage das nicht gern, aber könntest Du vielleicht mal ausnahmsweise das Rasenmähen übernehmen?“
„Natürlich. Mach ich gerne für Dich. Und da wir gerade beim Thema Gefallen tun sind...
Hör mal, morgen ist Bucovina Club im K12, und ich hätte so Lust, mal wieder tanzen zu gehen.“
„Ach, Mensch. Ich kann nicht. Ich muss morgen arbeiten, und am Samstag auch. Wer weiß, ob ich mir wenigstens den Sonntag freischaufeln kann. Bis Montag muss im Prinzip das erste grobe technische Konzept fertig sein, da ist das Meeting mit der IT.“
„Ja, das ist blöd. Ist halt nur einmal im Jahr die Veranstaltung. Aber ähm, weißt Du, Tanja hatte eh angefragt, so von wegen Mädelsabend... Frank, darf ich? Büdde büdde büdde...“

Ja, das passte jetzt natürlich wie die Faust aufs Auge. Er würde bei diesem herrlichen Sommerwetter in der Agentur vor dem Monitor schwitzen, während sie mit Tanja abfeiern gehen würde. Auch wenn er es nur als geringen Verlust empfand, diese spezielle Party zu verpassen – Balkan Beats waren nicht unbedingt seine Musik – war er doch nicht so richtig glücklich bei dem Gedanken, insbesondere auch weil er fand, dass diese Tanja einen eher schlechten Einfluss auf seine Freundin ausübte. Aber dann sah Ivana ihn auf ihre ganz spezielle Art aus ihren braunen Rehaugen an. Und ihre Wimpern warfen beim Klimpern wieder diese zuckersüßen Schatten auf ihre Wangen, und da konnte er einfach nicht nein sagen.



 Später, als sie dann im Bett lagen, beschloss sie, sich bei ihm für seine Großzügigkeit zu bedanken. Ivana war sich durchaus bewusst, dass Frank nicht ganz wohl bei der Sache war. Der letzte Mädelsabend mit Tanja war vielleicht ein ganz kleines bisschen eskaliert, musste sie sich eingestehen, und hatte ihr am Morgen danach einen Mordskater und später am Abend dann, als die Kopfschmerzen endlich verschwunden waren, einen wohl verstriemten Hintern beschert - und das mehr als verdient.
Dass er sie trotzdem gehen ließ, war wohl mindestens einen Blowjob wert, entschied sie. Aber während sie ans Werk ging, und seinen Schwanz in ihrem Mund hart werden spürte, wurde ihr bewusst, dass auch dieser Mädelsabend bestimmt wieder nicht ohne Konsequenzen für ihren Po über die Bühne gehen würde. Und dieser Gedanke gefiel ihr eigentlich ganz gut. Man müsste es halt so hinbiegen, dass es zu einem ordentlichen Hinternvoll führen würde, aber ohne die Grenze zu einer „Szene“ zu überschreiten. Die Gedankenspiele um kalkuliertes Frechsein und die entsprechenden Konsequenzen erregten sie allerdings zunehmend, und so fand sie sich nach einigen Minuten fleißiger mündlicher Hingabe doch wieder auf ihm reitend und ihre Lust in die Sommernacht hinaus schreiend wieder. So viel zu guten Vorsätzen. Wenigstens würde sie sich morgen Abend einigermaßen zusammen reißen. Das hatte sie ganz fest vor.



 Aber so ist das mit guten Vorsätzen: Die meisten halten nur solange, wie man die kalte Theorie vor der lauwarmen Praxis abschotten kann, danach schmelzen sie dahin, und es bleibt nichts davon übrig, außer einem schlechten Gewissen, einem leicht bitteren Geschmack im Nachgang. Er erwachte, als er ihren Schlüssel im Schloss hörte. Es war Freitag Nacht, nein eigentlich Samstag Morgen, wie er nach einem Blick auf das Display seines Telefons fest stellte. Verdammt, 5:36 stand dort. Er kniff mehrfach die Augen zusammen, um sicher zu gehen, dass er sich nicht verlesen hatte. Hatte sie ihm nicht versprochen, es dieses Mal nicht wieder ganz so spät werden zu lassen?

Er hörte die Haustür laut hinter ihr ins Schloss fallen, gefolgt von einem Fluch. Er hörte das Klicken ihrer Absätze auf den Fliesen der Diele, dann auf dem Parkett des Wohnzimmers. Ihre Schritte näherten sich dem Schlafzimmer. Offenbar hatte sie Mühe, das Gleichgewicht zu halten, er hörte sie mehrfach mit einer der Wände kollidieren. Missmutig knipste er das Licht im Schlafzimmer an und setzte sich mit verschränkten Armen im Bett auf.

Die Tür sprang auf, und da stand sie in voller Pracht. Auch wenn sie sich am Türrahmen abstützten musste. Der Rest des Bildes, das sie bot, war auch nicht gerade dazu geeignet Franks Laune zu heben. Ihre braunen Haare waren wild zerzaust, ihr Make-up verlaufen. Ihre Füße steckten barfuß in Sandaletten mit gut neun Zentimeter hohen Pfennigabsätzen. Es war ihm immer ein Rätsel, wie sie in solchen Schuhen laufen, geschweige denn tanzen konnte. Dazu trug sie eine hautenge weiße Jeans, deren dünner, leicht durchscheinender Stoff wie auf ihren Körper gemalt wirkte. Die Hose saß außerdem fast unanständig tief auf der Hüfte, und hinten schaute frech der String eines violetten Tangas heraus. Als Oberteil trug sie ein schwarzes Top besetzt mit Strass, das eine Handbreit über ihrem Bauchnabel endete, ohne auf einen üppigen Ausschnitt weiter oben zu verzichten, und darunter offenbar einen zum Höschen farblich passenden Push-Up-BH.
„Liebster, Du bist noch wach!“, rief sie, und trippelte leicht schwankend um das Bett herum, um ihn in den Arm zu nehmen. „Schulligung, ist doch wieder 'n ganz kleines bisschen später geworden.“ Sie roch nach Wodka, Zigarettenrauch und einem ihm unbekannten Parfum mit einer ungewohnt maskulinen Note, eine Mischung die ihm förmlich den Atem raubte. Er erwiderte dennoch ihre Umarmung. „Morgen kannst Du was erleben, meine Liebe.“, flüsterte er ihr ins Ohr. Bei diesen Worten spürte sie ein Kribbeln im Bauch, und eine Gänsehaut, die ihr den Rücken hinauf kroch. Ein Kribbeln, das eigentlich nach entsprechenden Maßnahmen schrie, aber er war längst wieder tief eingeschlafen, als sie einige Minuten später vom Zähneputzen zurück kam.



 Als um halb Acht sein Wecker klingelte, trug es nicht gerade zu seiner Laune bei, dass Ivana ungerührt weiterschlief, und sich weder vom Geräusch des Weckers, noch von seiner Morgenroutine davon abbringen ließ. Halb Sechs! Sie würde mindestens bis Mittag schlafen, schätzte er. Hoffentlich dachte sie wenigstens an den Rasen. Das sollte sie wirklich, wenn sie wusste, was gut für sie war.

Später im Büro an seinem Schreibtisch besserte sich seine Laune merklich. Eigentlich konnte er mit Ivanas Eskapaden gut leben. Meine Güte, sie war gerade mal 24. Er musste unwillkürlich grinsen, als er an die Partys dachte, die er damals mit Mitte 20 gefeiert hatte. Er war oft erst nach Hause gekommen, als es schon lange wieder hell geworden war. Das war halt eine der Nebenerscheinungen, wenn man mit einer so deutlich jüngeren Freundin zusammen lebte.
Zudem begann ihn das neue Projekt langsam zu faszinieren. Und es war samstags angenehm ruhig hier. Unter der Woche herrschte allgemein sehr viel Hektik in der Agentur. Anrufe, Kollegen, die nur mal eben kurz eine Frage hatten, oder die seit seiner letzten Beförderung an Häufigkeit, Dauer und Ergebnislosigkeit zunehmenden Meetings rissen ihn ständig aus der Konzentration. Aber von diesen Störfaktoren würde er am Wochenende verschont bleiben. Und heute Abend würde er sich dann ausgiebig seine unartige Geliebte vorknöpfen. Aber erst kam die Arbeit. Er schloss die Augen, und versuchte sich vor seinem inneren Auge die Funktionen der neuen App bildlich vorzustellen, In seinem Geist entstand ein bewegtes dreidimensionales grafisches Bild, in dem die Unterfunktionen auf der Z-Achse erschienen. Er bedauerte fast, dass es keine Möglichkeit gab, Flowcharts exakt auf diese Weise darzustellen. Nebenher scribbelte er fleißig auf einem Block vor sich hin. Das war so eine seiner Eigenheiten, über die seine Kollegen nicht müde wurden, ihre Scherze zu machen. Er war vermutlich der einzige in seiner Abteilung, der wichtige erste Konzeptionsschritte noch mit Stift und Papier entwarf.

Das Brummen seines iPhones riss ihn aus der Konzentration. Natürlich hatte er es auf lautlos eingestellt, aber der Schreibtisch war ein hervorragender Resonanzkörper für die Vibration. Es brummte erneut zweimal kurz. Er wusste, seine Freundin würde ihn nur stören, wenn es wichtig war. Ansonsten gab es nicht viele Menschen, die diese Nummer kannten, denn das war sein Privathandy. Seufzend nahm er das Gerät in die Hand. Zehn neue WhatsApp-Nachrichten wurden im Sperrbildschirm angezeigt. Halb mit dem Kopf noch bei der Arbeit und ohne richtig hinzusehen presste er seinen Daumen auf den Home-Button, um das Gerät zu entsperren, und öffnete den Messenger.

„DEINE FREUNDIN IST EINE ELENDE SCHLAMPE!!!!!“, war die Nachricht, die ihm sofort ins Auge sprang. Die Nachricht stammte von Tanja. „Was zum... ?“, fragte er sich. Zudem zeigte der Bildschirm die Platzhalter für insgesamt acht Fotos, die Tanja ihm geschickt hatte, die aber noch nicht geladen waren. Das würde eine Weile dauern, er hatte hier draußen nicht gerade das beste Mobilnetz, und mit dem Privathandy konnte er nicht auf das Firmen-WLAN zugreifen.
„ich dachte, das solltest du wissen!!!!!“, kam gerade die letzte Nachricht der Serie an. Was sollte er wissen? Er hatte sich angewöhnt, Nachrichten in Großbuchstaben und mit mehr als einem Ausrufezeichen grundsätzlich nicht ernst zu nehmen, und diese hatte sogar fünf davon. Für ihn war das Ausrufezeichen das Szepter der Drama-Queens dieser Welt.
Doch nachdem das erste Bild größtenteils geladen war, saß er wie hypnotisiert da, und wartete mit einem zunehmend flauen Gefühl im Bauch auf die restlichen Bilder, die langsam, Pixel für Pixel, scharf wurden. Vielleicht gab es doch Situationen, die einen derart inflationären Gebrauch von Satzzeichen rechtfertigten.



 Es war kurz vor Mittag. Ivana wälzte sich unruhig in ihrem Bett. Im Traum hörte sie wie von Ferne ihr Telefon klingeln. Bis die Nebelfetzen sich verzogen hatten, bis sie wach genug war, um zu realisieren, dass dieses Geräusch real war und nicht Teil des Traums, hatte es bereits wieder aufgehört zu klingeln. Da waren insgesamt drei unbeantwortete Anrufe von Tanja auf dem Display. Sie drehte sich schuldbewusst zu Frank um, um zu sehen, ob sie ihn geweckt hatte - der reagierte nämlich meist ziemlich mürrisch, wenn man ihn am Wochenende aus dem Schlaf riss. Doch seine Seite des Bettes war leer. Richtig, er musste ja heute arbeiten.
Sie spürte einen Knoten im Bauch, dennoch fühlte sie sich noch nicht bereit, aufzustehen. Es dauerte ein paar Augenblicke, bis sich die Erinnerungsfetzen an den gestrigen Abend zu einem halbwegs klaren Bild zusammen zu fügen begannen, und ihr dämmerte, dass dieses Bauchgefühl mehr war als die Reaktion ihres Magens auf nicht mehr gewohnten Tabakqualm und viel zu viel Schnaps. Bereits im Traum hatte sie ständig dieses nagende Gefühl eines schlechten Gewissens verfolgt, und jetzt, nachdem die letzten paar Puzzleteile des gestrigen Abends endlich ihren Platz im Gesamtbild gefunden hatten, sprang sie auf, rannte ins Badezimmer, und übergab sich erst einmal ausgiebig in die Toilette.

Erneut klingelte das Telefon, und dieses mal gelang es ihr, rechtzeitig den Anruf anzunehmen. „Tanja, Süße, es tut mir sooo leid...“, flötete sie.
„Weißt Du was? Fick Dich, Kurwa! Fick Dich, fick Dich, fick Dich! Was für eine Freundin bist Du eigentlich?“, keifte es aus dem Telefon zurück. „Was genau ist eigentlich in Dich gefahren, verdammt noch mal? Dan war mein Date! Das war sogar Deine verfickte Idee! Und dann ziehst Du so eine Nummer ab! Ey, Du hast Deinen tollen Super-Freund zuhause sitzen, und mir gönnst Du nicht mal einen Abend! Aber Du wirst sehen, was Du davon hast!“



 Frank starrte derweil gebannt auf den Verlauf der WhatsApp-Nachrichten wie ein Kaninchen in die Scheinwerfer eines heranrasenden Autos. Er wusste, der Einschlag würde hart werden, wusste, es würde ihm weh tun, was er zu sehen bekam, das war bereits nach dem ersten Foto klar. Trotzdem konnte er den Blick nicht abwenden. Dieses erste Bild war ein Selfie von Ivana, Tanja und einem Mann, der ihm vage bekannt vorkam. Jedenfalls grinste dieser schief in Kamera, während er beide Mädels im Arm hielt. Tanja gab sich große Mühe mit ihren Lippen einen Entenschnabel zu imitieren. Und Ivana, seine Freundin Ivana, leckte diesem Mann mit weit heraus gestreckter Zunge über den Hals.
Das nächste Bild zeigte Ivana, die ihren süßen kleinen Hintern in der knallengen weißen Jeans beim Tanzen in den Schoß des Mannes vom vorigen Bild presste, der hinter ihr tanzte und seine beeindruckend muskulösen Arme über den Kopf erhoben hatte, während er mit einem verträumten Gesichtsausdruck vermutlich sein Becken an ihr rieb. Jetzt erkannte er ihn, das war einer der Trainer aus Ivanas Fitnessstudio. Dan hieß er, soweit er wusste - Däääääään.
Ein weiteres Bild begann sich langsam aufzubauen...



 „Och Tanja, Schatz, ich weiß auch nicht, was da über mich gekommen ist. Als Dan Dich so angetanzt hat, das hat mich plötzlich irgendwie aufgestachelt. Ich wollte nur sehen, ob ich's noch drauf habe.“
„Noch drauf hast? Ivana, Du hast Dich ihm quasi an den Hals geschmissen. Du hast mir mein Date ausgespannt. Hattest Du wenigstens Spaß mit ihm? Ach nein, fast hätte ich es vergessen: zur absoluten Krönung, wirfst Du das Spielzeug, dass Du so unbedingt haben wolltest, dass Du es mir wegnehmen musstest, einfach in dem Müll. Kaum hattest Du ihn mir weg genommen, war er uninteressant für Dich. Gib's zu. Das hast Du nur gemacht, damit ich ihn nicht kriege. Du willst ihn nicht, und wolltest ihn nie! Aber mir hast Du ihn auch nicht gegönnt. Weißt Du wie verflucht demütigend sich das anfühlt? Der Typ, den ich mit heim nehmen wollte, und wegen Dir nicht gekriegt habe, ist Dir nicht gut genug. Ich hasse Dich!“
„Es tut mir leid, ich mach es wieder gut.“
„Zu spät. Ich hab Dan heute morgen angerufen, und er ist stinksauer auf Dich, aber mit mir will er dank Dir jetzt auch nichts mehr zu tun haben, hat er gesagt. Lies mal Deine Nachrichten.“
„Ich wollte das nicht, echt nicht, komm schon, gib mir eine Chance.“
„An Deiner Stelle würde ich mir über etwas ganz anderes Sorgen machen, Teuerste. Ich habe die Fotos von gestern Abend nämlich Deinem Frank geschickt. Schau mal, wie Du ihm das erklären willst. Tschau!“
„Tanja! Tanja! Sag, dass das nicht wahr ist!“ Aber da hatte ihre Freundin schon aufgelegt. Ungläubig und ein bisschen verzweifelt blickte Ivana auf das Display ihres Telefons. Sie hatte tatsächlich eine neue Nachricht von Dan.
Hektisch öffnete sie den Messenger.
„Ivana. Was Du da gestern abgezogen hast, war unter aller Sau. Erst vermasselst Du mir die Tour bei Deiner Freundin, dann machst Du mich derart heiß, und kaum sind wir alleine, machst Du auf prüde, fängst Du an von Deinem Freund zu labern, und dass Du ihm treu bist. Ganz ehrlich: So verhält sich keine treue Frau. Ich wusste bis dahin ja nicht mal, dass Du einen festen Freund hast. Und der Kerl tut mir ehrlich gesagt echt leid. Ich mochte Dich eigentlich wirklich gern. Aber zum Glück habe ich gestern erkannt, wie Du wirklich bist. Leb wohl, ich möchte nichts mehr mit Dir zu tun haben.“

Ihr schossen die Tränen in die Augen. Sie hatte es geschafft, gestern Abend auf einen Schlag die beiden Menschen, die ihr am Wichtigsten waren, tief zu verletzen, und darüber hinaus hatte sie auch noch einen möglichen guten Freund vergrault. Sie mochte Dan, und hätte sich gefreut, wenn er mit Tanja zusammen gekommen wäre. Aber Tanja war ihre beste Freundin, und das schon seit so vielen Jahren. Und sie war wirklich stinksauer. Völlig berechtigt, wie Ivana zugeben musste. Sie hatte diese Freundschaft schon ein paar mal strapaziert, aber so hatte sie ihre Freundin noch nie erlebt. Vermutlich würde Tanja mindestens eine Woche nicht mehr mit ihr sprechen.
Das war allerdings ein Kindergeburtstag im Vergleich zu dem, was sie erwartete, wenn ihr Herr und Meister heute Abend nach Hause kommen würde. Nun, der würde sie bestrafen, und das würde sie schon irgendwie überstehen, aber er war auch der Mann, den sie liebte. Alleine die Vorstellung, Frank in die Augen sehen zu müssen, während sie zu gestern Abend Rede und Antwort stand, verursachte ihr so viel Übelkeit, dass sie erneut das Badezimmer aufsuchen musste.



 Nun waren alle Bilder geladen. Ivana beim Tanzen mit Dan. Ivana, auf Dans Schoß sitzend. Ivana, die mit der Zunge an der Spitze einer Sektflasche herum leckte, und Dan dabei in die Augen sah. Ivana und Dan beim Knutschen. Dan hinter Ivana stehend, eine Hand auf ihrer Brust, die andere ein paar Zentimeter tief vorne im Bund ihrer Hose. Er hatte genug gesehen.
Danach saß er eine Weile einfach nur da. Starrte Löcher in die Luft. Versuchte zu ergründen, was er fühlte. Wut? Trauer? Enttäuschung? Er wusste es nicht. Eigentlich fühlte er gar nichts. Aber er wusste, dass er unter einer Art Schock stand. Die Gefühle würden kommen, da bestand kein Zweifel.





Katzenjammer


Ohne jeglichen Enthusiasmus gelang es ihm doch irgendwie seine handgezeichneten Skizzen in einen für seine Kollegen lesbaren Wireframe auf dem Computer umzuwandeln, und schon die ersten einfachen Flussdiagramme für die Grundfunktionen zu erstellen. Immerhin lenkte ihn die Arbeit von dem ab, worüber er im Moment nicht nachdenken wollte. Als er das erledigt hatte, beschloss er es für diesen Tag gut sein zu lassen. Neue Ideen würden ihm heute eh keine mehr kommen. Er lehnte sich zurück, und massierte seine Schläfen. Zeit, nach Hause zu fahren. Eigentlich hatte er überhaupt keine Lust dazu. Er wusste nicht, was ihn dort erwartete, aber eines war klar: Etwas Schönes würde es nicht sein. Tatsächlich war er ziemlich ratlos, wie er mit der Situation umgehen sollte. Er überlegte kurz, ein paar Freunde anzurufen, in der Hoffnung einer von ihnen hätte Zeit, sich spontan mit ihm auf ein Bier zu treffen. Und dann weiter saufen, und einfach heute gar nicht mehr nach Hause gehen. Sollte sie mal sehen, wie sich das anfühlte. Aber er verwarf den Gedanken. Es war das Beste, sich dem zu stellen, was einen ängstigte. Neben der Konfrontation, die bevor stand, ängstigte ihn besonders, dass er noch keinen blassen Schimmer hatte, wie er reagieren sollte. Er hatte zum ersten Mal seit langem keinen Plan, wie man so schön sagte.

Auch Ivana hatte ihren spontanen Fluchtimpuls niedergekämpft, und war bereit, sich ihrer größten Angst zu stellen. Sie hatte lange und ausgiebig geduscht, um den Schmutz von gestern Abend los zu werden, dann hatte sie sich geschminkt, und die Haare gemacht. Es war ihr sogar gelungen, eine Kleinigkeit zu essen, und bei sich zu behalten.
Sie wusste, es gab nichts, was sie zu ihrer Entschuldigung vorbringen konnte. Gestern Abend hatte es für sie als Witz begonnen, als Wettstreit unter Freundinnen. Sie hatte nie ernsthaft vorgehabt, etwas mit Dan anzufangen. Aber dann hatte sie irgendwie die Kontrolle über sich verloren. Tanjas zunächst ungläubiges, und dann zunehmend zornerfülltes Gesicht hatte sie immer weiter angestachelt. Und zu viel getrunken hatte sie auch. Zudem war Dan einfach zu süß. Trotzdem - es gab keine Ausrede für das, was sie getan hatte. Wieder und wieder versuchte sie sich vorzustellen, was Frank sagen, was er tun würde, wenn er nach Hause kam. Nichts davon schien realistisch, nichts davon erschien ihr drastisch genug. Was, wenn er gar nicht nach Hause käme? Das versetzte ihr einen furchtbaren Stich in die Brust.
Sie beschloss, ihm auf jede ihr mögliche Art zu zeigen, dass sie wusste, dass sie Mist gebaut hatte, dass sie zu den Konsequenzen stand, und alles akzeptieren würde, was er zu sagen oder tun hatte. Ohne rechte Freude machte sie sich ans Werk.

Es war kurz nach 17:00 Uhr, als er die Haustür öffnete. Er betrat das Wohnzimmer. Da saß sie, und wartete bereits auf ihn. Das kam nicht überraschend, vermutlich wusste sie, dass Tanja ihm die Bilder geschickt hatte. Dass sie völlig nackt war bis auf einen schwarzen Stringtanga, war das Erste, was ihm auffiel. Dann wanderte sein Blick zum Couchtisch. Dort hatte sie fein säuberlich die Spielzeuge aufgereiht. Die Neunschwänzige, einige Reitgerten, zwei unterschiedlich dicke Rohrstöcke, den schweren zweizüngigen Lederriemen, eine Tawse, die er von einem Trip nach Edinburgh mit gebracht hatte, und mit der sie eine ausgeprägte Hassliebe verband, sowie noch ein paar andere Utensilien.
Sie schwieg und blickte ihn nur mit großen Augen von unten herauf an. Er spürte wie sich seine Hände unwillkürlich zu Fäusten ballten. Er verschränkte die Arme vor der Brust und holte tief Luft.
„Zwei Fragen. Erstens: Hast Du mit ihm geschlafen?“ Seine Stimme klang sachlich und beherrscht.
Sie schüttelte den Kopf. „Nein“, brachte sie schließlich hervor.
Scheinbar ungerührt, doch innerlich ein wenig erleichtert, fuhr er fort: „Und zweitens: Einfach nur warum? Warum ziehst Du so eine Scheiße ab?“
Sie schwieg. Sah betreten zu Boden.

„Ivana!“

„Ich... ich weiß es nicht. Ich kann es mir selbst nicht erklären.“

„Und jetzt? Was soll das hier werden?“ Er deutete auf die gesammelten Züchtigungswerkzeuge auf dem Tisch. „Ein paar Dutzend Hiebe auf den Po, dann ein paar Runden ficken, und alles ist wieder gut?
Was genau soll ich jetzt machen damit? Verstehst Du, was soll ich mit dieser Gerte oder dem Stock da mit Dir machen, was sich elementar genug von dem abhebt, was ich eh schon hundert mal mit Dir gemacht habe? Nach dem letzten Mädelsabend kamst Du ziemlich angetrunken und singend um kurz nach drei nach Hause. Und dafür hast Du damals ich glaube 30 gut Durchgezogene mit der Gerte bekommen. Und heute kommst Du dann volltrunken und erst um halb sechs nach Hause, was das letzte mal deutlich toppt, aber das ist nichts, verstehst Du ein kleines mickriges dreckiges Nichts zu dem, was Du offenbar davor im Club abgezogen hast.“

Immer noch den Blick auf den Boden gerichtet, flüsterte sie: „Ich weiß, Du musst mir richtig den Po versohlen dafür.“

„Ich muss? Ivana, ich muss gar nichts! Ich bestrafe Dich gerne für kleinere Verfehlungen, Nachlässigkeiten und sporadischen Ungehorsam, oder wenn ich merke, dass Du es einfach mal wieder nötig hast, und Du weißt so gut wie ich, dass mir das gefällt. Aber das hier ist eine völlig andere Liga. Selbst wenn ich Dir mit jedem verdammten Teil hier auf dem Tisch 30 Hiebe verpassen würde, wäre das nicht mal annähernd angemessen, um den Unterschied zwischen Deinem normalen Scheiß und dem hier klar zu machen.
Und ganz ehrlich... Ich habe im Moment nicht ein Fitzelchen Lust, Dich zu bestrafen. Das ist für mich ein sehr intimer Akt, weißt Du, und ich fühle jetzt gerade keinerlei Intimität zwischen uns. Du willst den Hintern voll und damit Deine Absolution, aber sorry, Liebes. Heute nicht. Und morgen auch nicht. Das kannst Du einfach nicht von mir verlangen. Ich liebe Dich, und nein, ich werde Dich deswegen nicht verlassen, falls das Deine Sorge war, aber Du hast mir unglaublich weh getan, und jetzt gerade denke ich, im Moment möchte ich eine Weile lang einfach mal so wenig wie möglich von Dir sehen. Hast Du verstanden?“

Sie sah ihn mit offen stehendem Mund an. Noch nie hatte er so mit ihr gesprochen. Das hieß zumindest nicht seit sie ein Paar waren. Ganz am Anfang im Praktikum hatte sie sich einmal eine entsetzliche Standpauke von ihm eingefangen, aber da war er noch ihr Chef gewesen, und hatte ihr eine Abmahnung ausgesprochen. Es war weniger seine Wut, die dazu führte, dass sich ihr Innerstes zusammen krampfte. Es war damals wie heute die Enttäuschung, die aus seiner Stimme sprach. Und damals wie heute war das Schlimmste, dass er sie offenbar für fähig und somit selbstverständlich auch verpflichtet hielt, ein weitaus besserer Mensch zu sein, als sie es aktuell gerade zustande brachte, und dass sie damals wie heute ja gerne dieser Mensch für ihn gewesen wäre, aber es irgendwie einfach immer wieder nicht auf die Reihe bekam.

Er verließ das Wohnzimmer in Richtung Schlafzimmer, und kehrte wenige Minuten später mit seinem Bettzeug im Arm zurück.
„Was, was hast Du vor?“, stammelte sie.
„Ich werde für ein paar Nächte ins Gästezimmer ziehen. Der Gedanke neben Dir zu liegen ist mir gerade unerträglich.“
„NEIN!“ das Echo ihres Aufschreis hallte von den Wänden wieder. Völlig verdutzt drehte er sich zu ihr um. „Wie bitte?“, zischte er.
„Nein“, sagte sie nun leiser, „das kann ich nicht zulassen. Lass mich ausreden bitte. Du musst nicht gehen. Das wäre nicht fair. Ich habe die Scheiße gebaut, also werde ich auf der Gästecouch schlafen. Nicht Du. O.k.?“
„Wie Du meinst“, erwiderte er. Aber das erste Mal an diesem Tag schlich sich so etwas wie ein Lächeln in sein Gesicht, wenn auch nur für den Bruchteil einer Sekunde.


Der Juli zeigte sich auch in den nächsten Tagen von seiner schönsten Seite, und stand damit im eklatanten Widerspruch zur eisigen Stimmung im Haus. Frank zog seine Absicht, ihr so weit wie möglich aus dem Weg zu gehen, konsequent durch. Er schlief - nicht besonders gut - im Schlafzimmer. Sie schlief - noch schlechter - ein Stockwerk tiefer im Gästezimmer. Morgens verließ er das Haus, und ging entgegen seiner Gewohnheit so früh wie möglich zur Arbeit, lange bevor sie aufwachte. Außer dem Frühstück nahm er seine Mahlzeiten nur noch auswärts ein, und kehrte Abends erst sehr spät zurück. Dort angekommen verzog er sich direkt in sein Schlafzimmer, wo er noch ein paar Stunden vor dem Laptop verbrachte.

Sie bewegte sich wie ein Geist durch das große Haus, das sich jetzt so unendlich leer anfühlte. Obwohl sie bis auf das Schlafzimmer theoretisch die gesamte Wohnfläche zur Verfügung hatte, versuchte sie, so wenig Raum wie möglich einzunehmen, keine Spuren zu hinterlassen, und ihn insgesamt ihre Anwesenheit nicht spüren zu lassen. Sie gestand es sich nicht einmal zu, den Fernseher zu benutzen, solange er im Haus war, aus Angst, das Geräusch würde ihn stören, wenn er sich in seinem Zimmer verschanzte, und weil sie ihm keinesfalls das Gefühl geben wollte, sie verdränge ihn aus seinem Heim.

Sie unternahm mehrfach den Anlauf, sich mit ihrer besten Freundin auszusprechen, aber Tanja reagierte nicht auf die Versuche, mit ihr Kontakt aufzunehmen. Sie nahm keine Anrufe an, und las auch ihre Nachrichten nicht. Auch wenn das nicht überraschend war – sie kannte Tanja lange und gut genug, um zu wissen, dass diese zunächst mal mindestens eine Woche schmollen würde, fühlte Ivana sich doch einsam und elend. Am dritten Tag, nach der dritten überwiegend schlaflos verbrachten Nacht, hielt sie es nicht mehr aus. Irgendwann am Nachmittag gab sie dem Drang nach, und schlich sich, obwohl sie doch ganz alleine im Haus war, auf Zehenspitzen in sein Schlafzimmer. Sein Bett war nicht gemacht, das Laken voller Falten, Decke und Kissen zerknautscht. Auf dem Boden stapelte sich die Wäsche einer halben Woche. Aber das störte sie nicht. Sie legte sich auf seine Seite des Bettes, nahm sein Kissen in den Arm, klammerte sich förmlich daran, presste ihr Gesicht gegen den Bezug, und sog seinen Duft ein, der daran haftete. Sie schloss die Augen für einen Moment, und versuchte sich vorzustellen, dass er hier bei ihr, und alles wieder gut wäre.

So fand er sie ein paar Stunden später tief schlafend auf seinem Bett liegen. Sie lag in der Embryo-Haltung auf der Seite, ihren zierlichen Körper an einen Wulst seiner Decke geschmiegt, den Kopf in seinem Kissen vergraben, und er wusste, dass es jetzt soweit war. Es musste etwas passieren. So konnte es nicht weiter gehen. Er vermisste sie zu jeder wachen Sekunde. Aber er war weit davon entfernt, ihr vergeben zu können.
Doch dieser Anblick war so rührend, dass ihn eine lange nicht gekannte warme Welle der Zuneigung erfasste. Er setzte er sich neben sie auf sein Bett, und streichelte ihr vorsichtig über Rücken, Schulter und Kopf, bis sie erwachte.
Sie blickte ihn mit großen Augen erschrocken an. Eigentlich hatte sie nur ein paar Minuten Kraft tanken wollen, doch darüber war sie dann offenbar eingenickt. Und sie hatte so gut und tief geschlafen, wie seit Donnerstag letzte Woche nicht mehr.
„Wir müssen reden, Liebes“, sagte er. In seiner Stimme lag eine Ruhe, die er nicht fühlte.

Und sie redeten. Sie saßen nebeneinander auf seinem ungemachten Bett, und redeten über den Abend auf der Bucovina-Club-Party und darüber, was daraus geworden war. Sie redeten auch über die Zeit davor, über ihre Probleme, ihm zu sagen, was sie vermisste. Und schließlich über das Problem, dass sie das Gefühl hatte, dass sie ab und zu - so wie jetzt - eine ernsthafte Bestrafung brauchte, um mit ihrer Schuld klar zu kommen, und um das Gefühl zu haben, dass es ihm nicht egal war. Natürlich war ihm das nicht egal, aber sie wünschte sich eben, dass sie in solchen Fällen Angst davor hatte, was er mit ihr tat, und nicht Angst davor, ihn so maßlos enttäuscht und verletzt zu sehen. Und sie erkannten auch, dass er ihr diese Art von Strafe, die sie glaubte zu brauchen, nicht geben konnte. Für ihn waren diese Dinge letztendlich doch immer mit Lust verbunden. Und da seine Lust für sie eines der größtmöglichen Aphrodisiaka darstellte, führte jeder Versuch, sie wirklich zu bestrafen, zwangsweise dazu, dass sie im Endeffekt belohnt wurde.

„Weißt Du, ich habe darüber viel nachgedacht in den letzten Tagen“, sagte er, „und vor Allem habe ich mich gefragt, was ich als eine angemessene Reaktion empfinden würde. Ich habe mir vorgestellt, Dich dort, auf der Party vor allen Gästen übers Knie zu legen, damit alle sehen, dass Du mir gehörst, und was mit Dir passiert, wenn Du Dich so daneben benimmst. Damit alle sehen, dass Du nicht die Königin der Nacht bist, sondern meine kleine unartige verwöhnte Prinzessin, die man nicht alleine lassen kann. Ich habe mir auch ausgemalt, wie zumindest Tanja und - wie hieß er noch - Dein Fitnesstrainer? Nunja, dass die beiden zusehen.“
„Nein, alles nur das nicht“, flüsterte sie.
„Keine Sorge, das war nicht, was ich sagen wollte. Was ich sagen wollte ist, dass ich die letzten Tage und Nächte viel nachgedacht habe. Und mir ist klar geworden, dass Du diese Strafe brauchst, und dass ich das auch brauche, aber dass es nicht das gewohnte Muster sein darf. Es muss anders sein als sonst, es muss sich abheben. Und ich habe da eine Idee. Ich bin mir nur nicht sicher, ob sie Dir gefallen wird.“
„Was ist das für eine Idee?“
„Nun, da ich Dir diese Strafe nicht auf diese Weise geben kann, wie es für uns beide richtig und angemessen wäre, wird jemand anderes diese Strafe ausführen müssen. Und ich habe dafür bereits eine konkrete Person im Sinn.“
Vor Schreck blieb ihr der Mund offen stehen, und sie sah ihn mit großen Augen an.
„Wen? Jemand Fremdes? Doch nicht etwa jemanden, den wir kennen? Oh Gott, ich weiß nicht, was schlimmer wäre. Sag nicht einer von einen Kumpels! Sag jetzt auf keinen Fall Tanja!“
Er holte tief Luft.
„Das ist bis jetzt nur eine Idee, Liebes. Aber ich kenne da jemanden von früher. Eine alte Freundin von mir. Sie wäre die ideale Person. Sie hat die nötige Erfahrung und die nötige Strenge. Sie hat mal eine Zeit lang als Domina gearbeitet. Oder arbeitet sie noch? Ich weiß es gar nicht. Jedenfalls werde ich sie fragen, ob sie sich darauf einlassen würde. Falls Du einverstanden bist.“
„Du willst mich von einer professionellen Domina verhauen lassen?“, fragte sie mit hohler Stimme. Dann seufzte sie und nahm seine Hand in ihre. „Ich hasse Deine Idee. Ich hasse sie wirklich. Alleine die Vorstellung jagt mir eine Gänsehaut über den Rücken, und ich meine keine angenehm kribbelnde Gänsehaut, sondern so eine Zahnarzt-Bohrer-Gänsehaut, wenn Du weißt, was ich meine.
Aber Du hast Recht. Es könnte funktionieren. Ich hasse es, aber genau deswegen könnte es funktionieren.“
Sie seufzte erneut. „Ich bin einverstanden, und ich werde es ertragen. Aber sag ganz ehrlich: glaubst Du denn, dass Du es ertragen kannst? Wirst Du zusehen? Kommst Du damit klar, wenn mir jemand wirklich richtig weh tut?
Oh Gott“, stöhnte sie mit mit Nachdruck, „Sie wird mir richtig weh tun, oder? jetzt bekomme ich auf einmal Angst.“
„Gut“, erwiderte er trocken, „das war doch genau das, was Du wolltest...“.






Lady S. - Ouvertüre


Ivana erwachte zum ersten mal seit Tagen mit einem verhalten zuversichtlichen Gefühl. Auch wenn ihr die Aussicht, womöglich von einer ihr unbekannten Frau bestraft zu werden, alles andere als behagte, insbesondere nachdem sie erfahren hatte, dass diese Frau offenbar eine Professionelle war, hatte das Gespräch doch zu einer gewissen Entspannung der Lage beigetragen. Noch schlief sie im Gästezimmer, noch weigerte er sich, sie in irgendeiner intimen Weise anzufassen, aber wenigstens sprachen sie wieder miteinander, und hatten gestern sogar gemeinsam zu Abend gegessen. Es war nun absehbar, dass dieser Zustand, der sie beide innerlich versteinert hatte, bald vorbei sein würde. Und nun, da bei ihr diese Lähmung nachzulassen begann, beschloss sie, ein paar Dinge zu erledigen, zu denen sie sich die Tage davor schlicht nicht in der Lage gesehen hatte. Zunächst würde sie endlich ihr Versprechen einlösen, und den blöden Rasen mähen. Nach so vielen Tagen, in denen sie das Haus wie eine freiwillig Eingekerkerte kaum verlassen hatte, freute sie sich auf ein paar Stunden in der Sonne. Und danach würde sie, beflügelt von dieser Aussicht, zum Sport gehen. Falls sie Dan dort traf, würde sie versuchen, sich mit ihm auszusprechen, und wenn er nicht da wäre, auch gut, dann eben zu einem späteren Zeitpunkt.
Es war noch früh am Vormittag, und die Temperaturen halbwegs erträglich. Sie schlüpfte aus dem verwaschenen T-Shirt, das sie derzeit zum Schlafen trug, zog die erstbesten sommerlichen Klamotten an, die ihr in die Hände fielen, und trat hinaus in den Garten.
Der silberne Audi, der auf der gegenüberliegenden Straßenseite unter der großen Kastanie geparkt war, fiel ihr nicht auf, und so bemerkte sie auch die Frau nicht, die darin saß, und sie beobachtete, während sie tief in Gedanken versunken den elektrischen Rasenmäher vor sich her über die Wiese schob.

Ivana war stolz. Sie hatte es in weniger als einer Stunde geschafft, den kompletten vorderen Teil des Rasens zu mähen. Inzwischen stand die Sonne hoch am Himmel, und begann unnachgiebig zu brennen. Ivana beschloss daher, sich den Rest des Gartens am Abend vorzunehmen. Hinter dem Haus war vergleichsweise wenig Rasenfläche, das sollte sich in einer knappen halben Stunde erledigen lassen. Jetzt stand ihr der Sinn nach einem kühlen Glas Wasser und einem doppelten Espresso - und danach würde sie endlich mal wieder zum Sport gehen.
Als sie eine halbe Stunde später ihren Fiat 500 aus der Garage fuhr, und auf die Straße in Richtung Innenstadt abbog, bemerkte sie den silbernen Audi immer noch nicht, der ihr nun in einigem Abstand folgte.



 „Na, Du hast ja Nerven, hier aufzukreuzen!“ Mit diesen Worten wurde Ivana vom Mädchen am Empfangsschalter des Fitnessstudios begrüßt. Das nahm ihr einen Teil der Lockerheit, die sie bis dahin verspürt hatte. „Ähm, ist Dan da?“, fragte sie fast ein wenig kleinlaut. „Nein, Dääään ist nicht da“, äffte das Mädchen die Art, in der Ivana den Namen betonte, nach. „Er hat sich ganz spontan diese Woche frei genommen, und der Chef ist stinksauer deswegen! Sag mal, was ging denn da bei Euch letzten Freitag? Er hat ein paar echt krasse Dinge über Dich rum erzählt, weißt Du?“
Der kurze Anflug von Erleichterung darüber, dass Dan nicht da war, wich der Besorgnis darüber, was er den anderen erzählt haben mochte. Musste er gleich das ganze Studio mit in die Sache hinein ziehen?
„Nichts war los. Ich hatte ein paar Wodka zu viel und habe wohl ein bisschen mit ihm geflirtet. Eigentlich war er mit einer Freundin von mir da“, versuchte Ivana zu beschwichtigen. Das brachte ihr einen langen, kritischen Blick ein. „Das hat er aber ein bisschen anders dargestellt. Ivana, ist Dir eigentlich klar, dass Dan schon seit Monaten total verknallt in Dich ist?“
„Oh“, sagte sie. Dann fügte sie noch ein gequältes „Shit!“ hinzu, das von Herzen kam. Da war es wieder, dieses blöde Gefühl, ein kleines rücksichtsloses egoistisches Miststück zu sein. Und mit ihm verpuffte der letzte Rest dieser Souveränität, die sie heute hier her geführt hatte. Sie beschloss, dafür extra 20 Minuten länger als sonst auf dem Laufband zu bleiben, als kleine Buße sozusagen, und um diese Gedanken los zu werden.

Nachdem Ivana in Richtung Umkleide entschwunden war, wandte sich das Mädchen am Empfang der Frau zu, die nur wenige Augenblicke nach ihr das Foyer betreten hatte. „Kann ich Ihnen helfen?“
„Guten Tag. Ich bin auf der Suche nach einem neuen Fitnessstudio, und wollte mal nachfragen, ob es möglich wäre, bei Euch ein Probetraining zu machen.“
„Oh, das tut mir leid, aber das ist gerade ganz schlecht. Normalerweise kein Problem, aber wir sind diese Woche personell total unterbesetzt. Im Moment ist kein Trainer frei. Und ohne Einführung darf ich Sie nicht an die Geräte lassen. Da müssten Sie einen Termin machen. Und diese Woche sind keine mehr frei. Echt sorry.“
„Macht doch nichts, dann komme ich eben die Tage nochmal vorbei, und mache einen Termin aus. Vielen Dank. Auf Wiedersehen.“
Silke hatte sich diese Ausrede bereits zurecht gelegt gehabt. Und sie war froh, dem Impuls nachgegeben zu haben und Ivana gefolgt zu sein. Zum einen hatte sie nun eine Chance gehabt, Ivanas Gesicht von Nahem zu sehen. Sie war wirklich ausgesprochen niedlich. Auch wenn sie Franks Getue um ihre Augen nicht ganz nachvollziehen konnte. Aber das war eben auch wieder typisch Mann. Von schönen Augen zu schwärmen klang so viel romantischer als von Titten und Ärschen. Zugegeben, Ivana hatte hübsch geformte große braune Augen mit langen Wimpern, aber das war nicht das Besondere an ihrem Gesicht. Was Silke faszinierte, war eher der Wuchs. Die schöne runde Stirn, die wohlproportionierten Wangenknochen und das schmale, spitze Kinn ließen ihr Gesicht insgesamt herzförmig und mädchenhaft wirken. Dazu kam eine schmale, etwas spitzbübische Nase, ein hübscher kleiner Mund mit schön konturierten Lippen und eben die ins Bild passenden Augen, die allerdings derzeit vielleicht ein bisschen durch die dunklen Ringe darum an Ausdruck eingebüßt hatten. Insgesamt wirkte sie müde, und ein bisschen genervt.
Andererseits aber war die Reaktion der Betroffenheit auf die Ansage der Empfangsdame authentisch gewesen. Offenbar hatte Ivana ohne Vorsatz mit dem Feuer gespielt, und war sichtlich erschüttert angesichts der Konsequenzen. Nach dem, was Frank erzählt hatte, war sie zwar sowieso nicht von einer kalkulierten Provokation ausgegangen, aber jetzt war sie sich sicher. Auch darum war Silke froh, Zeugin dieser kleinen Szene geworden zu sein.



 Ivana verließ das Studio 90 Minuten später frisch geduscht aber mit gemischten Gefühlen. Sie hatte sich ausgepowert, und das hatte gut getan. Was weniger gut getan hatte, waren zwei oder drei Kommentare, die sie sich hatte anhören müssen. Ein Mann, den sie flüchtig vom Sehen kannte, einer von diesen aufgepumpten Goldkettchenträgern, die immer im Hantelraum herumhingen, hatte sie anzüglich angegrinst, und gefragt, ob sie nicht einmal mit ihm zum Tanzen gehen wollte. Und eine junge Frau mit streng nach hinten zum Zopf gebundenen Haaren hatte ihr im Vorbeigehen „Schlampe“ zu gezischt. Als sie nach 45 Minuten auf dem Laufband mit einem kleinen Formtief zu kämpfen hatte, bekam sie plötzlich das beklemmende Gefühl, als ob sich der Raum in sich zusammen zog, die Wände auf sie zukamen, und alle Leute sie anstarrten und über sie tuschelten. Zumindest kam es ihr aus den Augenwinkeln so vor. Sobald sie sich umsah, verhielten sich jedoch alle ganz normal. Sie schob es auf Dehydrierung und die mangelhafte Ernährung der letzten Tage.

Wieder und wieder ließ sie sich den Dialog am Empfang durch den Kopf gehen. Dan war in sie verliebt? Wie hatte sie das nicht bemerken können? Aber da war auch diese Stimme der vernünftigen, kritischen Ivana in ihrem Kopf, die sie darauf hinwies, dass sie es natürlich sehr wohl gespürt hatte - oh wie sie diese mäkelnde Stimme, die so sehr wie ihre Mutter klang, manchmal hasste. Aber wenn sie ehrlich war, hatte man das gar nicht übersehen können. Und wenn sie ganz und gar ehrlich war, musste sie sich eingestehen, dass sie es genossen hatte. Sie hatte die Aufmerksamkeit genossen, und die Art, wie er sie ansah. Er war mit Abstand der beliebteste, weil bestaussehende Trainer im Studio. Und sie hatte es auch genossen, die eifersüchtigen Blicke der anderen Mädels zu spüren, wenn Dan sie mal wieder umschwärmte, und ihr seine komplette Aufmerksamkeit widmete. Das war natürlich auch der Grund, warum sie es irgendwie versäumt hatte, ihm von Frank zu erzählen. Und vermutlich war das auch der Grund, warum sie letztendlich tatsächlich nicht gewollt hatte, dass aus Tanja und Dan ein Paar wurde. Sie wollte Dan für sich. Nicht als Liebhaber, diese Stelle war besetzt, und dazu war er auch nicht geeignet. Zudem fand sie ihn auch nicht auf diese Weise attraktiv. Nein, unbewusst hatte sie offenbar befürchtet, einen Bewunderer zu verlieren, und einen Prestigeträchtigen noch dazu. Sie verzog den Mund bei diesem Gedanken, halb aufgrund der Vorstellung, und halb aus Abscheu über sich selbst.

Da wurde sie unvermittelt aus ihren Gedanken gerissen. Sie zuckte zusammen, als sie plötzlich ihren Namen hörte, und drehte sich nach der Stimme um.
Eine ihr völlig unbekannte Frau, sie mochte so um die Vierzig sein, hatte sie angesprochen: „Ivana, ich weiß, Du kennst mich nicht. Aber ich habe schon viel von Dir gehört.“, sprach die Frau sie an. In Ivana verkrampfte sich etwas, und sie spürte, wie sich ihre Hände zu Fäusten ballten. Sie musste an die unschönen Szenen vorhin im Fitnessstudio denken. „Wer erzählt was über mich?“, zischte sie. Die Frau hob beschwichtigend die Hände. „Frank“, erwiderte sie ruhig, „und was er mir erzählt hat, darüber würde ich mich gerne mit Dir bei einem Kaffee unterhalten. Darf ich Dich auf einen Latte oder ein anderes Heißgetränk Deiner Wahl einladen?“ Sie deutete auf eine Starbucks-Filiale einige Meter weiter die Straße hinunter.
Ivana sah die Frau einen Moment irritiert an, dann dämmerte es ihr. „Sie sind die Domina?“, fragte sie erschrocken.
„Hi, ich bin Silke. Aber Du wirst mich Lady S. nennen“, lautete die Antwort.



 Ein paar Minuten später hatten sie einen Tisch ergattert, und das übliche Prozedere des durch ständiges Nachfragen präzisierten Bestellvorgangs und der obligatorisch falsch geschriebenen Vornamen auf den Bechern über sich ergehen lassen.
Ivanas Lippen umschlossen hingebungsvoll den Schaft. Sie schloss die Augen, und begann zu saugen, erst sanft, dann fester. Einen Augenblick später spürte sie die klebrige, dickflüssige, proteinhaltige Substanz in ihren Mund schießen. Sie war eiskalt und völlig überzuckert. Aber das war genau das, was sie jetzt gebraucht hatte. „Oh mein Gott, tut das gut“, verkündete sie, als sie den Becher mit Frappuccino zurück auf den Tisch knallte. Das brachte ihr einen leicht missbilligenden Blick inklusive einer hoch gezogenen linken Augenbraue ihrer Tischnachbarin ein.

Ivana hatte seit gestern mehrfach versucht, sich eine typische Domina vorzustellen. Irgendwie kamen ihr jedoch stets nur zwei Archetypen in den Sinn. Die ledergepanzerte wasserstoffblonde teutonische Walküre, und die aufgetakelte ausgemergelte Schwarzhaarige mit der solariumsgegerbten Brathähnchenhaut und den Lackstiefeln bis zum Hals. Lack, Leder, dramatisches Make-Up, Stiefel... Das war nicht unbedingt Ivanas Welt. Diese Bilder mochten durchaus durch den ein oder anderen Porno geprägt worden sein, den sie sich im Laufe der Jahre angesehen hatte, als sie noch versucht hatte, ihre Neigung zu ergründen. Das Bild von Frau Pohl, der Konrektorin ihrer ehemaligen Schule, schob sich noch kurz dazwischen, mit ihrer Hornbrille, dem strengen Dutt und den altmodischen aber eleganten Kostümkleidern. Frau Pohl hatte in der ein oder anderen ihrer pubertären Fantasien eine tragende Rolle gespielt.
Doch die Frau, die ihr jetzt gegenüber saß, hatte so gar nichts gemein mit den Klischees in Ivanas Kopf. Sie wirkte im Gegenteil mondän, aber gleichzeitig warmherzig und sehr zugänglich. Sie hatte so gar nichts Ordinäres an sich, wie Ivana es von einer Professionellen irgendwie erwartet hätte.
Und sie war hübsch. Nein, bei Frauen über 30 sprach man wohl von „schön“, korrigierte sie in Gedanken. Sie hatte ein sehr ausdrucksvolles Gesicht und tolle, leuchtend grüngraue Augen, die regelrecht strahlten, und die nicht so richtig zu ihrem erdigen Teint passen wollten. Aber das war einer der Kontraste, die dieses Gesicht so interessant machten. Ihr langes, volles Haar war leicht gelockt, und derzeit mit einem Tuch zu einer improvisierten Hochsteckfrisur gebunden. Das warme Rotbraun war vermutlich gefärbt. Obwohl sie sonst eher dezent geschminkt war, hatte sie ihre Augen mit viel dunkler Farbe stark betont, was sie ein bisschen wie eine Beduinenkriegerin aus einem billigen 80er-Jahre-Fantasy-Film wirken ließ. Im linken Flügel der klassisch geformten Nase trug sie einen Stecker mit einem kleinen Brillanten. Trotz des auffälligen dunklen Augen Make-Ups und den gefärbten Haaren wirkte sie irgendwie natürlich. Aber sie hatte auch etwas Einschüchterndes an sich – Ivana dachte an eine Raubkatze, die sich völlig selbstverständlich durch ihr Revier bewegt, als unumschränkte und unangefochtene Herrscherin desselben.

„Also, Ivana, warum ich mit Dir sprechen wollte... Frank, Dein Freund, hat mich kontaktiert, und um einen Gefallen gebeten. Du weißt, wovon ich spreche, nicht wahr?“
Ivana nickte nur, ein wenig irritiert, wie schnell ihre Gesprächspartnerin zur Sache kam.
„Er hat mir erzählt, dass Du Dir einen schwerwiegenden Vertrauensbruch und noch einiges mehr geleistet hast - die Details ersparen wir uns jetzt mal, wir wissen beide, wovon wir sprechen - und dass er sich außer Stande sieht, Dir die dafür verdiente Strafe zu verabreichen. Und da komme ich ins Spiel. Das soll ich für ihn übernehmen. Damit wir uns richtig verstehen: Wir reden hier von einer wirklich strengen Bestrafung, die sich deutlich von dem unterscheiden wird, was Ihr beide bisher zusammen ausprobiert habt. Es wird richtig weh tun. Es wird Spuren geben, die ein paar Tage bleiben werden. Und mir ist jetzt eines ganz wichtig: Du musst mir ausdrücklich sagen, dass Du damit einverstanden bist. Ich werde mich nicht als Handlangerin für einen Fall von häuslicher Gewalt machen lassen. Nicht, dass ich Frank so etwas zutrauen oder gar unterstellen würde, aber ich habe meine Prinzipien.“

Ivana senkte den Kopf, und blickte zu Boden. Plötzlich fröstelte sie trotz des Juliwetters draußen.
„Ich sehe ein, dass es nötig ist. Also ja, ich bin einverstanden. Auch wenn mir nicht wohl dabei ist. Aber das habe ich Frank schon gesagt.“
„Ich weiß. Aber ich wollte es noch einmal aus Deinem Mund hören. Und ich wollte sicher gehen, dass Dir klar ist, dass es hier nicht um irgendein Spiel geht. Damit das Ganze irgendeinen Sinn hat, werde ich an Deine Grenzen gehen, und vielleicht darüber hinaus. Wir sind uns über die Details noch nicht ganz einig, aber eines kann ich Dir bereits sagen: Es wird nicht bei dem einen Termin bleiben, dafür war Dein Vergehen zu schwerwiegend.“
„Oh Gott!“, stöhnte Ivana auf. Bisher hatte sie sich daran fest gehalten, dass sie, was auch immer da kommen würde, irgendwie mit zusammen gebissenen Zähnen schon durchstehen würde, immer in der Zuversicht, dass es danach überstanden, dass dann alles wieder gut sein würde.
„Frank und ich sind uns einig, dass die Situation einen grundlegenden Paradigmenwechsel erfordert, was Eure Beziehung angeht. Und nach dem, was er mir erzählt hat, spürst Du das schon länger. Habe ich Recht?“
Ivana kaute auf ihrer Unterlippe herum und schwieg betreten.
„Bist Du angesichts dieser neuen Information immer noch einverstanden?“
„Ja“, antwortete sie leise nach einem Augenblick des Zögerns, „Eine Frage hätte ich aber noch, wenn Sie gestatten: Wird Frank Sie dafür bezahlen?“

Dass dies eine unglückliche Frage gewesen war, erkannte sie daran, wie sich der Blick ihrer Gegenüber verhärtete, aber sie musste es einfach wissen. Sie wollte wissen, ob Frank nun ihretwegen auch noch Geld ausgeben musste - soweit sie wusste waren die Dienstleistungen von Dominas nicht gerade billig – und, was fast wichtiger war: sie wollte auch nicht irgendein Job für jemanden sein.
„Entschuldigen Sie bitte, ich wollte nicht respektlos sein.“
„Nun, wenn Du es wissen musst: Nein, das ist ein Freundschaftsdienst. Ich bin, falls es Dich beruhigt, schon länger aus dem Geschäft ausgestiegen, und habe das auch nie hauptberuflich gemacht. Ich mache diese Dinge seit Jahren schon nur noch ausschließlich zum eigenen Vergnügen, wenn ich selber Lust dazu habe. Das war ein weiterer Grund, warum ich Dich kennenlernen wollte. Um zu sehen, ob Du mir gefällst, ob ich es mir vorstellen kann mit Dir. Und ja, Dein Glück, oder vielleicht auch Dein Pech ist, dass Du mir tatsächlich ausgesprochen gut gefällst.
Und Deine Respektlosigkeiten werde ich Dir schon noch austreiben, Kindchen, verlass Dich darauf. Wir sehen uns dann kommenden Sonntag.“
Mit diesen Worten erhob sie sich, und verließ das Café. Ivana blieb zurück mit einem flauen Gefühl im Bauch.
Sonntag also.
In drei Tagen.



 Frank saß derweil in seiner Mittagspause vor dem Laptop, und war in der Tat dabei Geld auszugeben, und das nicht gerade wenig. Die Empfehlung hatte er von Silke bekommen. Ulbrecht & Wagner Stainless Design hieß die Firma ganz unverdächtig. Die Website war funktionell, übersichtlich und gut gemacht, wie er mit professionellem Auge feststellte, das Angebot beeindruckend, und die Preise atemberaubend. „Aber jeden Cent wert, glaub mir“, hörte er Silkes Stimme in seinem Kopf nachhallen. Vermutlich hatte sie Recht. Derartige Möbel hatten ihren Preis. Das Design war ansprechend, und er vertraute auf Lady S' Expertise in diesen Dingen, insbesondere was Qualität und Verarbeitung anging. Der Gedanke, dass Ivana sich losreißen, und dabei eventuell verletzen könnte, war ihm unerträglich. Er hatte sich für ein eher schlichtes Modell entschieden. Chromstahl, schwarzer kunstlederbezogener Schaumstoff und Lack. „American Psycho“ nannte sich die Design-Linie. Er musste grinsen. Es gab auch „Gothic Erotic“, „Industrial Culture“ und „Biker's Nightmare.“ Doch diese waren für seinen Geschmack alle zu dekorativ überladen, vor Allem im letzten Fall sah es so aus, als sei ein depressiver Designer mit Nieten und verchromten Schädel- und Knochenmotiven Amok gelaufen.
Er mochte es schlicht und funktionell, und die American-Psycho-Whipping-Bench Custom MK II war genau das, was er brauchte. Optisch erinnerte das Teil auch eher an ein Fitnessgerät als an die Inneneinrichtung eines Folterkellers (wobei er da durchaus gewisse Parallelen erkennen konnte), und das kam sicher auch Ivanas Geschmack entgegen.

Und das Beste war: Liefertermin am Samstag. Freitag und Samstag würde Ivana jeweils den ganzen Tag bei einem Fotoshooting sein. Das wusste er, denn ein Kollege aus der Agentur hatte sie engagiert. Das hieß, er hatte zwei Tage Zeit, um sich den ungenutzten Hobbyraum im Keller vorzunehmen, und ihn ordentlich herzurichten. Der Raum war groß, hatte eine hohe Decke, und lag unterirdisch, was die nötige akustische Diskretion gewährleistete. Vermutlich war das mal ein Heizkeller mit Platz für einen großen Öltank gewesen, bevor das Haus in den 1990ern, wie er vermutete, grundsaniert und ans Gasnetz angeschlossen worden war. Jedenfalls hatte der Raum eine schwere Stahltür, was ihm optisch sehr gut gefiel. Eigentlich hatte er das schon lange vorgehabt. Der Raum und sein Potenzial war damals einer der Gründe gewesen, warum er sich für das Haus entschieden hatte. Allerdings war er nie recht dazu gekommen, dieses Projekt umzusetzen, und mit Ivana war es irgendwie auch nicht nötig gewesen, sich einen speziellen Strafraum zuzulegen. Bis jetzt. Er war zuversichtlich, dass er die nötigen Dinge bis Sonntag erledigt haben würde. Denn am Sonntag stand der erste Termin an. Am Sonntag würde seine alte Freundin Silke – Lady S. - zum ersten Mal auf seine Anordnung hin seine Liebste bestrafen.
Auf dem Heimweg von der Arbeit fuhr er noch beim örtlichen Baumarkt vorbei, und kaufte Farbe, Schraubhaken und Ösen, sowie einige Meter Schaumstoff-Matten zum Dämmen.



 Zum dritten mal inspizierte Ivana nun den innen mit Schaumstoff verkleideten Alu-Koffer. Sie nahm die Nikon heraus, wog sie in der Hand, überprüfte den Ladestand des Akkus, untersuchte die verschiedenen Objektive gründlich auf Fingerabdrücke und Staubkörner. Zum Schluss packte sie alles wieder ein, und legte für alle Fälle noch eine frische, originalverpackte, 128er Speicherkarte in das dafür vorgesehene Fach zu den anderen drei, die sich bereits darin befanden. Und sie kam sich ein bisschen albern dabei vor. Sie hatte eigentlich keinen Grund, so nervös zu sein, dies war schließlich nicht ihr erstes Fotoshooting.

Natürlich war es weniger das Shooting, das sie nervös machte. Es war der Sonntag, der so unerbittlich nahte. Der Termin mit Lady S. erschien ihr wie eine dunkle Unwetterwand am Horizont, die langsam, aber stetig näher kam, und immer größere Teile des Himmels verdunkelte. Die Spannung im Haus war fast mit den Händen zu greifen, und bescherte ihr ein emotionales Wechselbad. Mal sehnte sie sich den Sonntag regelrecht herbei, natürlich um es endlich hinter sich zu haben, und zählte die Stunden. Dann fand sie wieder Trost in der Tatsache, dass sie noch über 60 dieser Stunden von ihrer Strafe trennten, die doch laut Franks Aussage alles in den Schatten stellen würde, was sie bisher mit ihm erlebt hatte. Und je mehr die Stunden verstrichen, je näher das Wochenende rückte, desto mehr gesellte sich zu dem beklemmenden Kloß in ihrem Bauch ein leises verschämtes Kribbeln der Vorfreude. Die Gänsehaut war nicht länger ausschließlich eine Zahnarzt-Bohrer-Gänsehaut. Das versetzte sie zurück in ihre Jugend, als sie auf dem Höhepunkt ihrer Pubertät zum ersten mal fasziniert und schuldbewusst erkannt hatte, dass Gedanken an Dinge wie Bestrafung, Fesselungen und Unterwerfung sie sexuell erregten.

Ihrer Nervosität lag jedoch noch ein weiterer Aspekt zugrunde als nur die zwiespältigen Gefühle den kommenden Sonntag betreffend. Die Strafe verdiente sie, weil sie Frank als seine Partnerin so sehr enttäuscht hatte, aber wenigstens auf beruflicher Ebene wollte sie jetzt eine absolut perfekte Performance abliefern, immerhin hatte er sie empfohlen. Und es würde auf ihn zurück fallen, wenn sie Mist baute.
Sie seufzte und schloss den Koffer. Zeit fürs Bett – alleine, wie schon die ganze Woche. Alleine, frustriert, aufgekratzt, übermüdet, und von Schuldgefühlen geplagt. Es gab eigentlich nur ein Mittel, das half, wenn sie so durch den Wind war wie jetzt. Sich von Frank übers Knie legen, und den Po versohlen lassen, und anschließend Sex bis zur Erschöpfung. 'Das Hirn aus dem Kopf gefickt kriegen'', wie sie es nannte, vertrieb die blöden Gedanken, und half ihr zur Ruhe zu kommen. Nur stand ihr dieses Mittel derzeit leider nicht zur Verfügung.
Sie hatte früher am Abend einen vorsichtigen Versuch unternommen, sich in Franks Bett einladen zu lassen, aber er hatte abgewunken, und ihr zu verstehen gegeben, dass vor Sonntag nichts in dieser Richtung laufen würde. Und auch wenn sie zunächst enttäuscht, ja sogar ein bisschen verletzt auf diese Zurückweisung reagiert hatte - es war die erste überhaupt in ihrer Beziehung gewesen - musste sie doch zugeben, dass er im Grunde Recht gehabt hatte. Es wäre inkonsequent gewesen, und hätte dem bevorstehenden Fanal einen Teil seiner Dramatik genommen. Die Einsicht half allerdings nicht dabei, das Gefühl der Einsamkeit leichter erträglich zu machen.

Ihre Gedanken wanderten erneut zum Sonntag und der bevorstehenden Bestrafung. Was sie wohl erwartete? Frank hatte auf ihre Nachfragen stets mit einem immer gleichen „Das wirst Du dann schon sehen.“ geantwortet. Sie versuchte sich Silk... Lady S. vor ihrem inneren Auge bildlich vorzustellen. Sie hatte eigentlich ganz nett gewirkt. Aber auch wie jemand, der echt streng sein konnte. Woher Frank sie wohl kannte? Sie hatte ihn nie nach seiner Frauenvergangenheit gefragt, so wie er sie auch nie nach den Männern gefragt hatte, die sie vor ihm gehabt hatte.
Sie versuchte, sich Lady S. mit verschiedenen Züchtigungsgeräten in der Hand vorzustellen. Was sie wohl verwenden würde? Nach einer Reihe dieser Bilder in ihrem Kopf beschloss sie, dass Lady S. wohl der Rohrstock am Besten stehen würde. Sie schauderte. Und zu ihrer Überraschung spürte sie ein vertrautes Ziehen im Unterbauch. Kurz dachte sie darüber nach, sich selbst zu dem zu verhelfen, was Frank ihr verweigert hatte, und sich mit den Fingern ein bisschen Befriedigung zu verschaffen. Aber dann fühlte sie sich plötzlich wieder schuldig. Einerseits, weil sie es als einen Teil ihrer Bestrafung akzeptierte, dass sie vorerst keusch blieb - wenn Frank nicht mit ihr schlafen wollte, würde sie eben keinen Sex haben, Punkt! - und andererseits, weil es letztendlich das Bild von Lady S. mit dem Rohrstock in der Hand gewesen war, das sie endgültig in Stimmung gebracht hatte.
Es kostete sie einiges an Willenskraft, die Hände unter der Bettdecke hervor zu ziehen, und sich auf die Seite zu drehen. Missmutig fiel sie in einen unruhigen Schlaf, der dann am nächsten Morgen viel zu früh vom Wecker unterbrochen wurde.

Genau so missmutig, wie sie eingeschlafen war, stand sie zu wenige Stunden später auf. Sie huschte unter die Dusche, zog sich an, trank halb im Stehen eine Tasse Milchkaffee, und machte sich dann auf zu ihrem Termin. Ein paar Minuten später kehrte sie nochmals zurück, schnappte sich leise fluchend den Kamerakoffer, und brach endgültig auf.



 Frank hörte die Tür ein zweites mal ins Schloss fallen, und kurz darauf das weinerliche Motorengeräusch des Fiats, als dieser aus der Einfahrt bog, und sich entfernte, bis er außer Hörweite war. Frank stand auf, zog sich an, und machte sich direkt nach einem schnellen Frühstück an die Arbeit. Der Raum musste entrümpelt, geputzt und neu gestrichen werden. Das Entrümpeln und Putzen beschäftigte ihn bis zum frühen Nachmittag, das Streichen der Wände dagegen dauerte kaum eine Stunde. Er war froh, dass er sich auf diese Weise körperlich auspowern hatte können.
Er war nicht minder nervös als Ivana, was den Sonntag anging. Tatsächlich waren auch seine Gefühle ziemlich gemischt, und denen seiner Freundin nicht unähnlich. Einerseits war das Ganze als Strafe gedacht, die eben gerade nicht zur Befriedigung irgendeiner Lust dienen sollte, und er verspürte fast so etwas wie Skrupel davor, seiner geliebten Ivana so etwas antun zu lassen. Andererseits war da auch diese seit Tagen langsam zunehmende Spannung der Vorfreude, und er musste sich eingestehen, dass er die Vorstellung, dabei zuzusehen, wie Silke seine Freundin züchtigte, zunehmend erregend fand. Das mochte sicher auch damit zu tun haben, dass er nun seit bald einer Woche nicht mehr mit Ivana geschlafen hatte. So lange hatte er, seit er mit ihr zusammen gekommen war, noch nie auf Sex verzichtet. Aber wenn sie den ersten Teil ihrer Strafe am Sonntag endlich überstanden haben würde, dann war sie so was von fällig. Wenigstens dieser Gedanke war alles andere als zwiespältig.

Am Samstag, die Wandfarbe war inzwischen durchgetrocknet, kümmerte er sich um die Hardware und die Möblierung. Ivana hatte erneut in aller Herrgottsfrühe das Haus verlassen, und kaum eine Stunde später war das wichtigste Möbelstück geliefert worden.
Gegen Mittag war er soweit fertig mit dem Raum. Und das war gut, denn so blieb ihm ausreichend Zeit, unter der Dusche den Staub und die Farbe los zu werden, bevor Silke aufkreuzte. Sie hatten ausgemacht, dass sie ihn auf einen Kaffee besuchen kommen würde, um ein paar Dinge zu klären. Zudem war sie neugierig und wollte den Raum inspizieren, an dem am nächsten Tag Ivanas Bestrafung stattfinden sollte.



 Silke begutachtete Franks Werk mir Kennerblick. Die Wände hatte er neu gestrichen. Drei waren in einem kühlen dunklen Grau gehalten, die Wand gegenüber der Tür dagegen in einem satten Bordeaux-Rot. Die Tür hatte er innen im selben Ton lackiert. Sie war aber auch so ein Blickfang. Es handelte sich um eine schwere Feuerschutztür aus Stahl, die dem Raum eine gewisse Industrie-Ästhetik verlieh.
Ansonsten wirkte der Raum noch sehr kahl, und für ihren Geschmack vielleicht etwas zu sachlich. Mit dem Boden musste etwas geschehen, fand sie - Laminat oder vielleicht ein Teppich, um den scheußlichen unbehandelten Estrich zu bedecken.
In der Mitte des Raums stand die Strafbank, die erst vor ein paar Stunden geliefert worden, und inzwischen fertig montiert war. Weitere Möbel gab es nicht. Ihr Blick wanderte zur Decke, in der mehrere stabile Ösen und Haken eingeschraubt waren. Frank folgte ihrem Blick.
„Das war vielleicht eine Scheiß-Arbeit, sag ich Dir. Die Kellerdecke ist offenbar eine massive Betonplatte. Ich bin da selbst mit der Hilti kaum rein gekommen. Und danach durfte ich erst einmal Staubsaugen.“
Silke musste unwillkürlich grinsen, der ganze Dialog erinnerte sie an eine ganz ähnliche Unterhaltung, die sie vor vielen Jahren schon einmal geführt hatten.
„Da hinten kommt noch eine Art Garderobenbrett hin, an dem die Instrumente aufgehängt werden. Und die Schalldämpfung für das Fenster ist auch fertig zugeschnitten, aber ich wollte erst den Farbgeruch raus lüften. Aber ansonsten, was denkst Du?“

„Grundsätzlich ziemlich cool. Die Strafbank steht frei genug, um von allen Seiten Zugang zu haben, und ausreichend Platz zum Ausholen. Außerdem psychologisch natürlich höchst wirkungsvoll, sie so zentral anzuordnen. Falls die Deckenhaken zum Einsatz kommen sollen, müsstest Du sie aber vielleicht etwas verschieben.
Ansonsten ist es sehr leer hier unten. Ich meine, ich stehe nun wirklich nicht auf diese vollgestopften Mini-Studios, aber man kann es einrichtungsmäßig auch untertreiben. Das hat auch einen Nebeneffekt: Hörst Du, wie es hier drin hallt? Es braucht noch ein paar Möbel. Wichtig wäre ein Stuhl für den Herrn zum Sitzen, auch wenn Du sie mal übers Knie legen willst. Besser wäre aber noch ein Sessel oder ein Sofa. Auch für morgen, wenn Du zuschauen willst. Und ein Fußschemel vielleicht? Am besten gepolstert und mit Stoff bezogen. Die sind auch zum Überlegen praktisch. Und das würde mit der Akustik helfen. In der Hinsicht wäre auch ein Teppich oder PVC am Boden von Vorteil. Und mit dem Licht könntest Du Dir auch noch etwas überlegen.“

„Sessel ist gut. Siehste, das hab ich ganz vergessen. Ich habe noch einen Ledersessel in der Abstellkammer, der oben einfach nicht mehr zum Stil gepasst hat. Mit dem Licht hast Du Recht, da überlege ich mir was. Teppich halte ich für keine gute Idee. Hier unten ist es recht staubig, und dann mag es Situationen geben, in denen es von Vorteil ist, den Boden nass wischen zu können. Dann eher PVC. Und gegen den Hall könnte ich vielleicht ein paar Wandvorhänge anbringen. Aber nicht mehr vor Morgen.“

„Ja, morgen... Hast Du noch einmal darüber nachgedacht, was ich gesagt habe?“

„Das habe ich, und es bleibt dabei. Das ist für den Anfang denke ich der richtige Einstieg. Das erreicht genau, was wir wollen.“

„Was Du willst, meinst Du. O.k., Du hast schon recht. Nach dem, was Du mir über sie erzählt hast, müsste es den gewünschten Effekt haben. Es ist nur... Ich mache mir den Stress, fahre extra zu Euch raus, und dann ist das in gut 20 Minuten abgehakt.“

„Beim nächsten mal überlasse ich Dir die Führung, und Du darfst Dich ein bisschen austoben o.k.? Aber dieses mal geht es darum, ein Zeichen zu setzen. Und darum soll es in so vielen Aspekten wie möglich eine neue Erfahrung sein. In die Länge gezogene Sessions kennt sie aber von mir zur Genüge. Nein, es geht dieses mal darum, einen hohen Schmerzlevel zu erreichen, mit den entsprechenden Spuren, und das kurz und knackig.“

„Das wird in der Tat kurz. Spätestens nach dem zehnten oder elften Hieb wird sich ihr Körper angepasst haben, und sie in Endorphinen ersäufen. Danach wird sie nicht mehr viel spüren, insbesondere wenn sie wirklich so schmerzgeil ist, wie Du sie beschrieben hast.“

„Nun, da sehe ich eine Lösung, die Dir entgegen kommen dürfte, da sie die Sache ein bisschen verlängert. Du gibst ihr zwölf Hiebe, dann machst Du eine Pause, sagen wir eine halbe Stunde. In der Zeit gehen wir nach oben, einen Kaffee trinken, und sie bleibt alleine, angebunden in Position. Das müsste reichen, dass sie wieder runter kommt. Und danach gibst Du ihr nochmals 12.“

„Das,“ sagte Silke mit einem süffisanten Grinsen, „ist echt fies, mein Lieber. Die Idee gefällt mir. So machen wir es.“




Lady S. – 1. Akt




Der Tag war gekommen.
Ivanas Stimmung wechselte im Minutentakt. Sie hatte wie die Nächte zuvor Mühe gehabt, zur Ruhe zu kommen, hatte dann jedoch Trost in dem Gedanken gefunden, dass es nun ihre vorerst letzte Nacht im Kellerexil war, und sie morgen Abend an Franks Seite einschlafen würde. Denn nach der Strafe würde die Versöhnung folgen, und sie sehnte sich so sehr danach, ihn endlich wieder auf sich und in sich zu spüren, dass sie allein beim Gedanken daran eine Gänsehaut bekam. Sie war einigermaßen zuversichtlich erwacht, und hatte in einem kurzen Hochgefühl gefrühstückt.
Später, unter der Dusche schlug das Hochgefühl ins Gegenteil um.
Auf der anderen Seite stand nämlich vor dieser Versöhnung die Strafe. Und auch wenn sie sich an die schuldbewusste Vorfreude mittlerweile gewöhnt hatte, überwog in den letzten Stunden doch wieder die Angst vor dem, was kommen würde. Frank hatte sie weiterhin im Unklaren gelassen, was genau sie erwartete. Das würden er und Lady S. ihr dann schon verkünden, unmittelbar bevor es los gehen sollte. Frank war der Ansicht, das sei früh genug, immerhin habe sie eh keinen Einfluss oder gar ein Mitspracherecht in der Angelegenheit.

Jetzt war es zehn Uhr. Ivana hatte gefrühstückt, geduscht, und sich fertig gemacht. Das Anziehen war schnell gegangen. Sie trug lediglich schwarze schlichte Unterwäsche, natürlich einen String-Tanga untenrum und einen passenden Push-Up-BH. Darüber hatte sie derzeit nur einen dünnen Morgenmantel anl, mehr nicht, genauso so wie Frank es ihr aufgetragen hatte. Nun aber hatte sie keinen Auftrag mehr. Frank werkelte irgendwo im Keller herum, und hatte ihr gesagt, sie solle oben warten. Darum saß sie im Wohnzimmer auf dem Sofa, mit einem riesigen Kloß im Bauch, unfähig sich zu bewegen, und wartete in stiller passiver Panik auf das unvermeidliche Klingeln an der Tür. Und was es mit sich brachte. Lady S. hatte sich für elf Uhr angekündigt.
Und als dann auf die Minute genau um Elf die Türglocke erklang, schaffte Ivana es nur unter Aufbringung all ihrer Willenskraft, sich zu erheben, mit unsicheren Schritten zur Tür zu gehen, um sie zu öffnen, und den heiß erwarteten und gleichzeitig so gefürchteten Gast herein zu lassen.

Ivana wusste nicht, was sie erwartet hatte, die Bilder von Silkes Gesicht hatten sich vor ihrem inneren Auge in den letzten Tagen wieder mit denen der Klischee-Dominas in ihrem Kopf überlagert. Als Silke, nein: Lady S. nun in der Tür stand, rutschte Ivanas Herz endgültig in ihre metaphorische Hosentasche. Ihre Gegenüber war deutlich härter geschminkt als bei ihrem ersten Zusammentreffen. Ihre braunen wilden Locken hatte sie offenbar geglättet und zu einem strengen Pferdeschwanz hinter dem Kopf zusammen gebunden. Anstatt des von Ivana befürchteten Lack-Outifits trug sie eine Kombination aus einem anthrazitfarbenen Kostüm und einer figurbetonten weißen Bluse. Bis auf den langen Schlitz im Rock hätte das Ganze fast als seriöse, wenn auch etwas altmodische Business-Bekleidung durchgehen können. Wenn man die schwarzen Reitstiefel außer acht ließ, die Lady S. dazu trug. Ivana schluckte. Diese Kleidung strahlte so viel mehr latent unterkühlte Autorität aus als die pornomäßigen Outfits aus ihrer Fantasie. Das Einzige, was das Bild störte, war die Sporttasche, die sie sich über die Schulter geworfen hatte. Bis Ivana klar wurde, was sich darin befinden musste. Ivanas Herz rutschte noch tiefer, und unwillkürlich machte sie sich noch etwas kleiner.
Bei ihrem Treffen im Starbucks hatte die Lady doch so sympathisch und zugänglich gewirkt. Jetzt aber strahlte ihre gesamte Erscheinung etwas Entschlossenes und Unnahbares aus.

„Möchtest Du unseren Gast nicht hereinlassen?“ hörte sie plötzlich Franks Stimme hinter sich. Ivana wurde bewusst, dass sie Lady S. mehr als nur einen Augenblick lang mit offenem Mund angestarrt, und dabei in der Tür gestanden hatte, und somit unbewusst den Weg versperrte. Ein letztes unterbewusstes Aufbäumen gegen das Unvermeidliche?

Und selbst wenn, es hätte nichts genützt. Denn nun war Lady S. im Haus. Frank und sie begrüßten sich vertraut mit Wangenküssen. Ivana erschien das mehr als schräg. Frank war normalerweise mehr der Typ für den festen Händedruck. Irgendetwas verband die beiden. Erneut fragte sie sich, woher sie  sich kannten, und was sie wohl für eine Geschichte verband.

Viel Zeit ließ man ihr nicht, diese Gedanken weiter zu verfolgen. „Komm, es ist Zeit“, sagte Frank, und nahm sie bei der Hand. Ivana wunderte sich, als ihr bewusst wurde, dass Frank sie gerade in Richtung Kellertreppe und diese hinunter führte. Sie hatte sich ihre Bestrafung das ein oder andere mal ausgemalt, und in ihrer Fantasie hatte sie immer im Wohnzimmer stattgefunden. 
Als sie wenige Augenblicke später vor der großen Stahltür im Untergeschoss standen, war der Knoten im Bauch wieder zu voller Größe angewachsen, und als Frank die Tür öffnete, und Ivanas Blick durch sie hindurch in das Innere des Raumes fiel, verschlug es ihr fast den Atem. Sie hatte den Raum bisher kaum beachtet, wusste nur, dass sich darin eine Art Abstellkammer für alles Mögliche handelte, das keinen Platz in der Wohnung hatte, von dem Frank sich dennoch nicht zu trennen hatte aufraffen können. 
Jetzt aber hatte dieser Raum seinen Zweck gefunden, und sie musste trotz ihrer Angst zugeben, dass Frank ganze Arbeit geleistet hatte. Der Raum war sauber, neu gestrichen und mit einer dezenten Beleuchtung versehen. An einer Wand stand ein bequemer Sessel, davor befand sich eine gepolsterte Fußbank. Was sich in der Mitte des Raumes befand, das war das Objekt, das Ivana zu gerne übersehen hätte, aber nicht ignorieren konnte in seiner Größe und Dominanz, mit der es den Raum beherrschte. Auf den ersten Blick hätte man es für eine Fitnessbank halten können, aber wirklich nur auf den ersten und sehr oberflächlichen Blick. Sobald man die Ledermanschetten, die an strategischen Punkten des Gestells montiert waren, bemerkte, ließ sich der wahre Zweck des Gerätes nicht mehr verleugnen. Hier also würde man sie fest binden und bestrafen. Sie fühlte ihre Knie weich werden.

Mittlerweile hatte Frank sie nicht unsanft in den Raum hinein geschoben, und er und Lady S. waren ebenfalls eingetreten. Frank griff zwei Paar bereit liegende Ledermanschetten, und befestigte diese an Ivanas Handgelenken und Knöcheln. Als er damit fertig war, räusperte sich Lady S. hörbar, und Ivana drehte sich zu ihr um.
„Ivana, Du hast Deinen Herrn sehr enttäuscht und verletzt.“
Die Angesprochene senkte den Kopf, und nickte.
„Ich denke, es ist nun an der Zeit, dass Du erfährst, welche Strafe Dich heute erwartet.“
Ivana schluckte trocken.
„Du wirst über den Bock gebunden, und erhältst 24 Hiebe mit dem Rohrstock auf den nackten Po.“

Man konnte das Fragezeichen in Ivanas Gesicht fast mit Händen greifen. Ungläubig blickte sie von Frank zu Lady S. und wieder zurück zu Frank. Wo war der Trick? Meinten die beiden das ernst? Sollte das jetzt die alles bisher in den Schatten stellende Bestrafung sein? Sie wusste nicht, womit sie genau gerechnet hatte, mit irgend etwas Dramatischem jedenfalls. Irgendeiner entsetzlichen Zahl oder einem neuen, unbekannten Instrument. Aber das? Gut der Rohrstock war nicht gerade ihr Lieblingsinstrument, aber sie erinnerte sich an Sessions, wo es schon gut das Doppelte gesetzt hatte, und sie hatte es - nun, wenn auch nicht locker, dann doch tapfer - weg gesteckt.

„Du bist verwirrt, meine Liebe? Hältst das Ganze für einen Witz, weil Du glaubst, das Urteil wäre viel zu milde ausgefallen? Nun, Lady S. wird es Dir erklären.“

„Ivana, ist Dir der Ausdruck 'Cold Caning' ein Begriff?“, ergriff Silke nun das Wort.

Die junge Frau schüttelte den Kopf.

„Schau, bisher wenn Dein Herr Dich gezüchtigt hat, dann hat er eher sanft begonnen, und mit der Zeit die Intensität der Hiebe erhöht, nicht wahr? Das bedeutet, er hat Deine Erziehungsfläche aufgewärmt, und Du konntest Dich langsam an immer schärfere Hiebe gewöhnen. Heute aber werden wir auf das Aufwärmen verzichten. Ich werde Dir diese Hiebe sehr streng verabreichen. Und das von Anfang an. Das bedeutet zweierlei: Es wird mehr weh tun als Du es gewohnt bist - viel mehr. Und es wird Spuren geben. Sehr deutliche. Nimmst Du die Strafe an?“

Ivana nickte. 

"Gut, dann ziehe Dich jetzt aus. Du wirst Deine Strafe völlig nackt erhalten!"

Ivana gehorchte. Was blieb ihr auch übrig?




 Da lag sie nun - bäuchlings über dem Strafbock.Die Ledermanschetten an Hand- und Fußgelenken waren dann mit entsprechenden Ösen am Gestell verbunden worden. Sie lag in kniender Haltung. Der Oberkörper zum Kopf hin leicht abschüssig, die Beine in der Hüfte und in den Knien angewinkelt, die Schenkel leicht gespreizt, ruhten ihr Oberkörper, die Schienbeine und die Unterarme auf gepolsterten Plattformen. Ihr Becken lag erhöht auf einer gepolsterten Rolle, deren Halterung offenbar höhenverstellbar war, und deren aktuelle Position ihren Po gnadenlos nach oben drückte. Er bildete somit den höchsten Punkt ihres Köpers. Ein breiter Lederriemen um ihre Taille hielt sie zusätzlich fest. Sie war gründlich fixiert, und konnte sich kaum einen Zentimeter bewegen.
Die Stellung war nicht grundsätzlich unbequem, aber während Lady S. mit dem Rohrstock unter den Arm geklemmt um sie herum schritt, sie umkreiste wie wie ein Raubtier seine Beute, wieder und wieder, hier eine Fessel überprüfte, und etwas enger zurrte, dort eine Hand über Ivanas Körper streichen ließ, wurde ihr bewusst, wie Schutzlos sich ihr Po der kommenden Bestrafung präsentierte - dem Rohrstock präsentierte. Dieser Rohrstock, den Lady S sich da unter den Arm geklemmt hatte wie ein Major seinen Stab, unterschied sich ein wenig von den beiden Stöcken, die Frank verwendete. Er war dicker, sie nahm an, so um die 10 mm stark, und einen guten Meter lang. Zudem wies er nicht die gewohnte Rattan-Oberfläche auf, sondern war offenbar geschält. Vermutlich war das der Grund dafür, dass der Stock trotz seiner Stärke sehr elastisch war, wie sie gesehen hatte, als Lady S ihn demonstrativ durchgebogen hatte.
Sie schauderte.

Der einzige Körperteil, den Ivana noch halbwegs frei bewegen konnte, war ihr Kopf. Unwillkürlich folgte sie Lady S. mit ihren Augen, solange sie sich in ihrem Gesichtsfeld bewegte. Sie bewunderte Lady S' schlanke, wohl geformte Beine, die sich auf Höhe von Ivanas Kopf befanden. Die kniehohen Reitstiefel aus schwarzem, glänzenden Leder strahlten eine Strenge aus, die Lady S' natürliche Dominanz noch unterstrich. Ivanas Blick wanderte weiter nach oben, er folgte den sanften Kurven der Oberschenkel hinauf zu dem engen grauen Business-Rock. Als die Lady in die Hocke ging, um Ivanas rechte Armfessel ein Loch enger zu zurren, gab der seitliche Schlitz im Rock den Blick auf einen spitzenbesetzten Streifen hoch am Oberschenkel frei. Also gehörte das matt schimmernde Nylon, das ihre Beine umhüllte, nicht zu einer Strumpfhose, sondern zu Strümpfen. Ob halterlos oder mit Straps konnte Ivana aus dieser Position nicht erkennen. Eigentlich mochte sie derartige Kleidungsstücke nicht besonders, hatte sie immer auf eine billige Art nuttig gefunden, aber jetzt in diesem Moment war der Anblick auf eine verbotene Art sehr sexy. So sexy, dass sie spontan beschloss, sich in nächster Zeit ebenfalls ein Paar solcher Strümpfe zuzulegen. Frank würde das bestimmt gefallen.

Frank. Wo war er eigentlich? Er hatte versprochen, ihrer Bestrafung beizuwohnen. Im Moment musste er sich irgendwo hinter ihr, außerhalb ihres Blickfelds befinden. Sie konnte nur vermuten, dass er in dem alten Ledersessel Platz genommen hatte, den sie vorher im Raum hatte stehen sehen, als sie hereingeführt worden war. Von dort würde er einen ausgezeichneten Blick auf ihren Po haben.

„Also gut. Legen wir los. Zwölf Hiebe jetzt, zwölf weitere nach einer kurzen Pause. Du brauchst nicht mitzählen, Dein Herr und Meister wird darauf achten, dass Du Deine gerechte Strafe erhältst, und keinen Hieb weniger.“
Mit diesen Worten war Lady S. links neben sie getreten. Ivana spürte den Rohrstock sanft gegen ihre rechte Pobacke klopfen, als die Lady Maß nahm. Sie hörte ein dumpfes Fauchen, gefolgt von einem beißenden Klatschen, als der Stock sein Ziel traf. Und in dem Augenblick durchfuhr sie ein scharfer Schmerz, wie sie ihn noch nie in ihrem Leben gespürt hatte. Ihre Hände krampften sich zu Fäusten und sie stieß ein gequältes tiefes Stöhnen aus. Ihr ganzer Körper spannte sich an, und sie bäumte sich in ihren Fesseln regelrecht auf.

Lady S. wartete, bis Ivana's Körperspannung nachließ, und sie wieder in eine entspannte Position gesunken war, dann holte sie zum zweiten Hieb aus. Frank konnte sehen, wie sie den Rohrstock erneut anlegte, und sich dabei an dem bereits anschwellenden feuerroten Striemen orientierte, den der erste Hieb hinterlassen hatte.
Er zuckte zusammen, als der zweite Schlag sein Ziel traf, und erneut von Ivanas gequälten Stöhnen beantwortet wurde. Von seinem Platz auf dem Sessel hatte er in der Tat einen erstklassigen Blick auf das Geschehen. Der erste Hieb war bereits sehr streng ausgefallen. Er entsprach in seiner Wucht in etwa den schärfsten Hieben, die er Ivana im Zuge längerer Sessions verabreicht hatte, nur war er dieses Mal ohne Vorbereitung oder Aufwärmen erfolgt. Der zweite war noch härter gewesen, und er wusste, dass Silke nun bei jedem weiteren Hieb des ersten Durchgangs die Intensität steigern würde. Das war genau das, was er erwartet und gewollt hatte, doch nun, da es soweit war, hielt es ihn vor lauter Anspannung kaum auf seinem Platz. Er war hin und her gerissen zwischen Faszination und Mitgefühl. Der Impuls aufzuspringen, und der Sache Einhalt zu gebieten, um seiner geliebten Ivana weitere Pein zu ersparen, wechselte sich im Tempo seines sich steigernden Pulses mit dem Drang ab, Silke den Stock aus der Hand zu reißen, und den Rest der Strafe selbst zu vollziehen, oder stattdessen Silke über den Bock zu zwingen, um ihr eine Dosis ihrer eigenen Medizin zu verpassen, dafür, dass sie seine arme Geliebte hier auf diese Art quälte.

Mittlerweile zeugten sechs deutlich gezeichnete Striemen quer über Ivanas hoch gereckten Po davon, dass sie die Hälfte des ersten Durchgangs hinter sich gebracht hatte. Ihr Aufstöhnen nach jedem Hieb war irgendwann einem durchgehenden Wimmern gewichen, und sie schien sich auch körperlich in ihr Schicksal gefügt zu haben. Jedenfalls hatte sie aufgehört sich in ihren Fesseln zu winden, sondern nahm still und passiv hin, was da auf die einprasselte.

Ivana war derweil in ihrem ganz eigenen persönlichen Universum des Schmerzes versunken. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass Rohrstockhiebe derart weh tun konnten. Sie kannte den Rohrstock und seine Wirkung. Auch wenn sie seinen Biss im Gegensatz zu anderen Instrumenten nicht wirklich liebte, hatte sie im Laufe der Zeit gelernt, sich damit zu arrangieren, und es sogar irgendwie zu genießen. Doch das hier hatte nichts von jenem bittersüßen Zauber, der sonst ihre gewohnten Abstrafungen begleitete. Das hier war pure Agonie. Sie hatte nach dem dritten Schlag aufgehört, mitzuzählen. Und sie hatte sich in ihr Schicksal gefügt. Das war keine bewusste Entscheidung gewesen, sie hatte einfach keine Kraft mehr, sich gegen die Hiebe, den Schmerz, die Fesselung zu stemmen.
Sie hatte sich ganz selbstverständlich in die Unausweichlichkeit der Situation gefügt.
Und es dauerte eine ganze Weile, bis sie wahr nahm, dass die Hiebe vorerst aufgehört hatten.

Frank hatte sich erhoben, als er bemerkte, dass Silke nach dem sechsten Schlag eine kurze Pause einzulegen gedachte. Sie trat beiseite, und zog ihre anthrazitfarbene Kostümjacke aus. Dann begann sie die obersten drei Knöpfe der weißen eng geschnittenen Bluse zu öffnen, die sie darunter trug. Das gab den Blick auf ihr beeindruckendes Dekolletee frei, umrahmt von einem Rand schwarzer Spitze. Frank war sich nicht sicher, ob es reine Gewohnheit war, ein Versuch sich mehr Bewegungsfreiheit oder etwas Abkühlung zu verschaffen, oder ob der Anblick für ihn inszeniert war.

In letzteren Fall wäre das jedoch vergebliche Liebesmühe gewesen, da seine Aufmerksamkeit völlig von Ivanas Po und den sechs Striemen, die ihn bereits zierten, gefangen war. Er war neben sie getreten, als Silke den Weg frei gegeben hatte, und konnte nun nicht widerstehen, seine Hand auf Ivanas Rundungen zu legen, und die Striemen zu betasten. Ivana zuckte regelrecht zusammen, als sie diese unerwartet sanfte Berührung spürte, entspannte sich jedoch augenblicklich wieder, als sie realisierte, dass es Franks Hand war.

Er begutachtete Silkes Handschrift eingehend. Die Striemen waren deutlich zu sehen und auch zu spüren. Sie erhoben sich relief-artig, und verfügten über die zwei dunkelroten Linien an den Rändern, wie es sich für ordentliche Rohrstockstriemen gehörte (er war oft nicht in der Lage gewesen, bei Ivana derartige Spuren zu erzeugen, sie konnte ganz schön was einstecken inzwischen)
Er bemerkte, dass die Striemen zwar sauber parallel und in regelmäßigen Abständen gesetzt waren, aber nicht völlig waagrecht verliefen, sondern nach außen hin leicht schräg abfielen. Er schauderte, denn er wusste, das bedeutete, dass Silke es in der zweiten Hälfte des Durchgangs darauf anlegen würde, die Striemen sich kreuzen zu lassen, wenn sie von der anderen Seite her zuschlagen würde.
Voller Mitgefühl streichelte er über Ivanas hochgereckten Po, was sie mit einem dankbaren Seufzen quittierte. Als er aufblickte, sah er Silkes missbilligenden Blick auf sich ruhen. Ihm wurde bewusst, dass er hier gerade gegen das Konzept verstoßen hatte. Derartig tröstende Gesten waren frühestens für den zweiten Durchgang vorgesehen gewesen, und nur in Notfällen. In Silkes Augen hätte er am Besten ganz darauf verzichtet, beeinträchtigten solche Intimitäten in ihren Augen doch den reinen Strafcharakter der ganzen Aktion erheblich.

Und sie hatte Recht. Als sich Frank wieder auf seinen Platz begeben hatte, und Lady S. erneut den Rohrstock aufnahm, um die nächsten sechs Hiebe zu verabreichen, hatte sich Ivanas Stimmung fundamental verändert. Der siebte Hieb traf sie noch härter als die vorangegangenen, und entlockte ihr einen überraschten Schmerzensschrei, doch war jetzt das vertraute Gefühl zurück gekehrt, das jeden neuen Hieb trotz weiter zunehmender Intensität mit einer stetig steigenden Empfindung der Lust verband.
Dennoch kostete es sie fast den Rest ihrer Kraft, bei den letzten beiden Schlägen nicht unkontrolliert loszuheulen. Aber als es dann vorerst vorbei war, empfand sie doch fast so etwas wie Bedauern darüber, und war kurz davor, darum zu bitten, die zweite Hälfte der Strafe doch direkt im Anschluss verabreicht zu bekommen. Denn jetzt hatte sie den Punkt erreicht, wo sie die Hiebe und den Schmerz und das Brennen, die sie brachten, regelrecht willkommen heißen konnte.
„So, meine Liebe, Halbzeit“, hörte sie Lady S' Stimme von weit her zu ihr dringen. „Dein Herr und Meister und ich werden mal nach oben gehen, und uns mit einer hübschen Tasse Kaffee erfrischen. Du wirst solange hier in Position bleiben und auf uns warten. Vielleicht nutzt Du die Zeit, um ein wenig über Deine Verfehlung nachzudenken“, fügte sie noch hinzu.

Ivana hörte, wie Frank sich aus dem Sessel erhob, und zusammen mit Lady S. den Raum verließ. Sie konnte hören, wie sich das Geräusch von Lady S' Stiefeln langsam entfernte. Sie war allein, immer noch nackt in dieser demütigenden Haltung über den Bock geschnallt. Mit jeder Minute des Wartens nahm ihre Erregung ab. Sie spürte wie das heiße Brennen der Striemen langsam einem dumpferen Schmerz wich. Sie kannte dieses Gefühl. Morgen würde sie blaue Flecken haben.
Lady S. hatte den Stock wirklich streng geführt, aber den perfiden Aspekt der ganzen Angelegenheit, diese Pause, die den zweiten Teil ihrer Bestrafung wie eine neue Strafe erscheinen lassen würde, den hatte sie Frank zu verdanken. Sie wusste, dass er manchmal gemein sein konnte, aber so etwas hatte sie ihm nicht zugetraut. Schaudernd malte sie sich aus wie sich der Rohrstock anfühlen würde, wenn er später auf ihrem bereits verstriemten Po erneut in Aktion treten würde.



 Oben in der Küche ließ Frank gerade den zweiten Milchkaffee für Silke aus der Jura. Er konzentrierte sich auf die Bedienung der chromblitzenden Maschine, und gab sich betont geschäftig. Sie saß auf einem hochbeinigen Küchenhocker mit überschlagenen Beinen und beobachtete ihn dabei. Der seitliche Schlitz in ihrem ansonsten seriösen Rock gab den Blick auf einen bestrapsten Oberschenkel frei. Der spitzenbedeckte Nylonstreifen sprang Frank sofort ins Auge, als er sich zu ihr umdrehte, und er hatte große Mühe, seinen Blick wieder abzuwenden, um Silke in die Augen zu sehen, als sie ihn ansprach.

„Das nimmt Dich ganz schön mit, mein Lieber, hab ich Recht?“

„Du hast sie nicht gerade geschont. Aber so war es ja auch abgemacht. Ich hoffe, sie übersteht den zweiten Teil ebenso gut.“

„Keine Sorge, Du hast Dir da wirklich eine kleine Painslut heran gezogen mein Lieber. Eine solche Züchtigung hätte auch die meisten meiner Männer nicht unbeeindruckt gelassen. Und hast Du gesehen, wie sich den letzten Hieben förmlich entgegen gereckt hat? Ich schwöre Dir, sie ist unter den Schlägen sogar feucht geworden. Da war zwar Dein Gefummel zwischendrin sicher nicht ganz unbeteiligt dran, aber es ist eindeutig, dass körperliche Bestrafung und Lust bei ihr sehr eng gekoppelt sind. Nun, Teil Zwei wird die ganze Erfahrung für sie noch mal eine Stufe höher drehen. Mal sehen, ob sie das dann auch noch geil findet. Aber so wolltest Du es doch oder?“

„Ja, das wollte ich. Dafür habe ich Dich ja dazu geholt. Das, was Du ihr heute gibst, das kann ich ihr ihr so nicht geben. Und sie hat es mehr als verdient, aber trotzdem ist es hart für mich, das mit anzusehen.“

„Aber sie hat es verdient. Eine einprägsame Lektion. Und die Folgen wird man noch ein paar Tage sehen können. Ein Glück, dass ihr Shooting gestern war, hmm?“

„Wieso, was meinst Du?“

„Na, wenn sie mit einem frisch verstriemten Hintern da angetanzt wäre, wie hätte das denn ausgesehen? Sie wird sich da doch sicher umziehen müssen?“

„Achso nein, da hast Du etwas falsch verstanden. Ivana war da nicht als Model engagiert. Sie steht hinter der Kamera. Sie ist Fotografin.“

Silke musste an die großformatigen Fotodrucke überall im Haus denken. „Sind die Bilder im Wohnzimmer von ihr?“, fragte sie. Frank nickte.

„Dann ist sie ja richtig gut. Sie hat echt was drauf.“

„Ja, das hat sie. Sie ist nicht nur irgendein Betthäschen für mich, verstehst Du? Dieses Mal ist es was Ernstes. Ich will sie nicht verlieren. Ich hoffe, sie nimmt mir das hier nicht übel.“

„Wann bist Du denn so zimperlich geworden? Ich erinnere mich noch gut an den Frank von früher. Weißt Du noch damals, als meine Sub schon um Gnade gebettelt hat, aber Du darauf bestanden hast, den Rest der angekündigten Züchtigung wie geplant durchzuziehen? Sie hat Rotz und Wasser geheult bei jedem Hieb, Du hast den Rohrstock damals kaum milder geführt als ich vorhin. Aber letztendlich hat sie es Dir gedankt, dass Du sie an ihre Grenze gebracht hast.
Wann hast Du Dein Hasilein zuletzt an die Grenze gebracht?“

„Das ist etwas anderes. Sie ist meine Freundin, meine Partnerin. Ich liebe sie, verstehst Du? Und es bricht mir fast das Herz, sie leiden zu sehen.“

„Aber sie verdient es. Und sie braucht es auch. Das hast Du selbst gesagt. Und Du brauchst es auch. Außerdem hat es Dich auch geil gemacht. Glaub nur nicht, ich hätte das nicht bemerkt. Wenn ich jetzt nicht da wäre, würdest Du sie sicher schon ficken. Genau so, über den Bock geschnallt. Hab ich Recht?“

„Ja, natürlich hast Du das. Mit Allem.“

„Sorry, Frank, wenn ich Dir das jetzt so sage, aber Dein Problem ist nicht ungewöhnlich in längeren Beziehungen. Das Mädchen hat Mist gebaut, und dafür bekommt sie jetzt die Konsequenzen zu spüren, aber Frank, ganz ehrlich, Du musst bei Dir auch was ändern. Hättest Du Deinen Job als ihr Dom ernst genommen, hätte sie sich ihren Thrill nicht woanders holen müssen. Ich kenne den Typ. Sie braucht ab und an ein bisschen Drama. Und wenn Du ihr das nicht gibst, dann verschafft sie es sich eben selbst.“

„Du meinst, ich soll strenger mit ihr sein?“, fragte Frank irritiert.

„Strenger auch, aber vor Allem musst Du der Routine einer längerfristigen Partnerschaft die Stirn bieten. Man darf es sich als Dom einfach nicht zu bequem machen. Es muss aufregend bleiben. Du musst aufregend bleiben für sie. Zeig ihr, wer der Herr ist. Lass es sie spüren. Weißt Du was, ich wette mit Dir, dass sie die heutige Strafe nicht nur gut überstehen wird. Ich wette obendrein, dass sie in nächster Zeit wie ausgewechselt sein wird. Nicht, weil ihr die Strafe selbst gefallen hat, sondern weil es genau das ist, was ihr gefehlt hat bei Euch. Das Gefühl, dass Du es ernst meinst mit der Rollenverteilung und mit Strafen bei Verstößen.“

„Das kann schon sein. Ich werde Dich auf dem Laufenden halten. Also gut, dann bringen wir es mal hinter uns, ja?“



 Ivana hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Der dumpfe Nachschmerz der Züchtigung hatte kaum nachgelassen, aber so langsam hatte sie sich daran gewöhnt, und nahm ihn nur noch am Rande wahr. Doch als sie nun das Geräusch der schwarzen Reitstiefel im Flur hörte, die sich langsam näherten, wurde ihr schlagartig wieder bewusst, was sie jetzt erwartete. Und der Gedanke daran rief ihr den Schmerz der bereits erhaltenen Hiebe wieder ins Bewusstsein. Sie verspürte echte Angst, und als Frank und Lady S. den Raum betraten, zitterte sie am ganzen Körper.
Sie wand sich in den Fesseln, und fing an zu flehen: „Bitte Frank, ich habe meine Lektion gelernt. Bitte.“

„Wer hat vorhin bei der Ankündigung von 24 Rohrstockhieben noch frech gegrinst?“, ertönte Lady S' schneidende Stimme. Ivana zuckte zusammen. Die Frau hatte nun eine Tonlage, die fast genauso schneidend war, wie ihre Stockhiebe.

Frank legte Silke beschwichtigend den Arm auf die Schulter.
„Ivana, meine Liebe“, begann er. „Du selbst hast darum gebeten, dass man Dir - und ich zitiere - 'richtig den Po versohlt dafür'. Dafür, was Du getan hast. Du hast selber gesagt, dass Du eine richtige, echte Strafe brauchst. Und die bekommst Du nun. Ich tue das nicht gern, aber es muss sein. Für Dich, für mich, für uns. Um diese elende Angelegenheit aus der Welt zu schaffen.“
Er sah, wie Silke die Augen verdrehte.
„Wirst Du es für mich, für uns ertragen, Liebste?“, fuhr Frank ungerührt fort.
Ivana sank auf dem Bock förmlich in sich zusammen, und hauchte ein kaum hörbares „O.k.“.

Dieses Mal blieb Frank an Silkes Seite stehen. Den ersten Hieb steckte Ivana noch halbwegs tapfer weg, aber ab dem zweiten Hieb, den Silke mit unbarmherziger Strenge über ihren Po zog, begann sie wieder zu wimmern, und beim fünften brach sie in Tränen aus. Nach dem sechsten, noch strengeren Schlag, als Lady S. wieder ihre obligatorische kurze Pause einlegte, weinte sie hemmungslos.

Frank runzelte die Stirn. Das hatte er so nicht erwartet. Er ging um seine gefesselte Freundin herum, legte ihr die Hand unter ihr Kinn und hob sanft ihren Kopf an, so dass sie zu ihm aufsehen konnte. Sie blickte ihm in die Augen, mit einem Ausdruck, den er lange nicht gesehen hatte. Immerhin hörte sie auf zu weinen.
„Frank, bitte...“, begann sie, „Ich weiß, ich habe das verdient. Ich werde es hin nehmen. Für Dich... und für uns, aber Frank... Bitte bleib bei mir. Hilf mir, es zu überstehen. Es tut so verflucht weh, und ich weiß nicht, ob ich es sonst packe. Bleib, wo ich Dich sehen kann, bitte.“

Gerührt ging Frank vor Ivana in die Hocke, nahm ihre gefesselten Hände in die seinen, und hielt sie fest. Sie erwiderte den Druck, klammerte sich förmlich daran. Frank sah zu Silke auf, die nun auf Ivanas anderer Seite in Position war, und den Rohrstock hob. Er nickte ihr zu, und blickte dann wieder zu Ivana, sah ihr direkt in die Augen. Sie erwiderte seinen Blick. Ihre Augen weiteten sich, als Lady S. den Stock ein paar mal pfeifend durch die Luft sausen ließ.
Als der 19. Hieb fauchend auf ihrem Po landete, kniff sie Augen zu und presste ihre Lippen fest zusammen. Trotzdem stöhnte sie vor Schmerz. Sie schüttelte unwillkürlich den Kopf, wie um sich und der Welt zu beweisen, dass sie sich nicht unterkriegen lassen würde, öffnete die Augen wieder, und sah Franks Gesicht vor sich. Er wirkte besorgt, aber entschlossen. Und lag da nicht auch ein Hauch von Bewunderung in seinem Ausdruck?

Franks Hände gaben ihr den Halt, den sie brauchte. Beim 20. Hieb gelang es ihr sogar, den Blickkontakt nicht zu unterbrechen, obwohl er noch scheußlicher brannte als die Hiebe davor. Noch vier, und es war geschafft. Und mit dem 21. Hieb kehrte plötzlich die Wärme zurück. Der Schmerz des Einschlags war ebenso furchtbar wie die zuvor, aber der vertraute Unterton der Lust machte sich nun leise bemerkbar, wurde jedoch mit jedem weiteren Hieb stärker.

Für Frank war das eine neue Erfahrung. Er hatte unzählige Male Mädchenhintern versohlt. Mit der Hand, und mit allen möglichen Instrumenten. Er hatte mit Rohrstock und Gerte Striemen gezogen, die nicht viel anders waren, als jene, die nun den Po seiner Geliebten zierten. Aber noch nie hatte er einer Frau, die gezüchtigt wurde, dabei in die Augen gesehen. Und der Anblick berührte ihn zutiefst. Er kannte Ivana gut, war mit ihrer Mimik vertraut. Es war zu sehen, welche Qualen sie litt, dass die Schläge ihr furchtbar weh taten. Er sah aber auch ihre Hingabe und vielleicht sogar einen Hauch Dankbarkeit. Und er fühlte sich ihr so nah wie schon seit Monaten nicht mehr. In seinem Bauch tanzten Schmetterlinge, und in seiner Hose begann sich etwas zu regen.
Als sich nach dem nächsten Hieb ihr Blick veränderte, leicht absorbiert wirkte, und ihre Wangen begannen sich zu röten, wurde ihm klar, dass sie ganz ähnlich fühlte. „Silke hat Recht“, murmelte er, „Du bist und bleibst ein schmerzgeiles kleines Luder.“

Ivana war erneut in ihrem kleinen privaten Universum versunken. Ihr Po brannte entsetzlich, aber gleichzeitig kribbelte es in ihrem Bauch. Wie durch einen Tunnel blickte sie in Franks Gesicht. Langsam wurde ihr bewusst, dass er sie anlächelte. Dann spürte sie irgendwann seine Hand auf ihrem Kopf, spürte, wie er ihr über die Haare streichelte. „Du hast es überstanden, es ist vorbei“, hörte sie seine Stimme wie von weit her. Und als sie aus ihrer mentalen Versenkung auftauchte, wusste sie nicht, ob sie froh war, dass sie es überstanden hatte, oder bedauerte, dass es schon vorbei war. Die letzten beiden Hiebe waren die Härtesten gewesen, die sie je bekommen hatte, und doch hatte sie das Gefühl, jetzt immer weiter und weiter gehen zu können. Zuletzt hatten sich das golden-warme Kribbeln und der beißende Schmerz perfekt die Waage gehalten, und waren eine Symbiose eingegangen, wie sie es selten erlebt hatte.

Nur am Rande nahm sie wahr, wie Frank und Lady S. ihre Fesseln lösten, und ihr Liebster ihr schließlich auf die Beine half. Aber als Lady S. sie „tapferes Mädchen“ nannte, und Frank „Ich bin stolz auf Dich“ hinzufügte, und sie fest in seinen Arm nahm, fühlte sie sich plötzlich fast schwerelos.
„Danke“, hauchte sie nur.

Sie bekam nur schemenhaft mit, als Lady S. ihre Sachen zusammenpackte, und sich von ihnen beiden verabschiedete. Dann nahm Frank sie bei der Hand, und führte sie in ihr gemeinsames Schlafzimmer. „Komm, wir haben eine Menge nachzuholen“, raunte er ihr ins Ohr.

Und sie kam. Wie oft konnte sie später gar nicht mehr genau sagen.



 Der Sommer war noch nicht vorbei, Das Wetter war immer noch sehr warm, weswegen er wie so oft nackt geschlafen hatte. Auch das dünne Leintuch, das er anstatt einer Bettdecke verwendete, hatte er in der Nacht offenbar von sich geschoben. Trotzdem spürte er ein Gewicht auf seinen Beinen.
Frank schlug die Augen auf. Im Zimmer herrschte das gedämpfte Zwielicht eines frühen Sommermorgens. Draußen dämmerte es. Es musste noch sehr früh sein. Es dauerte einen Augenblick, bis er das angenehm warme Gefühl aus dem Traum mit dem verbinden konnte, was ihn geweckt hatte.
Sein Blick wanderte nach unten. Ivana lag auf der Seite, quer auf dem Bett, ihren Oberkörper auf seinen Oberschenkel ruhend, und betrachtete ihn von dort unten herauf. Auch sie war vollkommen nackt. Als sie bemerkte, das er die Augen geöffnet hatte, breitete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus.
„Oh, Du bist wach. Schön.“ flüsterte sie.
„Nicht wirklich“, wollte er erwidern, brachte aber lediglich ein „Wstfgl“ zustande.
„Oh, manche Teile von Dir scheinen schon ziemlich wach zu sein. Ich kann seit einer viertel Stunde kaum die Augen davon lassen.“ Zwischen ihnen, kaum zehn Zentimeter von Ivanas Gesicht entfernt, ragte steil und hart seine Morgenlatte auf. Ivana streckte ihren Zeigefinger aus, berührte ihn damit sanft am Schaft, und fuhr dann langsam mit der Fingerkuppe daran nach oben.
„Das können wir hier ja nicht so rumstehen lassen. Keine Sorge, ich kümmere mich mal darum, während Du in aller Ruhe richtig wach werden kannst, ja?“
Das klang nach einem guten Vorschlag, fand er. 



Ende Teil 1 - Fortsetzung folgt.